Helge Ostwald: "Emerald" + "High Quaters"

Helge Ostwald

Helge Ostwald, geb. am 7. August 1958, interessierte sich schon früh dafür, wie man Ströme und Spannungen zu möglichst eigenartigen Geräuschen umwandeln konnte. Dies führte zu allerlei merkwürdigen Gerätschaften, die in manischer Bastelwut erschaffen, oftmals schon bei der ersten Inbetriebnahme unter Rauch- und Geruchsentwicklung ihr Leben sofort wieder aushauchten (man kannte den Protagonisten auch als den "Mad Scientist"). Aber nicht alle Ergebnisse dieses konsequenten Forschungsdranges waren derart kurzlebig. So hatte sich doch bis Ende der 70er Jahre ein fast mystisches (niemand wußte so recht, warum es überhaupt funktionierte), selbstgebautes Instrumentarium angesammelt, bestehend aus analogen Sequencern, Oszillatoren, spannungsgesteuerten Filtern und Verstärkern, unterstützt durch einer, offensichtlich aus der Zunft der Alleinunterhalter stammenden, Drumbox MINI-POPS-JUNIOR (der Kult überhaupt: hauptsächlich Spulen und Kondensatoren, dazu ein als Rauschgenerator mißbrauchter Transistor und eine Rythmusmatrix, in der Mambo und Bossanova erkennbar dominierten; die Bastler wissen, was gemeint ist).
In dieser Zeit entstanden, unter Zuhilfenahme der damals angesagten Tonbandgeräte mit Trickschaltung, wüsteste und zeitlich ausuferndste Aufnahmen auf 18cm-Spulen, von denen heute leider nur noch wenige physisch existieren (der Rest in der Erinnerung, irgendwer hab`sie selig).
Ja, das war eine wilde Zeit. Internet und Memi gab`s da noch lange nicht.

Aber auch Helge Ostwald wurde mit zunehmendem Alter seriöser (böse Zungen reden von "angepaßter"). Er lenkte zunächst seinen Forschungsdrang in ein Studium der Nachrichtentechnik, wo er unter anderem lernen mußte, daß sich mit Strömen und Spannungen auch durchaus geräuscharme Ergebnisse erzielen lassen.
Nachdem dies Mitte der 80er Jahre überstanden war, wandte er sich wieder der alten Leidenschaft zu. Diesmal allerdings mit einem anderen finanziellen Background und weniger Zeit für die Erschaffung eigener klangerzeugender Prototypen.

Fazit: Die neuen Instrumente wurden käuflich erworben, das Homestudio hatte bald 8, dann 16 Spuren und sollte in noch ferner Zukunft digitalisiert werden (wer hätte das damals geglaubt?). Alte Kontakte wurden aufgewärmt, man versuchte sich als Keyboarder in der einen oder anderen Band. Auch eine sehr kreative Zeit, allerdings drehte es nicht mehr um die aberwitzigsten elektronischen Konstruktionen, sondern es ging nun (fast schon abstrakt) um Musik.

Im Laufe der Zeit wurde das Tonstudio perfektioniert, man arbeitete mit dem befreundeten Gittaristen Frank Becker zusammen und plante dann auch die Veröffentlichung von Tonträgern. Es sollte allerdings noch bis in die 90er dauern, bis sich dies letztlich verwiklichen ließ. Heute läßt sich schon auf eine recht umfangreiche und vielseitige musikalische Arbeit zurückblicken.
Es wurden andere Bands und Interpreten "produziert" (naja, die Demos natürlich), Aufnahmen für andere Produktionen manipuliert, geschnitten und gemastert. In dieser Zeit entstand auch Helge Ostwald`s bisher einzige eigene CD "Astounding Science, Amazing Fiction". Die Musik auf diesem Album beinhaltet noch viel von dem alten experimentellen Geist der 70er und 80er, blieb aber nicht unberührt von dem Einfluß des Jazz, Rock und Pop, dem man in all den Kollaborationen ausgesetzt war. So wurde es ein sehr rockiges, rythmisches Werk an dem auch der mitwirkende Gittarist Frank Becker seinen Anteil hat.
Weitere CD`s auf denen man die Mitarbeit von Helge Ostwald findet, sind z.B.. die Veröffentlichung des Jazzduos Frank Becker & Andreas Cutruneo "Dialogue" und die CD der Independentband Oblivion "Fragments".

"Emerald" und "High Quaters"

Die Titel, die hier vorgestellt werden, stammen aus der Zeit von "Astounding Science, Amazing Fiction". Das sehr kurze, aber typische Electronical "Emerald" ist auch bereits auf dieser CD veröffentlicht worden.
Das zweite Stück "High Quarters" unterscheidet sich im Charakter durch poppige und rockige Einflüsse doch recht von "Emerald", obwohl die Aufnamen ursprünglich einmal mit typischen Sequencertracks begannen.
Durch die Soundwahl (Slapbass) für die Basissequencen kamen jedoch sehr schnell neue Ideen, die das Stück dann in eine ganz andere Richtung brachten. Ein klassisches Beispiel dafür, wie sich ein Titel noch während des Aufnahmevorganges weitergestaltet. Der Weg führte über die kräftigen Drums zu verzerrten Gittarren und einem Samplesaxophon-Solo.

Wer sich weiter für die Musik von Helge Ostwald interessiert, ist herzlich eingeladen, seine Homepage im Internet zu besuchen und sich dort Audioclips weiterer Titel anzuhören.


Soundclips zu "Emerald" und "High Quaters"


Equipment

  • Yamaha DX7
  • Roland Jx3P
  • Siel Expander
  • Ensoniq Mirage
  • Prophet 2000
  • Yamaha TX16W
  • Akai S2000
  • Roland D110
  • Korg M3R
  • Yamaha SY77
  • Roland R8M
  • Alesis D4
  • diverse Effekte
  • Fostex B16
  • Soundcraft Mixer
  • Tascam DA30
  • PowerMac 8100 mit Session 8
  • Logic Audio


Veröffentlichungen


Kontakt

Weitere Informationen auch in der Rubrik MEMI-Makers.




Erstellt von: Christian Baum, Thomas Polaschek und Martin Rothhaar.