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Thomas Gruberski / Cathedral Of Light  
 
Thomas Gruberski
 
 

Transformatoren, Platinen, Kabel, elektronische Geräte, welche ihr Inneres preisgeben - und über all diesem der faszinierende Duft des Ozons: Dies war Thomas' erster Kontakt mit der Elektronik. Die vielen Geräte, welche sich im Arbeitszimmer seines Vaters, Elektroniker von Beruf, stapelten, strahlten für ihn von Beginn an eine grosse Faszination aus, welche sich später auf musikalischer Ebene fortsetzen sollte.

Mitte der Achtziger Jahre bekam Thomas, 1974 in Warschau (Polen) geboren, seinen ersten Computer. Auf diesem entdeckte er das Kompositions-Programm "Soundtracker". Aufgrund der "begrenzten" Möglichkeiten dieses Programms war er gezwungen, ausschliesslich synthetische Instrumente zu verwenden sowie auf den Einsatz der menschlichen Stimme zu verzichten.

Dies empfand Thomas jedoch nie als Nachteil: "Das Interessante an der elektronischen instrumentalen Musik ist es, einer Melodie, einem Akkord, einer Rhythmus-Sequenz, welche man geschaffen hat, auch die dazugehörige Klangfarbe zu geben. Jede Melodie benötigt die zu ihr passende Klangfarbe, eine Art Kleidung, wenn man so will, um sich am besten präsentieren zu können. Die Herausforderung besteht darin, die passenden Sounds zu kreieren und eine bestimmte Stimmung ohne die Hilfe von Worten zu vermitteln."

 


Der erste Synthesizer folgt im Jahre 1990, das Album "Cinemascope" wird 1994 im Eigenverlag veröffentlicht. Es stellt den Soundtrack zu einem imaginären, nicht existierenden Film dar und erreicht auf der 1994er "Top Tlen"-Liste des dritten polnischen Radiosenders Platz vier. Das Konzept von "Cinemascope" ist es, die Zuhörerinnen beim Hören ihren eigenen Film (im Kopf) "drehen" zu lassen. Man ist also dazu ermutigt, als Zuhörer eine neue, eine aktive Rolle zu übernehmen.

1995 erscheint "Omnipresence". Es erreicht auf der polnischen "Top Tlen"-Liste des Jahres 1995 den ersten Platz. "Omnipresence" ist weniger reflektiert als sein Vorgänger, dafür umso rhythmischer. Das Album beschäftigt sich mit der heutigen Allgegenwart der Technik und der Beziehung der Menschen zu ihr. Nicht die Technik sollte den Menschen kontrollieren, sondern der Mensch die Technik - dies gilt auch (und gerade) für Komponisten der Elektronischen Musik: obwohl die Musik mit Hilfe elektronischer Mittel geschaffen wird, sollte sie doch nie mechanisch, sondern menschlich klingen. Ob dies auf "Omnipresence" der Fall ist, bleibt freilich dem Urteil des Publikums überlassen.

Im Jahre 1999 gibt Thomas auf Einladung des belgischen Jean-Michel-Jarre-Fanclubs "TransJarre" ein Tribute-Konzert vor 600 Jarre-Fans, welche aus ganz Europa angereist sind. Dieses Konzert ist aufgrund der Zusammenarbeit mit einem Chor und einem symphonischen Orchester einerseits sowie der aufwendigen Light-Show andererseits sein bis dato ehrgeizigstes Live-Projekt. Die an diesem Abend gespielten Kompositionen des französischen Pioniers der elektronischen Musik werden in einer limitierten Auflage auf dem Album "Protuberance" veröffentlicht.

 


Im Juni 2000 erscheint das Album "Spacetime Adventures". Als weiteres Konzeptalbum reflektiert dieses Werk die Theorien der modernen Physik: Relativiät der Zeit, Teilchen, welche sich mit Überlichtgeschwindigkeit bewegen, Parallelluniversen - Theorien, welche auf die Wirklichkeit treffen, Märchen - und gleichzeitig die Gesetze, welche unser Universum beherrschen. Es scheint, dass die Wissenschaft die Science-Fiction-Welt überholt hat; heute fühlen sich viele Science-Fiction-Autoren durch Physiker inspiriert, und nicht mehr umgekehrt.

In diesem Zusammenhang gibt es aber auch noch einen anderen Aspekt: Die Raumzeit begrenzt und bestimmt die Gesetze für alles, was sich um uns herum ereignet, unsere eigenen Handlungen mit eingeschlossen. Jedes Ereignis in unserer Welt ist eine Art "Raumzeit-Abenteuer": Die Menschheit ist den drei räumlichen Dimensionen, und der vierten, der Zeit, unterworfen. Mit John Gribbins Worten: "Die dreidimensionale Welt um uns herum ist im wesentlichen ein Schatten der vierdimensionalen Raumzeit."

Im Februar 2001 schreibt die offizielle Jean-Michel Jarre-Website www.jarre.net einen Wettbewerb aus: Gesucht werden die besten Remixes des neuen Jarre-Stücks "Hey Gagarin", welches auf dem neuen Album "Metamorphoses" erschienen ist. Thomas nimmt teil und belegt den dritten Rang. Sein Beitrag kann auf www.jarre.net heruntergeladen werden.


 


Cathedral Of Light

"Cathedral Of Light" ist in relativ kurzer Zeit entstanden, was mich selber erstaunt hat - normalerweise arbeite ich sehr lang an meinen Stücken, "kämpfe" teilweise geradezu mit ihnen, aber bei diesem war es anders: Er ging alles ganz leicht. Ich hatte die Melodie des Refrains eines Morgens im Kopf, kurz nachdem ich aufgewacht war. Ich spielte die Melodie ein, und das Übrige kam sehr schnell, wie von alleine.

Welche Geschichte erzählt "Cathedral Of Light"? Nun, für mich eine Liebesgeschichte, mit einem sehr persönlichen Hintergrund. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, nur eines noch: Was für mich gilt, muss nicht für andere gelten - das Stück ist sehr demokratisch strukturiert: Jede Zuhörerin, jeder Zuhörer kann sich von "Cathedral Of Light" seine eigene, persönliche Geschichte erzählen lassen. - Viel Vergnügen!

mp3-Soundclip "Cathedral Of Light"

 
 
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last update: 2001-07-29