MEMI Software-Test

 

Applied Acoustics Ultra Analog VA-1

Warmer Sound, analoge Inspiration

 

Hersteller Weitere Infos Preis
Applied Acoustics Software-Synth ... € 199,-
       

 

Wir hatten ja hier bei MEMI schon öfter das Vergnügen, Produkte der kanadischen Softwarefirma Applied Acoustics zu testen - zuletzt den Tassman 4 und davor den Lounge Lizard, das legendäre Rhodes- und Wurlitzer-Plugin, das es übrigens seit kurzem in einer neuen Version 3 gibt - mit zahlreichen Verbesserungen.

Die Produkte von AAS werden ja von vielen angesagten Produzenten benutzt - z.B. Akufen oder auch Deadbeat, der selber früher bei AAS arbeitete und nun beim Berliner Label Scape futuristischen, minimalistischen Elektro-Dub veröffentlicht. Er ist bekennender Tassman User, und während das Flagschiff von Applied ein modulares System ähnlich Reaktor ist, und neben Synths auch Audioeffektprozessoren damit gebaut werden können, ist der Ultra Analog ein reiner Synthesizer. Es ist kaum zu glauben, daß Deadbeat nur mit Software arbeitet, wenn man Alben wie "New World Observer" hört - aber die lebendigen, raumfüllenden Tracks sind wohl die beste "Werbung" für computerbasierte Produktion. Ein interessantes Interview mit Deadbeat findet man hier.

Der VA-1 (für "Virtual Analog Synthesizer") hat zwei Oszillatoren, eine Noise-Quelle, zwei Filter mit mehreren Modi, zwei LFOs, vier Envelope-Generatoren und zwei Amplifier. Die Oberfläche zeigt zwei symmetrische Reihen, die entsprechend dem internen Signalfluß des Synths dargestellt sind. Links vom Hauptpanel befindet sich der Steuerungsteil mit Performance- und MIDI-Modulen. Ganz oben schließlich die Effektsektion und Mastereinstellungen einschließlich des Aufnahmemoduls.

 

VA-1 GUI

Der Ultra Analog ist ähnlich den anderen Produkten von AAS aufgebaut - und daher fällt die Orientierung leicht. Alles ist sehr übersichtlich angeordnet - von den LFOs bzw. dem Noise-Generator geht das Signal in einen Pre-Filter Mix, von dort in zwei von Filter Envelopes gesteuerte Filter, wahlweise von Filter 1 in Filter 2 (seriell) oder separat, dann in die Amplifier Section und schließlich die Effekte. Modulationsquellen stehen für jeden Oszillator, Filter und Amplifier zur Verfügung; außerdem hat der Ultra Analog zwei loopbare und anschlagsdynamische Envelope-Generatoren für die Filter und Amp-Module. Die Effekte in der Output Sektion sind Reverb, Delay (auch syncbar) und Chorus, wobei die Reihenfolge der Effekte variiert werden kann.

Wie schon bei den anderen Instrumenten von Applied Acoustics Systems hat auch der VA-1 auf der linken Seite alle Presets und eigene Sounds Finder-artig aufgelistet, was für große Übersichtlichkeit sorgt. Der VA-1 lässt sich extrem intuitiv bedienen - und das ausführliche Benutzerhandbuch (als PDF) erklärt alles in der wünchenswerten Ausführlichkeit. Die zahlreichen Möglichkeiten, Module zu aktivieren oder auszuschalten, laden zum Experimentieren ein. Und wenn man einen guten Sound gefunden hat, kann man ihn statt abzuspeichern auch einfach mit dem Recorder aufnehmen.

Dank seiner flexiblen Architektur sind eine Vielzahl unterschiedlichster Sounds möglich. Die Factory Presets zeigen schon die enorme Bandbreite des Instruments auf. Es ist sehr inspirierend, ausgehend von einem fertigen Sound den Analog VA-1 zu erforschen und eigene Klänge zu schrauben. Von Orgel- über Space-Pads bis Drums-Sounds ist alles möglich! Ein echter Tipp ist auch die User Library auf der AAS-Webseite - hier wird man garantiert fündig, falls man selber keine eigenen Presets bauen will. Durch die Unterstützung diverser Plug-In-Formate sollte der Ultra Analog auch in den meisten Hostprogrammen einzubinden sein - auf dem Mac werden beispielsweise VST, Audio Unit und RTAS unterstützt.

Selbst auf einem G4 Powerbook lief der neueste Synth aus dem Hause Ultra Analog flüssig - zumindest im Standalone-Betrieb. Die Minimum-Anforderungen sind mit einem G4 733 Mhz nicht sehr hoch und auch die Unterstützung der Betriebssysteme 10.2 bis 10.4 ist lobenswert - so ist man nicht unbedingt gezwungen auf das neueste OS aus dem Hause Apple upzugraden. Wann es den Synth für Intel-Macs gibt, ist noch nicht klar, angekündigt sind kompatible Versionen für alle AAS-Produkte.

Natürlich gibt es auf dem Markt viele Mitbewerber - von Branchengrößen wie Native Instruments, über Produkte kleinerer Entwickler bis hin zu von Hostprogrammen nativ unterstützte Formate wie die von Ableton (Operator) oder Logic. Während letztere teils im Preis inbegriffen und daher sehr günstig, teils aber separat erworben werden müssen, und viele davon sehr gut klingen - sie haben eben den Nachteil, nur in ihrer Host-Umgebung zu funktionieren. Den anderen Softsynths gegenüber hat der Ultra Analog Synth den Vorteil seines absolut warmen, vollen Sounds - seit jeher eine Stärke von Applied Acoustics. Möglicherweise aufgrund von Mitarbeitern wie dem oben genannten Deadbeat hat diese Firma schon immer verstanden, Instrumente zu entwickeln, die eine für die rein digitale Welt unerreichte Rundheit und Fülle im Sound darstellen.

Seine tolle Flexibilität und, noch wichtiger, der extrem warme, analog-ähnliche, fette Sound, haben den VA-1 im Nu zu einem unverzichtbaren Teil meiner Instrumentesammlung werden lassen. Mein Tipp: Auf alle Fälle die Demo Sounds auf der Applied Acoustics-Website anhören. All jenen, die keine eigenen Instrumente entwerfen wollen (für die etwa Tassman geeigneter wäre), ist dieser inspirierende Synthie absolut zu empfehlen. Der Preis geht für das, was geboten wird, absolut in Ordnung.

Pro

  • Warme Sounds
  • Stabile, gute Performance

Kontra



Weiterführende Links bei MEMI:

Weitere Links zum Thema:

Weitere Tests bei MEMIs Equipment & Recording Ableton Live
MEMI Makers Link-Datenbank Gute, informative Site (auf englisch) über Neuigkeiten im Digitale-Audio-Bereich
MEMI bietet Tipps & Tricks fürs Homerecording! Homepage des Autors
Tools und Sounds gibts bei den Downloads.

Autor: Roland Reinke , 05.10.2006 Ein Service von MEMI.