MEMI Software-Test

 

WAVES Restoration-Bundle V1.0.1

PlugIn-Paket für Audiorestauration


von Christian Schimmöller

 

Hersteller/Vertrieb Art der Software erhältlich für Preis
WAVES PlugIn-Paket für Audiorestauration MacOS / Windows € 1529,-- (UVP)
€ 1425,-- (Straßenpreis)
       

 

Waves Restoration Bundle Box

Die Ankündigung des israelischen Herstellers Waves, ein PlugIn-Paket für die Restauration von Audiomaterial herauszubringen hatte mich recht neugierig gemacht, denn von Waves ist man ja bekanntermaßen PlugIns allererster Güte gewohnt. Da es im Bereich von Entrauschen oder Entknacksen von Audiomaterial bisher für den Normal-Anwender, der sich keine Top-Workstation wie ein Sonic-Solution oder eine Cedar Hardware leisten kann, doch ein recht überschaubares Angebot an Lösungen gibt, ist das Waves Paket eine sinnvolle Ergänzung. Waves möchte hier den Schwerpunkt vor allem auf eine leichte Bedienbarkeit bei hervorragender Qualität legen.
Das Restauration-Bundle besteht aus den vier PlugIns X-Click, X-Crackle, X-Noise und X-Hum. Die PlugIns benötigen ein Host-Programm und unterstützen über das Waves typische Wave-Shell System die Formate VST, RTAS, MotU MAS (nur Mac), Audiosuite (nur Mac) und DirectX (nur Windows). Da wäre schon der erste Kritikpunkt: der Support für die Premiere Plattform wurde von Waves mit der Waveshell Version 3.0 stillschweigend eingestellt. Nach langem Wundern, warum denn der Updater partout keine Premiere-WaveShell installieren wollte, findet man dann zufällig irgendwann heraus, dass das Format nicht mehr unterstützt wird. Das ist deswegen ärgerlich, da Programme wie z.B. Logic oder Peak das Premiere-Format als einziges Offline PlugIn Format anbieten. Als Konsequenz muss man jetzt eine Bearbeitung entweder in Echtzeit ausführen, oder jeden Schritt extra "bouncen".
Damit kommen wir zum nächsten Haken an der Sache. Damit man das Restauration-Bundle parallel zu anderen Waves PlugIns auf seinem System laufen lassen kann, muss man mindestens Version 3.2 installiert haben, das heißt es werden je nachdem eventuell kostenpflichtige Updates fällig, oder man muss die PlugIns deaktivieren.
Als Systemvoraussetzung empfiehlt Waves mindestens G3 oder G4 Prozessor (Mac), bzw. Pentium III Systeme (PC). Soviel sei aber schon vorweg verraten: der Leistungshunger der PlugIns ist für solch eine komplexe Aufgabe sehr moderat ausgefallen. Auf meinem mittels G4/450-Karte aufgebohrten alten Mac war ein gleichzeitiger Echtzeitbetrieb aller vier PlugIns problemlos möglich.
Die Bearbeitungs-Algorithmen der PlugIns wurden diesmal nicht rein von Waves selbst programmiert, sondern stammen zum Teil von der deutschen Firma Algorithmix GmbH und sollen neueste Erkenntnisse aus der Psychoakustik beinhalten, was auch immer das heissen mag.
X-Click Screenshot X-Click ist darauf spezialisiert sowohl heftige Vinylknackser als auch digitale Spikes (z.B. durch fehlerhafte Übertragung oder Synchronisations/Clock-Fehler verursacht) möglichst ohne störende Nebenwirkungen zu entfernen. Dies gelingt auch nach kurzer Einstellzeit hervorragend. Mittels zweier Regler kann man die Ansprechschwelle regulieren und festlegen, ob es sich um eher kurze Störungen (digital) oder längere Überschwinger handelt wie es bei Schallplatten der Fall ist. Ganz besonders hervorheben muss man hier den 'Difference'-Schalter, der den Ausgang des PlugIns auf Ausgabe der normalerweise aus dem Signal entfernten Anteile schaltet. Damit kann man prüfen, ob das PlugIn auch tatsächlich nur Störgeräusche entfernt oder ob nicht doch schon Teile des Schlagzeug-Attacks als Knackser erkannt werden. Sehr praktisch!

Eine Wunderwaffe ist das X-Click PlugIn zwar nicht, aber im Ergebnis deutlich besser als sämtliche vergleichbaren PlugIns. Bei schwierigem Material macht es eine besonders gute Figur, denn wo andere PlugIns gerne schon bei Schlagzeug den Attack wegnehmen, besonders bei elektronischen Drumsounds, lässt X-Click die Beats noch knackig. (siehe Hörbeispiel1(mp3): unbearbeitet | bearbeitet) Allerdings werden auch nicht immer alle Knackser erkannt, so dass im (allerdings seltenen) Einzelfall noch eine Nachbearbeitung von Hand nötig ist.

Bei einem meiner Erfahrung nach typischen Problemfall versagt allerdings auch X-Click: Bei einer Synthesizer-Pulswelle mit kleiner Pulsbreite (PWM- oder Hardsync-Sound) wird der Sound heftig angegriffen, wie es im Mittelteil dieses Hörbeispiels sehr gut zu hören ist. (Hörbeispiel2(mp3): unbearbeitet | bearbeitet) Dieses grundsätzliche Problem kann man zwar Waves nicht vorwerfen, ist aber nach wie vor ungelöst und hier muss immer noch mit der Hand bearbeitet werden.

Bei dem Versuch den PlugIn-'Threshold' Parameter an dieser Stelle mittels der Logic-Automation herunter zu fahren stellte ich ein Problem in der Wiedergabe der Automationsparameter fest. Der 'Threshold' liess sich nicht auf '0' einstellen, obwohl dieser Wert in der Automation aufgezeichnet wurde. Das PlugIn blieb immer bei minimal '0,7', was für diesen Fall schon zuviel war. Da man ja mangels geeigneter Offline-Schnittstelle (s.o.) nicht abschnittsweise arbeiten kann, ist hier Fummelei angesagt. Dank der sehr guten Dokumentation des gesamten Pakets ist aber die zu kompensierende Verzögerung des PlugIns schnell ermittelt: X-Click braucht (ebenso wie X-Crackle) 2624 Samples für seine Bearbeitung.

X-Crackle Screenshot X-Crackle ist mehr als X-Click darauf spezialisiert die kleinen "Knisterer" aus dem Audiomaterial zu entfernen und sollte deswegen bevorzugt hinter X-Click eingesetzt werden. Das funktioniert soweit ganz gut,  einen kontinuierlichen leisen Prassel-Teppich von Platten in schlechtem Zustand kann man damit aber allerdings nicht so gut entfernen, wie es bei den absoluten High-End Systemen der Fall ist. Dem verbleibenden "Teppich" kann man jedoch mittels X-Noise zu Leibe rücken. Gut ist hier ebenfalls die Möglichkeit, das entfernte Signal abzuhören, auch die optische Darstellung der Arbeit des PlugIns ist gelungen.
X-Noise Screenshot X-Noise soll nun neben typischem Band- oder Verstärker-Rauschen auch andere gleichförmige Störgeräusche, wie Z.B. Klimaanlagen- oder Kamera- und Lüftergeräusche reduzieren, was vor allem bei der Nachbearbeitung von Filmton gefragt ist. Die Bedienung gestaltet sich hier besonders einfach. Wenn man einen Ausschnitt des Materials findet, auf dem die Störung alleine zu hören ist, kann man das PlugIn mittels der 'Learn'-Funktion darauf einrichten und das Ergebnis als 'Noise-Profile' speichern, dann sind nur noch geringe Einstellarbeiten nötig und man hat schon ein gutes Ergebnis. Wenn man keine Passage ohne Nutzsignal findet, kann man aber auch von vorgegebenen Profilen ausgehen. Hier sind auch, wie bei allen Waves PlugIns, hervorragende Presets als Ausgangsbasis vorhanden. Mittels einiger weiterer Parameter kann man das dynamische Verhalten des Entrausch-Vorgangs dem Material anpassen, wodurch sich z.B. Nachhall gut erhalten lässt. Auch lässt sich nochmal insgesamt beeinflussen, wie stark das System hohe Frequenzen reduziert, sehr gut. Vor allem hier ist die 'Difference'-Funktion wieder besonders wertvoll, denn man kann genau hören, ab wann man schon Nutzsignal entfernt und das PlugIn entsprechend zurückregeln. Die grafische Darstellung ist ebenfalls sehr praktikabel. Das Ergebnis kann sich durchaus hören lassen. Wenn auch spezial-PlugIns wie z.B. Ionizer hier noch detailliertere Eingriffsmöglichkeiten bieten und somit in wirklich schwierigen Fällen noch ein Quäntchen besser sind, so bekommt man aber bei X-Noise eindeutig wesentlich schneller und leichter zu einem guten Ergebnis.
X-Hum Screenshot X-Hum ist nun schliesslich darauf ausgerichtet, statische Störtöne wie vor allem Netzbrummen oder Einstreuungen von Lichtkablen zu reduzieren. Technisch gesehen ist das PlugIn lediglich ein steilflankiger Equalizer mit Notch-Charakteristik, jedoch sind die 8 Bänder praktischerweise fest auf die Oberwellen der Grundfrequenz gekoppelt und können im Gegensatz zu üblichen EQs eine Güte (Q) von bis zu 60 (!) und eine maximale Absenkung von bis zu 60dB erreichen. Man muss also nur die Grundfrequenz eines Brumms einstellen (z.B. 50Hz) und die restlichen Bänder stellen sich automatisch auf die Oberwellen ein (also 100, 150, 200, etc.). Das Finden der richtigen Frequenz wird durch die 'Inverse'-Funktion unterstützt bei der die Störkomponenten angehoben und die restlichen Signale abgeschwächt werden. Sehr schön ist die Möglichkeit, die Gains der einzelnen Bänder noch separat verändern zu können, so kann man auch nur die Frequenzen rausnehmen, wo wirklich eine Störung vorhanden ist. Ausserdem mit an Bord ist noch ein einstellbarer Hochpassfilter mittels dem man tieffrequentes Rumpeln oder eine Gleichspannung wirkungsvoll unterdrücken kann. Zum Entfernen von Netzbrummen ist das PlugIn sehr gut geeignet, auch wegen seiner schnellen Einstellmöglichkeit. Die Frequenz des Brumms sollte aber möglichst gleichbliebend sein. Bei stark Impulshaltigem Material bekommt man bei hoher Filtergüte allerdings eventuell deutliche Nachschwinger der resonierenden Bänder.

Insgesamt kann man dem Waves Restoration-Paket eine sehr gute Leistung bescheinigen. Im Einzelfall mögen hier spezielle High-End Lösungen vielleicht noch etwas überlegen sein, aber für die normalen Problemfälle reicht das Paket voll und ganz aus. Die Ergebnisse sind durchweg brauchbar und lassen das Klangmaterial weitgehend unbeschädigt. (siehe Hörbeispiel3(mp3): unbearbeitet | bearbeitet ) Bei richtiger Einstellung sind nur wenige bis gar keine Rückstände (Artefakte) der Bearbeitung zu hören. Die Stärke der PlugIns liegt eindeutig in der schnellen Bedienbarkeit, die durch gute und praxisgerechte Presets untertützt wird. So ist das Paket zum Beispiel ideal für Rundfunk- bzw. Reportage-Post Produktion, wo möglichst schnell zwar eher unkritisches aber mitunter sehr stark gestörtes Material bereinigt werden muss. Die Anleitungen (nur Englisch) sind kurz und gut und geben genügend Tipps für die richtige Vorgehensweise. Als Minuspunkt muss man den recht hohen Anschaffungspreis von €1425,-- betrachten. Sicherlich bekommt man hier beste Qualität geboten, aber dieser Preis dürfte viele potentielle Benutzer abschrecken, zumal Konkurrenzprodukte teilweise günstiger sind. Das ist schade, denn qualitativ und Bedienungstechnisch hat Waves die Nase vorn.

 

Hörbeispiele zum Test mit Erklärungen (mp3, 128kBit)

Beispiel 1a (908k) Original, unbearbeitet von Vinyl
Besipiel 1b (900k) bearbeitet mit X-Click und X-Crackle
Ein nicht erkannter Knackser an Anfang, sonst sehr gut; problematische Drumsounds gut erhalten und "knackig".
Beispiel 2a (600k) Original, unbearbeitet von Vinyl
Beispiel 2b (628k) bearbeitet mit X-Click und X-Crackle
Gut: Knisterfreiheit in den Räumen nach der Snare, Sync-Sound in der Mitte aber "zerfräst".
Beispiel 3a (892k) Original, unbearbeitet von Vinyl, mit Brumm
Beispiel 3b (888k) Bearbeitet mit allen vier PlugIns (X-Click->XCrackle->X-Hum->X-Noise) Der satte Brumm am Anfang ist weg, ebenso Knackser und Rauschen. Bearbeitung gelungen, Klang sauber, Transienten noch vorhanden, Höhen und Räume noch klar trotz entrauschen.

Pro

  • hohe Qualität
  • gute Bedienbarket

Kontra

  • hoher Anschaffungspreis

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Zum Autor:

Christian Schimmöller betreibt ein eigenes kleines Mastering-Studio (Circle of Sounds) und arbeitet beim Bayerischen Rundfunk in der Studioproduktion.
Kontakt: chris@circleofsounds.de


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Autor: Christian Schimmöller, 01.02.2002 Ein Service von MEMI.