MEMI Software-Test

 

Ableton Live 5

Update Test

 

Hersteller/Vertrieb Art der Software erhältlich für Preis
Ableton Audio/MIDI-Sequenzer Windows 2000/XP € 499,- (Vollversion)
  mit speziellen Live-Features Mac OS X (ab Version 10.2.8) € 119,-/149,- (Upgrade von Live 4, Download/Paket)
      € 169,-/199,- (Upgrade von Live 1-3, Download/Paket)

 

Nach einer ausgedehnten Betatest-Phase (sowohl intern, als auch öffentlich) wurde in diesem Sommer die neue Version von Live vorgestellt.
Seitdem wir hier bei MEMI die Version 1.x getestet haben, hat sich ja einiges getan (siehe auch die weiterführenden Links am Ende des Artikels zu allen Berichten über die Vorgänger-Versionen und zum Test des ersten virtuellen Instruments von Ableton, "Operator"). Nichtsdestoweniger haben sich die "Abletonians" nicht lumpen lassen und neben neuen Icons für die Anwendung und Live-Files (jetzt in Schwarz statt im wohlbekannten Froschgrün) wieder einige innovative neue Features eingeführt.

Neue Features der Version 5

Ein gerade für User mit betagteren Computern willkommenes Feature soll hier den Anfang machen: Clip Freeze "friert", ähnlich wie z.B. in Logic, den jeweiligen Track ein, so dass die für rechenintensive Echtzeiteffekte- und Instrumente benötigte CPU-Leistung wegfällt. Trotzdem bleiben die jeweiligen Tracks - es werden für alle Clips Samples generiert - aber "improvisatorisch" steuerbar. Mit Hilfe der neuen Kontextmenus kann diese und andere Funktionen ausgeführt und auch wieder rückgängig gemacht werden.


Die neue Clip Freeze Funktion

Eine ebenfalls komplette Überarbeitung fand im Transportbereich statt. Hier wurde über dem Arrangement eine sogenannte "Scrub"-Area geschaffen. Der Mauspfeil wird zum Lautsprecher und das Arrangement wird ab dem nächsten Punkt der im Quantisierungsfeld eingestellten Rasterung abgespielt - bei gehaltener Maustaste auch im Loop. Wiedergegeben wird immer von dem selektierten Punkt im Arrangement (an dem ein Pfeil blinkt) oder, wenn Clips ausgewählt sind, vom Anfang der Auswahl. Weiterhin wurden Locators eingeführt, die man im Arrangement einfügt und direkt anspielen kann - auch per Midi-Steuerung. Auch im Clip-View kann analog gescrubbed und ab Stellen entsprechend dem Raster wiedergegeben und im Loop wiedergegeben werden.

Weiter geht es mit dem Track Delay - in Live kann nun die durch Plug-ins entstehende Verzögerung beim Monitoring kompensiert werden. Sehr praktisch besonders beim Echtzeiteinspielen von Audiomaterial, aber auch bei virtuellen Instrumenten. Auch für einzelne Tracks kann die Delayzeit separat kompensiert werden.

Besonders die DJ-orientierten Live-User wird freuen, dass man nun auch die Audioformate MP3, Ogg Vorbis, Ogg Flac und Flac direkt in Live importieren kann. Hierdurch wird plötzlich die gesamte MP3-Library verfügbar für Remixe und DJ-Sets. Lange wurde nach diesem Feature verlangt, und für eine bestimmte Zielgruppe mag Live dadurch auch als virtueller Plattenspieler interessant werden. Erleichtert wird die Arbeit mit solchen Audiotracks durch das Auto-Warping - hierbei wird das Tempo automatisch errechnet und Warp-Marker entsprechend gesetzt. Nach der Analyse wird das File im gerade eingestellten Tempo abgespielt. Erfreulicherweise gibt es auch ein Batch Analyse, bei der alle Samples in einem bestimmten Ordner bearbeitet werden - dadurch entfällt das Warten, bis der Clip abspielbereit ist. Falls Autowarp nicht so analysiert wie man will, kann man dem Algorithmus mitteilen, ob er beispielsweise nur ab einer bestimmten warpen soll oder auch, wo die "Eins" des Files definiert sein soll.
Mit einem neuen Warp-Modus ("Complex") kann man ganze Musikstücke bzw. Mixdowns in erstaunlich guter Qualität - natürlich bei deutlich erhöhter CPU-Last - transponieren.

Effekte

Nicht nur beim Bearbeiten, Workflow und Importieren gibt's Neuigkeiten, auch an der Effektfront hat sich was getan. Die "Neuen" heißen Phaser, Flanger, Auto Pan, Saturator (inspiriert von der Sättigung durch Röhren-Gitarrenverstärker bzw. deren Verzerrung, sehr gelungen) sowie Beat Repeat und Arpeggiator (inklusive Quantisierbarkeit des arpeggierten Patterns und Transponierfunktion). Was die ersteren tun, dürften klar sein, Beat Repeat schafft auf höchst eigenwillige Weise stotternde, geschreddete, auch verstimmte Schnipsel von Teilen des Audiofiles, das man durch ihn hindurchjagt.


Beat Repeat

Sprich: Autechre auf Knopfdruck? Nicht ganz, man muss sich schon ein wenig damit auseinandersetzten, und durch Variationsparameter kann das Resultat jedes Mal anders klingen.
Desweiteren wurden einige der "alten" Instrumente verbessert bzw. im Funktionsumfang erweitert.

Neues im Browser


Die neue Suchfunktion im Browser

Doch mit all dem nicht genug: Auch im Browser hat sich was getan - dort wurde ein Suchfunktion eingeführt - endlich! Außerdem lassen sich nun Live-Sets ganz oder teilweise in andere Sessions importieren - denn das Live-File kann nun ähnlich wie ein Ordner aufgeklappt werden, so dass man einzelne Tracks davon in die Session ziehen kann. Das sieht dann so aus:

Auch die Presets für Plug-Ins werden nun durch den Browser statt im Plug-In-Fenster selber geladen (siehe Abbildung) - eher gewöhnungsbedürftig, wie ich finde. Mit dem Browse-Button im Plug-In kommt man allerdings sofort wieder zum Preset zurück. Die Live-Clip Funktion ist höchst willkommen: Es lassen sich Clips aus dem geöffneten Arrangement durch Drag&Drop in den Browser direkt auf der Festplatte speichern. Dies funktioniert mit Audio und Midi-Clips gleichermaßen.


Auswahl der Plug-In-Presets im Device-Browser

Es lassen sich auch ganze Effekt/Instrument-"Ketten" zusammenfassen, d.h. Kombinationen sind dann als ein einziges neues, aus mehreren Plug-Ins bestehendes Plug-In gespeichert - und können in dieser Zusammenstellung auch wieder aufgerufen werden.

Fazit

Wie man sieht, hat sich Ableton nicht lumpen lassen und neben den oben genannten noch ein paar weitere "Kleinigkeiten" (wie direkte Kompatibilität mit der Mackie Control) ebenfalls neu im Angebot. Das heißt ganz klar: Für User früherer Ableton-Versionen ist dieses Update ein "No-Brainer", und all jene, die Live noch nicht kennen, sei empfohlen, sich schnellstens die Demoversion von der Ableton-Website herunterzuladen und das Ganze mal ausgiebig zu testen. - Aber Vorsicht bitte: Abhängigkeitsgefahr!


Pro

  • Neue Effekte
  • Neue Organisationstools
  • Freeze-Funktion
  • MP3-Import
  • Stabilität

Kontra

  • -


Weiterführende Links bei MEMI:

Weitere Links zum Thema:

MEMI-Test: Ableton Live 4 Update Ableton (Hersteller)
MEMI-Test: Ableton Live 3 Ableton User-Forum
MEMI-Test: Ableton Live 2
MEMI-Test: Ableton Live 1.5 Update
MEMI-Test: FM-Synth: Ableton Operator
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Autor: Roland Reinke, 21.10.2005 Ein Service von MEMI.