MEMI Hardware-Test

 

Alesis Quadrasynth S-5

PCM-Synthesizer

 

Hersteller Features
Alesis 76 Tasten, Aftertouch, 8 MB Sample ROM, subtraktive Synthese,
  LP-Filter o. Resonanz, komplexe Modulationsmatrix, ADAT-Ausgang, RAM-Card Slot
  Version "Plus Piano" mit zusätzlichem 8-MB-Piano, Erweiterung per Sample-ROM-Cards (4-8 MB)

 

Der Quadrasynth S-5 war der erste Synthesizer der amerikanischen Firma Alesis, die sich bis dahin v.A. durch Drumcomputer oder Peripheriegeräte wie z.B. den Quadraverb einen Namen gemacht hatte, zumal meist ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis geboten war. Dem entsprechend gespannt war die Musikerwelt auf den S-5, der dann aber recht lange auf sich warten ließ und bei seinem Erscheinen schon nicht mehr so revolutionär daher kam wie bei seiner Ankündigung.

Außen und Innen

Alesis Quadrasynth Tastaturversion Das Augenfälligste ist zuerst einmal das Design des S-5. Die futuristisch anmutenden Rundungen beim schwarz-grauen Kunststoffgehäuse mit seinem riesigen tellerförmigen Lautstärkeregler, einem großen LC-Display, einigen Tastern, zwei recht kleinen Handrädern und den vier "Quad Knobs" zur Werteeingabe sorgen fürs Star-Trek-Feeling. Hinten finden sich zwei Main- und zwei Aux-Audioanschlüsse, letztere werden immer ohne Effekte gefahren. Hinzu kommt die MIDI-Schnittstelle, ein Kopfhöreranschluß, ein Einschub für eine PCMCIA-Card zur Speichererweiterung und Eingänge für ein Sustain- und zwei Controllerpedale. Als Besonderheit ist das Gerät mit einem 48 kHz-Word Clock Eingang und einem vierkanaligen optischen Digitalinterface zur Synchronisation und Aufnahme mit einem ADAT-Recorder ausgestattet. Hier hat Alesis also schon recht früh auf ein volldigitales Studiokonzept gebaut. Anderen Herstellern schien zumindest die direkte ADAT-Anbindung eines Synthesizers herzlich egal zu sein, und so blieb der S-5 damit allein auf weiter Flur.

Innerlich wirkt der Quadrasynth jedoch umso langweiliger: Ein Sample-ROM speist die 64 Oszillatoren (=Stimmen) und durchläuft dann eine subtraktive Synthesesektion sowie ein Effektgerät. Interessant sind hierbei wohl die 64 Stimmen, die bei Erscheinen noch eine Besonderheit waren und mit denen dem S-5 so schnell nicht die Puste ausgeht, sowie die Tatsache, dass das Effektgerät im Prinzip dem Quadraverb entspricht und damit eine für einen internen Effekt hervorragende Qualität bietet.

Dem Rohmaterial...

Die Klänge werden aus 16 MB Sample-ROM rekrutiert, was sich damals in der Werbung schön las, sich aber bei näherer Betrachtung als ganz simpel erwies, weil Alesis wegen des Digitalanschlusses nicht die aufwendigen Datenreduktionsalgorithmen anderer Hersteller anwenden konnte und die Samples deshalb unkomprimiert belassen musste. Dies nur als Hinweis, denn nichtsdestotrotz ist der Speicher gut ausgenutzt worden, was die Qualität des Materials anbelangt. Highlights sind hier sicher die Drums, die teilweise vom hauseigenen D-4 kommen und sehr dynamisch und lebendig klingen. Sehr schön sind auch die Flöte und die Orgeln, während bei Klavier und Streichern eher durchschnittliche Kost geboten wird.

Als besonders grässlich erweisen sich Soloinstrumente aus der Streich- und Blasfraktion. Sie alle kommen eiskalt bis näselnd daher. Die Bässe sind in Ordnung aber auch etwas unterkühlt. Ansonsten findet sich das Übliche an Voices, Keyboardsounds, Perkussivem und Soundeffekten.

Soviel also zum Thema "Standardkram", den ich nur der Vollständigkeit halber erwähnt haben wollte. Viel interessanter für den EMler sind natürlich die überaus zahlreichen Synthesizerwellenformen. Unterteilt in zwei Gruppen bietet die eine etwas komplexere Waves z.B. solche mit "eingebautem" Sync oder Sweep, FM-Artiges und typisch Digitales, während die andere jede Menge Standardwellen beinhaltet, vom Sägezahn über verschiedene Pulswellen bis hin zu additiv gewonnenem Material oder Roland-esquen Spektren und Rauschen.

Insgesamt kann man sagen: Eine breite Auswahl an Samples, v.a. im Synthesizerbereich, wobei die Instrumenten-Multisamples von unterschiedlicher Qualität sind. Völlig vermißt werden spezielle Samples zur modernen Tanzmusik. Das Angebot ist im Rohzustand eher Rock-/Pop-orientiert, Klänge abseits dieser Genres fordern den Klangtüftler.

... folgt die Klangformung.

Und die ist wie bereits erwähnt nicht allzu aufregend: Jeder Klang, hier "Program" genannt, kann aus einem bis vier Teilklängen ("Sounds") bestehen, von denen jeder eine der 64 Stimmen verbraucht und seine individuelle Klangformung durchläuft. Diese sieht drei Hüllkurven für Pitch, Filter und Lautstärke mit jeweils zugehörigem LFO und eine recht komplexe Modulationsmatrix vor. Doch der Reihe nach...

Um einen Sound zu erstellen, begibt man sich am besten in den Program Mode. Dort bieten sich nun zwei Arten der Klangbearbeitung: Entweder man editiert immer einen Teilklang zur Zeit und sieht auch nur dessen Parameter im Display (es kann vier Parameter gleichzeitig darstellen), oder man wählt den Edit4-Modus, in dem man nur einen Parameter sieht, aber dafür diesen für jeden der vier Teilklänge. Die Wahl ist wohl Geschmackssache. Für grobe Bearbeitungen empfiehlt sich jedoch der Edit4-Modus.
Hat man sich entschieden, kann man beginnen, die verschiedenen Unterabteilungen der Klangformung per Function-Taster durchzusteppen, als da wären Assign Voice (Auswahl von Samplegruppe und Sample), Level, Effect Level, Pitch, Filter, Amp, Range (Crossfades etc.), Mod (Modulationsrouting), ein Tracking Generator und je drei unabhängige LFOs und Hüllkurven für Tonhöhe, Filter und Amp.
Links unten im Display findet sich eine Auflistung der verfügbaren Pages für jede Abteilung, und welche Page gerade angezeigt wird. Um hier vor- oder zurück zu steppen bedient man sich der dedizierten Page-Taster.
Wie gesagt werden maximal vier Parameter pro Page gleichzeitig angezeigt. Diesen ist je einer der vier Quad-Knobs zugeordnet, so dass man auch mal mit zwei Händen wild an den Knobs schrauben kann. Eine gute Lösung wie ich finde, denn die Abteilung ist schnell gewählt, zumal man ja die ganze Auswahl auf einen Blick erfassen kann, per Page-Taster muss dann nur noch so lange weitergesteppt werden, bis die gewünschten Parameter erreicht sind. Die Quad-Knobs sorgen für den Rest, sind allerdings nicht allzu griffig und etwas schwergängig. Die Rackversion bietet hier -aus Platzmangel- wesentlich angenehmere Potis.

Arbeiten wir uns einmal durch die wichtigsten Parameter und Auffälligkeiten:
Unter Level wählt man die Lautstärke, das Panorama und die Ausgangszuordnung (Main, Aux oder Off) des Teilklanges. Eine wahre Frechheit ist das Panning: Lumpige sieben Positionen lassen sich wählen, -3 bis +3. Das ist sogar noch weniger als bei meinem alten Roland D-10 und für differenzierte Stereoeffekte oder gar -modulationen absolut unzureichend. Strafblick! :-(

Unter Effect und Effect Level wählt man eines von 256 Effektprogrammen (je 128 RAM und ROM), das ab sofort für dieses Program gilt. Diese Programme besitzen je vier Busse, auf die man die Teilklänge separat routet und für die je ein Effekt-Send eingestellt werden kann. Kompliziert? Nein, denn es kommt noch schlimmer, siehe unten.

Pitch bietet das Übliche von Grob- über Feinstimmung bis zu Envelope-Tiefe und Modulation. Bemerkenswert ist hier eine flexible Portamento-Funktion, die immer wieder gerne für Solospiel à la Minimoog hergenommen wird.

Das Filter ist leider nicht sehr aufregend, da es weder besonders kräftig zupackt (mehr als 12 dB gebe ich ihm nicht), noch -und das ist für den Bastler wohl das Schlimmste- einen Resonanzparameter bietet. Diese Abteilung kommt mir etwas lieblos dahingehudelt vor. Da hilft es auch nichts, dass jeder Teilklang sein eigenes Filter bekommt, denn je nach Grundsample kann man den Effekt des Filters nur äußerst mühsam ausmachen. "Drastisch" ist anders. Wirklich böses Geknarze bleibt einem also verwehrt, da sollte man zu zusätzlichen Klangerzeugern greifen.
Nicht verschweigen möchte ich, dass Alesis als halbherzige Alternative resonierende, sweepende und gesyncte Wellenformen anbietet, das Ergebnis ist aber lau. Sagen wir es mal so: Man kriegt mit, was gemeint war, mehr aber auch nicht.

Ein Highlight des Geräts ist die Mod-Page. Hier kann man in einer überaus großzügig angelegten Modulationsmatrix sechs Modulationsquellen jeweils ein Ziel aus einer recht großen Liste von Parametern zuweisen. Für Leute mit nicht mehr als zwei Händen und Füßen dürfte das ausreichen, die anderen sollen schauen, wo sie bleiben. An Quellen wird alles geboten, was das Keyboard und die Anschlüsse so bieten, plus polyphonem Aftertouch und vier zusätzlichen, frei bestimmbaren MIDI-Controller-Nummern. Interessanterweise kann man auch die Hüllkurven und LFOs als Modulatoren wählen, so dass auch andere Parameter über die Zeit bzw. per LFO-Welle kontrolliert werden können. Betrachtet man sich diese Fülle an Möglichkeiten, fragt man sich, warum einem die Entwickler dann nicht auch flexiblere Filter und Hüllkurven anbieten. Dann könnte man nämlich wesentlich drastischer ins Klangbild eingreifen.
Ein großes Manko, das offensichtlich schlicht vergessen wurde: Die Quad-Knobs können nicht als Modulatoren fungieren. Eine Sünde, wo es doch heute soooo ums Echtzeit-Schrauben geht. Kleiner Trost: Der Nachfolger Quadrasynth Plus Piano beherrscht diese Übung. Anscheinend hat man sich bei Alesis da eines besseren belehren lassen.

Zum Schluss kann man in der Amp-Sektion  immerhin 13 Velocity-Kurven sowie verschiedene Modulationen wählen, danach geht's zu den LFOs und Hüllkurven.

Vor allem erstere sind hier recht flexibel ausgefallen, zumal es drei pro Teilklang gibt, alles frei programmierbar in Wellenform, Speed, Delay und Modulationen. Die Hüllkurven weisen keinerlei Besonderheiten auf. Auch hier gibt's je eine für Pitch, Filter und Amp, alle mit den gleichen Parametern: ADSR, Delay und ein bisschen Modulation. Gähn! Andere Synthesizer wissen da mit mehr Stufen, Loops und anderen Gimmicks zu glänzen. Also auch hier Mainstream-Kost, der der wahre Kick abgeht. Schade.

Ebenfalls im Program Mode angesiedelt ist die Programmierung von Drumsets. Man gibt einfach an, dass ein Teilklang eine Drum Map beinhalten soll, und schon kann man sich seine Samples aus einem reichen Fundus zusammenbasteln und auch noch in Filter, Decay Zeit, Velocitykurve, Panning, Effekt-Send und -Bus regeln. Wirklich nett, zumal die Drumsamples ganz hervorragend klingen: glasklar, druckvoll und natürlich. Unter diesem Aspekt gelitten haben meiner Meinung nach lediglich die lateinamerikanischen Percussion-Sounds, die etwas steril daherkommen. Leider wurde bei der Zusammenstellung nicht besonders auf aktuelle Trends geachtet, so dass man sich auch hier seine Dance-Kits selber basteln muss (wer's braucht).

Nach der Namensvergabe gibt es das alles nun noch mal genauso für die drei anderen Teilklänge, ein fertiger Sound darf auf einem der 127 RAM-Plätze für User-Programs gespeichert werden.

Der Mix Mode

Natürlich ist es für einen modernen Digitalsynthesizer wenig sinnvoll, 256 Einzelsounds (je 128 Preset und User) anzubieten, die man nicht auch auf verschiedene Tastaturzonen (mindestens zwei) verteilen und multitimbral spielen kann. Deshalb muss ein Modus her, der diese Möglickeit bietet. Bei Korg heißt das "Combi", bei Roland "Performance" etc. Hier nennt man es Mix Mode, und der kommt recht flexibel daher: 100 Mixes, also MIDI-Komplett-Registrierungen, lassen sich speichern, 100 befinden sich im ROM. Auf allen 16 Kanälen kann man programmieren, was das Herz begehrt: Layers zur Kombination von Programs (macht komplexere Sounds), Splits mit bis zu 16 Tastaturzonen oder beliebige Mischzustände. Das alles ist natürlich auch über MIDI sendbar, so dass der S-5 ein sehr gutes Masterkeyboard darstellt, zumal die 76 Tasten ihre Stärke hier voll ausspielen können. Allerdings ist es wieder störend, dass die Quad-Knobs nicht als Controller verwendet werden können. Bleibt zu erwähnen, dass auch ein ganz einfacher 16-facher Multimode machbar ist, inklusive Level, Panning und Effektsend pro Program. Optimal also für Sequenzeranwendungen.

Die Programmierung des Mix Modes zeigt sich als sehr flexibel und ebenso einfach wie im Program Mode. Man kann für jeden MIDI-Kanal das Program, Level, Panning, Tastaturzone etc. wählen. Ebenfalls einstellen lässt sich, ob MIDI gesendet und/oder empfangen werden kann, ob das interne Keyboard verwendet werden soll (wohlgemerkt pro Kanal!) und welches Effekt-Patch dem Mix zugrunde liegen soll. Hier kann man angeben, ob man dem Mix ein eigenes Patch oder das von einem wählbaren Program benutzte zuweisen will. Natürlich lässt sich auch hier jeweils ein Bus und ein Send-Level wählen. Volle Flexibilität also, zumal man sogar noch einen MIDI-Kanal angeben kann, auf dem das Effektgerät auf Echtzeitmodulationen reagiert. Dazu später mehr.

Globalkosmisches

Im Global Mode darf man dann noch globale Einstellungen tätigen (Ach was?!). LCD-Kontrast, Master Tuning, Anschlagempfindlichkeit, Velocityeinstellungen (für verschiedene Tastaturtypen wie Plastik oder gewichtet), Zuordnung von Controller-Nummern zu den Pedalen und den vier MIDI-Controllern, sowie die Settings für die Sync-Clock (für den ADAT-Betrieb) und die Art des Program Changes können hier geregelt werden.

Das Grauen kommt zum Schluss

Und das nennt sich hier Effect Patches. Manchmal fragt man sich schon, was sich manche Hersteller bei ihren Effektmodi denken, denn oft sind diese schweinisch kompliziert zu verstehen und zu programmieren, zumindest für den weniger versierten "Spieler und Komponisten". Das habe ich auch in meinem K4-Artikel bemängelt, beim S-5 wird es noch eine Runde weiter getrieben. Nicht nur, dass es hier einen beinahe kompletten Quadraverb zu programmieren gilt, er will auch auf unterschiedliche Art von Programs und Mixes angesprochen und in Echtzeit per MIDI kontrolliert werden. Geboten werden irre 127 Preset-Patches und ebenso viele zum Selberprogrammieren. Erstere sind nicht im Geringsten dokumentiert (im Gegensatz zu Programs und Mixes, für die eigens aussagekräftige Papp-Charts mitgeliefert werden) und -und das ist noch schlimmer- erlauben keine Namensvergabe. Man steht also vor einem Wust von 256 Effektpatches und kann nicht sagen, welcher Effektkombination sie sich befleißigen. Alles, was man tun kann, ist, den verwendeten Algorithmus ins Display zu holen und im Handbuch (!) nachzuschlagen, wie er aufgebaut ist. Dort finden sich mickrig gedruckte und derart unübersichtliche Blockschaltbilder, dass einem der Spaß endgültig vergeht. Dicker Minuspunkt für das Effekthandling.

Dabei hätte alles so schön sein können, denn äußerst flexibel ist die Sektion ja. Fangen wir mit den Algorithmen an: Derer gibt es drei, Configurations genant. Sie legen den Aufbau und die Kombination der vier zur Verfügung stehenden Effektbusse fest und sind nicht veränderbar. Wie die Busse dann wiederum aufgebaut sind, kommt auf den Algorithmus an, bzw. wie die Rechenpower des DSP verteilt ist. Nur mäßige Übersicht über den Aufbau gibt der Name jeder Configuration: 4-Sends, 1 Reverb; 4-Sends, 2 Reverb und 4-Sends, 1 Lezlie sagen nur grob etwas über die Besonderheiten aus. Tatsächlich jedoch bietet Configuration 1 auf Bus 1 einen Stereo-Modulationseffekt (Chorus, Flanger, Detune oder Resonator), ein Stereo-Delay und den regelbaren Eingang in einen Reverb, den sich alle vier Busse teilen müssen. Bus 2 bietet das gleiche noch mal unabhängig, Bus 3 muss mit Mono-Modulation, Mono-Delay und dem Reverb-Eingang auskommen, während Bus 4 keinen Modulationseffekt, ein Mono-Delay und den Reverb-Eingang bietet. Im gemeinsamen Reverb-Block darf man aus sechs Halleffekten inklusive Gate und Reverse wählen. Die ganze Chose kann dann auch noch abgemischt werden, d.h. jeder Bus bekommt einen Mix-Level zugewiesen, mit dem er am Main Out des S-5 anliegt. Es kann also sein, dass ein Sound dem Bus 1 eines Effekt-Patches zugewiesen, dessen Output-Level jedoch auf 0 gesetzt ist. Folglich erklingt der Sound ohne Effekt. Viel Spaß beim Suchen der Ursache!
Die zweite Configuration verbrät große Teile der DSP-Kapazität für zwei unabhängige Reverbs. Bus 1 und 2 füttern den ersten, Bus 3 und 4 den zweiten Hall-Block. Zusätzlich gibt's für Bus 1 noch Mono-Chorus und Mono-Delay, für Bus 3 nur den Chorus.
Außer einer Rotorsimulation für Bus 1 (anstatt der Stereo-Modulation) entspricht Configuration 3 ganz der Nummer 1.

Hat man sich durch die Blockdiagramme gewurstelt, darf man nun jeden der gebotenen Effekteblöcke detailliert editieren, worauf ich nicht näher eingehen möchte. Nur soviel: Verschiedene Reverb-, Delay- und Chorustypen, Raumgröße, Delayzeiten, Diffusion, Abdämpfungen, LFOs, Feedback können geregelt werden. Die Anzahl der Parameter gereicht jedem kleineren Stand-Alone-Effekt zur Ehre. Um die Verwirrung vollständig zu machen, gibt's pro Effektblock und pro Bus auch noch Input-Regler, mit denen bestimmt wird, wie sehr der vorhergehende Effekt vom nachfolgenden Effekt "angefeuchtet" wird. Ächz. Da muss man erst mal durchblicken, zumal man ohne Dokumentation jedes der 256 Patches nicht im geringsten erahnen kann, wie das Routing denn nun aussieht, und warum ein Effekt so klingt, wie er klingt. Vergessen darf man auch nicht, dass man jedem Teilklang eines Programs einen der vier Busse zuweisen kann. Benutzt man seinen Sound dann aber im Mix Mode gilt wieder ein ganz anderes Effektpatch, d.h. die Sounds klingen mitnichten mehr so, wie sie im Program Mode zusammengefrickelt wurden.
Fazit zur Effektsektion: Vorbildliche Flexibilität, aber beinahe unmöglich zu handhaben. Traurig, traurig.

Zusammengefasst

Wie klingt er denn nun, der Quadrasynth? Meiner Meinung nach außerordentlich gut, je nach dem was man damit anstellen möchte. Was an den Audioausgängen anliegt, ist jedenfalls unheimlich klar und druckvoll. Der Gesamtsound ist brillant und durchsichtig, allerdings auch recht kühl-digital. Wer diesen Charakter noch nicht in seinem Setup hat, hat also schon mal einen Kandidaten mehr anzutesten (falls ihn noch ein Laden anzubieten hat). Besondere Stärken des Gerätes sind breite, atmosphärische Digitalflächen, Drums und kühle Solosounds. Die Bässe knallen zwar schön, lassen aber etwas Wärme vermissen. Gleiches gilt für diffizile Soloinstrumente aus der Streich- und Blasabteilung. Da läuft es mir teilweise buchstäblich kalt den Rücken herunter.
Für den EMler bieten sich hier zwei Hauptbetätigungsfelder: Wer in komplexen Pads denken kann, dürfte keine Probleme haben, solche herauszukitzeln, ebenso wenig wie gute Lead- oder Effektsounds. Die traditionelle Herangehensweise wird allerdings von den dürftigen Filtern etwas behindert. Da muss man sich schon andere Tricks einfallen lassen. Am Ende beschränkt man sich dann meistens auf anderweitige Stärken der Klangerzeugung und nimmt für Althergebrachtes lieber seine anderen Synthesizer her.

Die Bedienung würde ich mal als recht flüssig bezeichnen, unterstützt wird man vom großen Display und dem Handbuch, das einfach und gut verständlich geschrieben ist (Englisch und Deutsch), mit Tipps und Tricks allerdings nicht aufwarten kann. Am meisten im Regen steht man wohl mit der Effektsektion. Hier wurde ein riesiges Potential völlig verschenkt. Empfehlenswert nur für programmierwütige Informatiker. Ich persönlich hole mir da regelmäßig mittelschwere Gehirnverschlingungen. :-(

Dickster Pluspunkt am S-5 dürften schließlich seine guten Masterkeyboardfähigkeiten und seine 76er-Tastatur sein. Damit erhält man eine prima Steuerzentrale fürs Heimstudio, die "ganz nebenbei" noch eine zwar wenig aufregende aber immerhin solide Sample-Playback-Synthese mit massig guten Digitalsounds mitbringt. Wer mehr auf Rock und Pop, vielleicht sogar auf Live-Spiel steht, ist sicher am besten bedient, Techno-, Trance-, House- oder EM-Freaks werden wohl erst noch auf Klangforschungsreise gehen müssen. Nicht dass es nicht geht, das Gewicht liegt eben nur nicht allzu sehr auf ausschweifender Kreativität, sonder eher auf Hausmannskost.

Zum S-5 gab es auch bald einen Nachfolger, der im Prinzip nur Detailverbesserungen bot: Der Quadrasynth Plus Piano bietet 8 MB zusätzliche Stereo-Flügelsamples, die anerkanntermaßen gut sind und sich noch immer in Alesis-Produkten heutiger Bauart finden (z.B. NanoPiano). Außerdem konnten die Quad-Knobs nun endlich auch als MIDI-Controller intern wie extern verwendet werden. Die Effektsektion wurde durch neue Effekte aufgewertet, Bank Select wurde ebenfalls möglich. Eine sehr interessante Neuerung ist sicher die Erweiterung des Sample-ROMs. Die einsteckbaren PCMCIA-Cards (jetzt nur noch PC-Cards genannt) vergrößern nicht nur die Anzahl der Programs und Mixes, sondern können auch per kostenloser PC-Software (Soundbridge) mit Samples beschickt werden, die dann mit in die Klangerzeugung einfließen. Ein nicht mehr neues aber sehr interessantes Feature, wie ich finde. Nicht zu vergessen sind die Rachvarianten: Die erste, S-4, entsprach der Keyboardversion, die zweite, S-4 Plus, bot statt dem Klavier ein GM-Set.

Alesis Quadrasynth QSR Schließlich stellte Alesis die Produktion des S-5 ein und warf eine neue Gerätegeneration auf den Markt: QS-6, -7 -8 und das Rackmodul QSR kommen mit 61, 76, 88 bzw. gar keinen Tasten und einer Erweiterungsoption per Card daher. Auch hier kann eigenes Material eingeflogen werden, Alesis bietet aber auch professionell erstellte Sample-Cards an. QS-7 und -8 bieten vier Echtzeitschieberegler anstatt Quad-Knobs, alle drei Geräte haben nur ein kleines, mickriges Display, das die Programmierung unheimlich erschwert. Die Filter wurden nicht weiter aufgewertet (urks), dafür hat man das Sample-ROM modernisiert und die User-Speicher aufgebohrt. Auch die GM-Krankheit hat die Neuen inzwischen befallen.

Hat man sich für Alesis entschieden, ist die Auswahl also recht groß, wobei die beiden Original-Quadrasynths nur noch gebraucht zu haben sind. Trotzdem halte ich den Quadrasynth Plus Piano für den besten Mittelweg: Er bietet -außer den moderneren Samples- die gleichen Features wie die neuen Modelle, hat dafür aber ein großes Display. Außerdem wurde er zu seiner Ausverkaufszeit von diversen Großhändlern für lumpige DM 1800,- verscheuert, was seinen Gebrauchtpreis stark gedrückt hat. Preis-/Leistung sind hier wohl nur als hervorragend zu bezeichnen, denn man erhält ein sehr gutes Masterkeyboard mit Stereo-Flügel, Sample-Erweiterung und passabler Klangerzeugung für deutlich unter 2000 Mark, während der ähnlich geartete QS-7 mit wesentlich mehr zu Buche schlägt und schwerer zu bedienen ist. Für den Heimwerker sicher ein Argument.

Pro

  • klarer, druckvoller Klang
  • gute Effekte
  • gute Tastatur
  • gute Bedienung
  • komplexe Modulationsmatrix

Kontra

  • keine Resonanzfilter
  • Syntheseparameter recht simpel
  • undurchsichtige Effektsektion



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Autor: Christian Baum Ein Service von MEMI.