MEMI Buchtipp

 

Analoge Klangsynthese

Wizoo Einsteigerguide

 

Autor Zielgruppe Seitenzahl ISBN Preis
Reinhard Schmitz Einsteiger 134 3-927954-36-5 DM 39,80 / € 20,35
       

 

Reinhard Schmitz, ehemaliger Chefredakteur des Fachmagazins Keyboards, erweitert die Wizoo-Basics-Reihe um ein Grundlagenbuch zur Analogen Klangsynthese. Wie er einleitend bemerkt, kann man seine Ausführungen ganz allgemein auf die so genannte subtraktive Synthese beziehen, es werden also die typischen Bausteine subtraktiver Synthesizer beschrieben, erklärt und durch Klangbeispiele auf der beiliegenden Audio-CD untermauert. Dort wurden sowohl analoge Legenden, als auch moderne virtuell analoge Geräte eingesetzt, um typische Analogsounds zu demonstrieren und somit die Bedeutung der erklärten Bauteile zu unterstreichen. Ein sehr anschauliches Konzept, wie ich finde, denn so liest der Einsteiger in die Materie nicht nur von den Fachbegriffen, sondern hört auch gleich deren Effekt, was sicher zu dem ein oder anderen Aha-Erlebnis ("Ach das kommt von einem LFO!") führt.

Zu Beginn erhält man eine kurze geschichtliche Übersicht über die teils kuriosen Erfindungen auf dem Weg zum ersten "richtigen" Synthesizer, gewürzt mit ein paar netten Anekdoten aus der wilden Jugend des Autors. Schon hier zeigt sich die sprachliche Sicherheit, mit der Schmitz die Sachverhalte über das ganze Buch hinweg darlegt - sehr anschaulich, kompetent und unterhaltsam. Zu meiner Freude stopft er so ganz nebenbei auch noch den immer noch Grabenkriege führenden Analog- und Virtuell-Analog-Verfechtern den Mund. Danach geht es in medias res - der typische Aufbau subtraktiver Synthesizer wird zuerst in der Übersicht und dann im Detail erklärt: Oszillatoren und Wellenformen, Filter, Verstärker, LFOs, die zugehörigen Parameter, zusätzliche und exotische Möglichkeiten, sowie Spielhilfen (Controller, Wheels, Ribbons) und außergewöhnliche Module und Zusatzgeräte (Vocoder, Stepsequencer) werden detailliert behandelt, und das alles ohne aufgeblasenes Akademikerdeutsch. Hätte ich vor zehn Jahren so ein Buch vor mir gehabt, hätte ich mir so manches verständnislose Kopfschütteln über diversen Keyboards-Heften sparen können. Hier findet sich (fast) alles auf einen Blick. Am Ende des Buches kann man dann noch in einem kleinen Glossar die wichtigsten Begriffe nachschlagen.

Zwei Wermutstropfen trüben jedoch das sehr gute Bild: Obwohl Schmitz eingangs erwähnt, dass analoge und subtraktive Synthese synonym verstanden werden können, fehlen mir ein paar Hinweise auf die Eigenheiten digitaler Subtraktiv-Synthesizer. Dort finden sich zwar alle genannten Bauteile mit gleicher Funktion, aber all die zusätzlichen Möglichkeiten oder auch Einschränkungen eines digitalen Gerätes werden nicht erwähnt. So fehlen mir z.B. Hinweise auf die diversen Abkömmlinge der Ring- und Crossmodulation, wie sie sich in älteren Roland-JV- oder Korg-Synthesizern finden. Auch die typisch digitale Verfahrensweise von Klangschichtungen (Partials, Elements etc.) wird nicht erwähnt. Der Einsteiger, der statt eines Virus einen JV80 vor sich hat, hört also nur von den ganz typischen Bauteilen seines Gerätes. Bei dem Buchpreis hätte man darüber gerne noch ein paar Worte verlieren können, auch wenn dann der Buchtitel ad absurdum geführt würde.
Der zweite Punkt: Aus dem reichhaltigen Wizoo-Fundus hätte man sicher noch ein paar Tipps und Tricks zur Soundprogrammierung einfließen lassen können. Immerhin lautet der Untertitel "Das Einsteigerbuch zu Synthesizern und Soundprogramming". Für die interessanten und populären Synthesizer gibt es zwar eigene Wizoo-Titel, aber ganz konkrete Tipps zur praktischen Verwendung der Einzelteile hätten gut getan. Nach der Lektüre weiß man gut Bescheid darüber, was es gibt, aber nicht wie man es gewinnbringend verwendet. Zwar wird immer wieder zur Experimentierfreude angeregt, eine kleine praktische Starthilfe wäre aber durchaus angebracht gewesen.

Fazit

Wer von Null an in die Materie "subtraktive Synthese" bzw. "analoge Synthesizer" einsteigen will oder muss (ich denke da an faszinierte Anfänger, Umsteiger von Software-Trackern oder auch Musiklehrer), findet in diesem Wizoo-Buch einen toll geschriebenen Leitfaden zum Verstehen der wichtigsten Fachtermini und Baugruppen eines analogen Synthesizers. Der Aufbau ist didaktisch sinnvoll, der Text ist angenehm und unterhaltsam zu lesen und mildert eine Menge Frust, wenn man versucht, anhand von Fachmagazinen durchzusteigen. Mit der beiliegenden CD wird die Lektüre sogar zum "multimedialen" Lesen. Schade ist nur, dass man hinterher zwar um einiges schlauer ist, aber noch keinen einzigen subtraktiven Klang selbst programmiert hat. "Selber schuld" mögen manche da sagen. Aber Anfänger lassen sich nun mal gerne ein bisschen verwöhnen. Dennoch kann man dieses Buch allen interessierten Synthie-Freaks empfehlen.

Leseprobe (PDF-Format)

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Weitere Links zum Thema:

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Autor: Christian Baum, 28.11.1999 Ein Service von MEMI.