MEMI Hardware-Test

 

Ego-Sys Miditerminal 4140

Multiport MIDI-Interface mit SMPTE

 

Hersteller Features Anschluss Treiber für Preis
Ego-Sys 4 unabh. I/Os Parallel-Port (ECP) Windows 95/98 DM 249,- / € 127,31
M3C (Vetrieb) SMPTE r/w Drucker nicht durchgeschleift    

 

Hat die Equipment-Geilheit erst einmal zugeschlagen, stehen im Heimstudio schnell mehrere MIDI-Geräte herum und ächzen unter der Datenflut, die sich durch ein einsames MIDI-Interface aus dem Rechner in die Synthesizer und Sampler zwängt. Bald drohen die ersten Timing-Schwankungen, und ein Universaleditor wie z.B. Sounddiver meckert ebenfalls ständig, dass er zwar Daten ausgeben darf, aber keine empfängt - ein Multiport MIDI-Interface muss her. Doch derer gibt es viele auf dem Markt: Ausgelegt als ISA-Karten für den PC, zum Anschluss an den Parallel-/Serial-/USB-Port, mit und ohne SMPTE, mit einem bis acht I/Os etc.

Wir sehen uns heute mal das Ego-Sys Miditerminal 4140 an. Es handelt sich dabei um ein Interface für den Parallel-Port des PCs. Es besitzt 4 unabhängige I/Os und kann SMPTE in allen gängigen Formaten lesen und schreiben. Für ein mittleres Projektstudio ist es somit durchaus geeignet, bei viel Equipment sei jedoch ein 8x8-Gerät angeraten.

Auspacken, examinieren, anstöpseln

Die Schachtel ist geradezu niedlich, das Interface selbst handlich und klein. Es wirkt recht stabil, da aus Metall und weist rund herum verteilt die I/Os und 8 Funktions-LEDs auf. Diese zeigen das Vorhandensein von Netzstrom, SMPTE I/O, 4 MIDI Outs und die Verwendung der Treiber an. Mit in der Schachtel befindet sich noch eine Treiberdiskette und ein recht kurioses Anschlusskabel. Dieses zollt der Tatsache Tribut, dass das 4140 keinen Netzadapter benötigt. Die Stromversorgung erfolgt jedoch nicht wie erwartet über den Parallelport, sondern über den Tastaturanschluss des PCs. Dafür gibt es ein Y-Kabel mit DIN- und PS/2-Adapter, das an den PC gestöpselt wird... Naja, so lange es funktioniert...

Leider wird der Parallelport nicht durchgeschleift. Man muss also entweder auf einen Drucker verzichten, oder man benötigt einen zweiten LPT-Anschluss. Ich habe mich für letzteres entschieden und 30 Mark für eine entsprechende Karte auf den Tisch gelegt. Eventuell könnte auch eine Data-Switch-Box funktionieren, das 4140-Handbuch betont aber, dass das mitgelieferte Parallel-Kabel ein ganz besonderes ist, das man nicht durch ein herkömmliches ersetzen kann.
Apropos Handbuch: Dieses ist in gut verständlichem Englisch und sehr knapp verfasst, es sollte jedoch ausreichen und gibt gleich ein paar Tipps, die helfen, diverse Probleme zu umschiffen. So sollte man den LPT-Port z.B. als ECP konfigurieren, was einen DMA-Kanal erfordert, der exklusiv dem 4140 zur Verfügung gestellt werden muss.

Ist das Interface erst mal angestöpselt, kann man sich gleich von dessen Funktion überzeugen: PC anschalten genügt. Wegen des fehlenden Netzadapters bedeutet dies aber auch, dass das 4140 ohne PC nicht läuft. Wer gerne im Stillen "nur mal so" vor sich hinklimpern möchte, ist also aufgeschmissen.

Eine automatische Erkennung der neuen Hardware erfolgt nicht. Der Anleitung gehorchend nimmt man die Treiber manuell per Hardware-Update in der Systemsteuerung auf, indem man im richtigen Moment die Treiberdiskette einlegt. Das geht alles fix und problemlos vonstatten, sodass ich kaum fünf Minuten nach dem Auspacken ein neues MIDI-Interface am Laufen hatte. Kurz mal das Masterkeyboard und die Racksynthesizer angeschlossen, und schon konnte ich auch ohne laufende MIDI-Software alle Geräte ansteuern - das 4140 dient bei laufendem PC als 4-fach Thru-Box. Alles was reingeht, geht genauso auch wieder raus. Patchbay-Funktionen gibt es aber leider nicht. Ich kann also kein gezieltes Routing vornehmen. Was nicht erklingen soll, muss ausgeschaltet bleiben. Mein ältestes Gerät, ein Casio VZ-10m, verschluckte sich sogar bei jedem Programmwechsel und meldete "MIDI Buffer Full". Das liegt wohl daran, dass Programmwechselbefehle von ihm aus wieder direkt an ihn zurückgehen. Macht man die Wechsel vom Masterkeyboard aus, gibt es keine Probleme.

Das Miditerminal kann auch mit einem zweiten Vertreter seiner Art zu einem 8x8-System kasakdiert werden. Dazu muss man aber bei Ego-Sys schon wieder ein dubioses Kabel und eine passende ISA-Karte erwerben. An diese wird dann das Zweitgerät angestöpselt. Wer die Kapazitäten noch frei hat, kann sich über derartige Möglichkeiten freuen. In Anbetracht der Tatsache, dass ISA-Slots aber immer rarer werden und oft schon belegt sind, ist das aber leider wenig zukunftsweisend.

Für die SMPTE-Synchronisation wird ein eigenes kleines Programm mitgeliefert, mit dem man das Format einstellen und den Betrieb am Bildschirm überwachen kann. Eine überdimensionale Timecode-Anzeige sorgt für Überblick. Das Programm wird jedoch nur benötigt, wenn man SMPTE schreiben möchte. Lesen kann das 4140 den Timecode auch so. Das Ganze sieht schön aus, konnte aber nicht tiefgehend getestet werden, weil mir schlicht und ergreifend die Bandmaschine fehlte...

Praxis

Kommen wir zum Praxisbetrieb innerhalb eines MIDI-Programms. In meinem Fall ist das Logic Audio Platinum. Das Interface hat sich mit 4 unabhängigen Treibern in der Systemsteuerung angemeldet. Diese habe ich gleich mal auf mehrere Spuren verteilt, meine Kisten angeschlossen und ein Controller-reiches Arrangement auf sie abgefeuert. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen: Alles läuft wie es soll, es gab keine Timing-Schwankungen oder sonstige Auffälligkeiten. Das 4140 macht schlicht und ergreifend, was es soll. Dazu noch ein Tipp: Die aktuelle Treiberversion ist die 2.5. Vorher gab es offenbar Probleme unter Windows 95. Ein Download ist daher unerlässlich, bei meinem Exemplar waren diese Treiber jedoch bereits enthalten.

Fazit

Über einen Faktor wurde noch nicht gesprochen: den Preis. Dieser liegt offiziell bei ca. DM 249,-. Über einen Online-Shop (keine Beratung, keine Fragen) habe ich DM 225,- bezahlt (offizielle Ware!), was ich mal als sensationell bezeichnen möchte, vergleicht man das Preis-/Leistungsverhältnis mit der Konkurrenz. Dort tummeln sich zwar so anerkannt zuverlässige Geräte wie die Interfaces von EES oder Midiman (Portman), aber diese haben "nur" zwei Eingänge und kein SMPTE. EES schleift dafür jedoch den Druckerport durch, was zusätzliche Investitionen erspart. Weitere vergleichbare Geräte gibt es von Midiman und MOTU, jenachdem als ISA-Karten oder für den USB-Port. Auch sie sind SMPTE-fähig, jedoch deutlich teurer. Von Emagic gibt es inzwischen auch ein 2/4-USB-Interface namens MT4, das ebenfalls DM 249,- kostet. Den MEMI-Test dazu können Sie hier lesen.

Nicht vergessen sollte man jedoch, dass der Parallelport über kurz oder lang aussterben wird. USB-Geräte sind also zukunftsträchtiger und passen auch an moderne Laptops - nicht unerheblich für Live-Ambitionen. Hier ist das 4140 im Nachteil, zumal nicht jeder Laptop (wenn überhaupt) einen zusätzlichen Tastaturanschluss anbietet. Das 4140 wäre damit völlig außen vor, weil ihm dann die Stromzufuhr fehlt.

Insgesamt kann man dem Miditerminal 4140 ein solides Konzept, gute Verarbeitung und Funktion und nicht zuletzt ein umwerfendes Preis-/Leistungsverhältnis bescheinigen. Wer mit 4 I/Os hinkommt und auch mal an die Synchronisation einer Bandmaschine (z.B. ADAT) oder eines Videorecorders per SMPTE denkt, ist mit diesem Interface sicher gut beraten. Das dürfte für eine Vielzahl kleiner bis mittlerer Heimstudios zutreffen. Nicht zu vergessen ist auch die Tatsache, dass man zwei Interfaces kaskadieren kann, wenn auch auf hanebüchenem Wege. Abstriche sind zu machen bei ganz speziellen Gimmicks wie Patchbayfunktionen und dem Betrieb unabhängig vom PC. Auch wer an die Portabilität für Live-Gigs denkt, muss sich zuerst erkundigen, ob ein Betrieb am Laptop möglich ist. Hier sollte man ggf. doch mal auf die Konkurrenz schielen, muss aber auch mit höheren Ausgaben rechnen.

Testsystem: P200MMX, 64 MB RAM, Betrieb an LPT2 (über Zusatzkarte) unter Windows 95 und 98. MIDI-Software: Emagic Logic Audio Platinum 3.6 und 4, diverse Tools und Editoren.

Pro

  • einfache Installation
  • problemloser Betrieb unter Windows 95 und 98
  • gute Verarbeitung
  • vollwertiges SMPTE-Interface
  • kaskadierbar
  • sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis

Kontra

  • Druckerport wird nicht durchgeschleift
  • etwas seltsame Stromversorgung über PC-Tastatur
  • keine Patchbayfunktionen
  • Kaskadierung nur über zusätzliche ISA-Karte



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Autor: Christian Baum, 19.03.2000 Ein Service von MEMI.