MEMI Hardware-Test

 

Terratec EWX 24/96

Recording-Karte

 

Hersteller Features Treiber für Preis
Terratec GmbH Recordingkarte mit 2 analog I/O, ASIO 2.0, GSIF, DirectSound, DM 399,- / € 204,-
  S/P-DIF I/O (optisch), MIDI-I/O, MME  
  24/96-Wandler, Software-Bundle    

 

Seit die Rechner immer schneller werden, haben sich Softwaresynthesizer und -sampler, ja sogar komplette Produktionen am PC durchgesetzt. Da der Rechenknecht dabei auch gleich das Sequencing und die Abmischung mit Effekten übernehmen kann, brauchen viele noch nicht einmal mehr eine Multi-I/O-Recordingkarte, deren zahlreiche Ausgänge sie im externen Mixer nachbearbeiten könnten. Auch und gerade den Heimwerkern reichen dafür wenige Aus- und Eingänge.
Auf diesem Markt haben sich inzwischen mehrere solcher Karten etabliert, die alle zwischen DM 300,- und DM 500,- liegen und mit niedrigen Latenzen für Softsynths und einem reichhaltigen Softwareangebot aufwarten. Die Terratec EWX 24/96 ist eine davon und soll hier vorgestellt werden.

Hardware und Features

Bei der EWX handelt es sich um eine PCI-Karte kurzer Bauform, auf der je ein analoger Stereo-Ein- und Ausgang im Cinch-Format sowie optische Digital-I/Os (S/P-DIF) Platz gefunden haben. Auf einem zusätzlichen Slotblech findet sich eine weitere Buchse, an die man per Optokoppler MIDI-Geräte anschließen kann. Wer also lediglich ein Einspielkeyboard und sonst keine weitere Hardware besitzt, hat damit auch gleich das MIDI-Interface mit dabei. Das Slotblech wird mit einem Flachbandkabel an die Karte angedockt. Außer einem digitalen Anschluss für CD-ROM-Laufwerke (der jedoch den optischen Eingang lahm legt) gibt es keine weiteren internen Anschlüsse. Die EWX kann also auch nicht intern in ein bestehendes EWS88-System integriert werden. Eine Synchronisation erfolgt hier über die Digital-I/Os (Master / Slave).
Sehr freundlich fand ich die beigelegten Kabel: Mit dem recht langen Cinch-Kabel kann man die EWX zumindest ausgangsseitig sofort anschließen, das 2 m lange optische Digitalkabel ist ebenfalls eine Erwähnung wert, denn alleine dafür legt man üblicherweise nochmal DM 30,- drauf. Da hat sich endlich mal jemand Gedanken gemacht. Lediglich der Optokoppler fehlt, aber die MIDI-Funktionalität ist auch nicht die primäre Aufgabe der Karte.

Das mitgelieferte Softwarebundle wirkt ebenfalls sehr komplett und durchdacht: Eine Miniversion von Emagic Logic als Sequenzer, Arturia Storm LE als Softsynth-Suite und Gigasampler LE als Softwaresampler machen schon einmal einen prima Ersteindruck. Hinzu kommt noch Wavelab Lite als Sample-Editor und jede Menge Free- und Shareware. Zu diesem Angebot weiter unten mehr.

Hat man einen freien PCI-Slot ausfindig gemacht, geht die Restinstallation problemlos vonstatten (zumindest auf dem nicht ganz unkritischen Testrechner): Karte einstecken, Windows starten, angeforderte Treiber installieren und sofort loslegen. So einfach, wie’s in der nett geschriebenen Anleitung steht. Nach dieser Prozedur zeigt das System neue Wave-I/O-Treiber und einen eigenen MIDI-Port an. Das so genannte Control Panel klinkt sich frech im Autostart-Ordner ein und stellt den virtuellen Mixer und das Routing der Ein- und Ausgänge zur Verfügung.
Wie zuverlässig das Ganze programmiert ist, mag man am Testsystem sehen: Genau ein PCI-Slor war noch frei, in den anderen steckten hässliche Dinge wie TV-Karte, Hoontech-Soundkarte und deren Tochterplatinen. Der Rechner war also genagelt voll und ließ gerade noch einen IRQ übrig. Außerdem läuft der Duron 700 auf einem eher unpopulären DFI-Board mit VIA-Chipsatz, was bei anderen Karten gerne zu Problemen führt. Dickes Lob also für die Treiberimplementierung!

Da ich mit meiner bestehenden Software eigentlich gut hinkomme, verschob ich die Installation der mitgelieferten Programme auf später und versuchte zunächst, die EWX in die bestehende Umgebung zu integrieren. Das klappte auch nahtlos: In Logic meldete ich die PC AV Treiber der Hoontech-Karte ab und ersetzte sie durch die ASIO-Treiber der EWX. Die MIDI-Treiber hatten sich leider irgendwo zwischen meine anderen Ports gequetscht, sodass ich den Autoload-Song erst anpassen musste, aber was tut man nicht alles... Blieben nur noch die Programme, die auf die Windows-MME-Schnittstelle zugreifen, doch auch da gab es keinerlei Probleme. Selbst ohne jedes Feintuning konnte ich in Logic gleich mit der Aufnahme und Wiedergabe loslegen.
Als nächstes startete ich das Control Panel, um ein wenig an den Latenzzeiten zu schrauben. Hier konnte ich auf dem Testrechner auf die minimale Latenz von 5 ms bei 44,1 kHz herunter gehen, ohne dass ich Knackser oder andere Schäbigkeiten vermelden muss. Doch auch mit etwas größeren Puffern spielen sich Softsynths noch sehr flüssig, ich persönlich komme auch mit 12 ms noch prima klar. Interessant erscheint hier auch, dass die CPU-Anzeige in Logic nur minimal nach oben ging, als ich die Pufferzahl absenkte. Man muss also auch bei sehr niedrigen Latenzen nicht unbedingt mit immenser Belastung rechnen. Auch dies zeugt wieder von exzellent programmierten ASIO-Treibern.
Ansonsten gibt es vom Handling der Karte wenig Auffälliges zu berichten. Über das Control Panel kann man diverse Routing- und Mixer-Optionen wahrnehmen (Ein-/Ausschalten der I/Os, deren Pegelanpassung auf -10 dB oder +4 dB, Sampling-Rate etc.). Auch lassen sich die digitalen parallel zu den analogen I/Os betreiben. Hat man also einen externen Wandler mit optischen Schnittstellen (z.B. einen MD-Recorder), kann man vier Ein- und Ausgänge gleichzeitig verwenden. Eine speziellere Betriebsart ist der Non-Audio-Mode, der die Ausgabe eines AC-3-Signals von einem Software-DVD-Player erlaubt. Mangels passendem Player konnte ich das jedoch nicht testen.
Insgesamt möchte ich der EWX ein durchdachtes, stabiles und flexibles Treiberkonzept bescheinigen, das eigentlich keinerlei Wünsche offen lässt.

Software

Noch ein paar Worte zum Softwarebundle: Eigentlich findet man hier bereits alles, was für ein komplettes PC-Studio benötigt wird: Sequenzer, Softsynths, Sample-Editor und Sampler. Die Möglichkeiten der Komponenten gehen in Ordnung und dürften für Einsteiger völlig ausreichend sein. Ambitioniertere User oder Profis, die die Karte als Zusatz zum bestehenden System gewählt haben, werden sich wohl kaum ein Programm installieren - WaveLab Lite ist halt „nur“ zum Aufnehmen und Schneiden da, Logic Fun befriedigt eher sehr einfache Gelüste nach MIDI-/Audio-Sequencing, und Arturias Storm bietet eine nette Spielwiese, wird aber klanglich von anderen Software-Synthesizern übertroffen.
Lediglich Gigasampler - hier in der etwas eingeschränkten LE-Version mit 48 Stimmen und weniger Klangparametern - ist auch in manchen Profistudios zu finden und macht durchaus etwas her... auf dem Papier. Das Programm selbst hat mich dann aber doch arg enttäuscht. Ich kannte die Software zuvor nur vom Hörensagen und war gespannt, wie grandios wohl das 70 MB Piano und die anderen Sounds klingen würden, und wie sich der Gigasampler in ein bestehendes System integrieren lässt.
Doch schon die Installation erscheint unnötig kompliziert (v.A. für Einsteiger), ist wie das ganze Programm und das Handbuch komplett in Englisch, und der erste Start brachte das System zum Komplettabsturz. Nach mehreren erfolglosen Versuchen musste ich zuerst die Hoontech-Karte ganz aus dem Gerätemanager verbannen, bevor Gigasampler überhaupt startete. Solche ein Verhalten ist alles andere als einsichtig, denn GS müsste sich die GSIF-Treiber der EWX schnappen und alles andere ignorieren. Stattdessen gab es nur einen kryptischen Ausnahmefehler in der mfc42.dll, und das war’s dann auch schon.
Aber auch nach Abschalten der Hoontech wollte keine Begeisterung aufkommen: Die paar wenigen Sounds, die mitgeliefert werden, sind alles andere als herausragend. Sie klingen, als könnte sie jeder andere Sampler genau so oder besser wiedergeben, das berühmte Klavier klingt zwar ausgewogen, aber dennoch etwas synthetisch in den mittleren Lagen, und die Bedienung macht auch nicht wirklich Spaß. Am erschreckendsten fand ich jedoch den Gesamtpegel. Nichts kam so leise am Mixer an, wie die Sounds des Gigasamplers, obwohl ich alle verfügbaren Regler aufgerissen hatte. Ohne jede Veränderung dieser Einstellungen spielte ich danach eine simple Drumloop von einer professionellen CD-ROM ab, und schon musste ich wieder um meine Lautsprecher bangen. Zumindest die beigelegten Samples sind also völlig indiskutabel. Hinzu kommt, dass die GSIF-Treiber beim Betrieb des Samplers die EWX völlig belegen, d.h. ein Betrieb von Audiospuren aus dem Sequenzer parallel zum Gigasampler ist nicht möglich. Das mag an Terratecs Implementation der Treiber liegen, aber insgesamt halte ich einen VST-kompatiblen Software-Sampler für deutlich handlicher als dieses Gruselprogramm. Das soll jetzt kein GS-Test werden, aber falls Sie besonders scharf auf diese Beigabe waren: Ich habe lediglich das beigefügte S-Convert behalten, damit ich Akai-CDs in WAVs konvertieren kann. Der Gigasampler wurde so schnell von der Platte gefegt, wie er darauf gekommen war. Hier sollte man sich bei Terratec überlegen, ob man nicht lieber einer ambitionierten Software wie dem VirtualSampler den Vortritt lässt...

Praxisbetrieb

Die geschilderten Erfahrungen nach dem ersten Beschnuppern bestätigten sich im täglichen Betrieb: Die EWX 24/96 verhält sich in jeder Umgebung - ob Sequenzer mit Audiospuren und/oder Softsynths, Sample-Editor, Windows Multimedia - unauffällig und performancestark. Auf modernen und sauber konfigurierten Rechnern dürfte es also keinerlei Probleme geben. Aber auch auf meiner Büropartition mit TV-Karte und Videospielereien konnte ich keine Probleme fest stellen, ebenso wenig auf der ziemlich Shareware-verseuchten Experimentalpartition. Als sehr angenehm empfand ich auch die Tatsache, dass meine Audiospuren und die Klänge vom ES1 im Vergleich zur vorher verwendeten Hoontech-Karte deutlich lauter, durchsichtiger und druckvoller daher kamen. Gute Wandler machen also doch einen Unterschied, allerdings eben nur, wenn man den Vergleich hat. Als Sahnehäubchen hätte ich mir hier allerdings große Klinkenbuchsen gewünscht, gerne auch symmetrisch ausgelegt. Die dünnen Hifi-Kabel, die man halt doch meist zur Hand nimmt, neigen mit etwas Pech zu Brummgeräuschen. Ich selbst hatte solche Ärgernisse aber nicht zu beklagen.

Konkurrenz

Wie eingangs erwähnt, ist der Markt der einfacheren Recording-Karten in diesem Preisbereich gut besetzt. Ein kurzer Blick auf die Konkurrenz der EWX erscheint daher notwendig.

Als besonders günstig zeigt sich die Audiotrak Maya. Sie kostet DM 100,- weniger, besitzt dafür aber einfachere Wandlerbausteine, die nicht dem 24/96-Standard genügen. Außerdem fehlt ein digitaler Eingang, und das Software-Bundle ist nicht so umfangreich. Aufpassen sollten auch Besitzer von AMD-Systemen mit VIA Chipsatz und/oder "billigen" Mainboards - die Infoseite zur Maya spricht ausdrücklich von Problemen mit solchen Konfigurationen.
Ansonsten weist die Maya jedoch ebenfalls sehr niedrige Latenzzeiten auf und bietet sogar einen Mikrofonvorverstärker mit Phantomspeisung. Ich würde dieses Konzept daher als geeignet erachten, wenn man nicht auf 24-Bit-Aufnahmen angewiesen ist, sondern einfach seinen virtuellen Klangerzeugern einen Stereoausgang gönnen will.

Die Hoontech DSP24 Value stammt von der bewährten DSP24 ab, die besonders in Kombination mit einer 8 I/O-Breakout-Box populär ist (und sich dann DSP2000 nennt). Hier sind die Features denen der EWX sehr ähnlich, man bekommt die Karte sogar als abgespeckte Version für DM 299,-. Wer auf MIDI und Digital-I/Os nicht verzichten will, bekommt diese Optionen für weitere DM 129,-. Im Bundle kostet das ganze Paket dann genauso viel wie die EWX und ist damit schlicht und ergreifend eine gute Alternative. Allerdings fehlt auch hier das große Software-Bundle. Wie es mit den Treibern auf AMD-Systemen aussieht, kann ich nicht sagen.

Zuguterletzt findet sich noch die Midiman Audiophile 24/96. Diese Karte ist noch einmal gute DM 100,- teurer als die EWX, bietet jedoch wieder sehr ähnliche Features: (coaxiale) Digital-I/Os, Cinch-Anschlüsse analog, MIDI-Interface (allerdings auf dem gleichen Slotblech). Das Software-Bundle wurde erst kürzlich aufgewertet und enthält nun einige interessante Bonbons wie eine spezielle Logic-Version, einen Softsynth der Bitheadz etc. Warum aber der hohe Preis? Auch hier kann ich nur spekulieren: Die Midiman-Karten gelten als qualitativ hervorragend und besonders unproblematisch. Treiberseitig findet sich alles, was heutzutage Rang und Namen hat, es gibt auch Mac- (!) und Linux-Treiber (!!!), und der problemlose Betrieb auf AMD-Systemen wird zumindest auf der Midiman-Website betont.

Zusammenfassend kann man sagen, dass eine Entscheidung zwischen den aufgeführten Karten von Budget und Geschmack abhängt. Wer den Luxus genießt, beim Musikhändler auch solch diffizile Dinge wie einen Wandler-Hörtest durchführen zu können, kann anhand dessen möglicherweise kaufentscheidende Unterschiede ausmachen...

Fazit

Der Betrieb der EWX 24/96 ist problemlos, die Performance hervorragend, der Klang astrein, und der Preis erscheint angemessen. Was will man mehr? Von der Hardware einmal abgesehen fiele mir da höchstens ein besserer Software-Sampler ein. Wäre prima, wenn sich Terratec da einen anderen Lizenzgeber suchen würde. Ansonsten kann ich hier nur eine dicke Empfehlung aussprechen, denn die Karte tut genau das, was sie soll und noch dazu in guter Qualität.

Pro

  • durchdachtes Gesamtkonzept
  • flexible und zuverlässige Treiber
  • guter Klang
  • komplettes Software-Bundle

Kontra

  • leider nur Cinch-Anschlüsse
  • der Gigasampler ist ein Ärgernis für den User



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Autor: Christian Baum, 06.04.2001 Ein Service von MEMI.