MEMI-Makers Sampling-CD Test

Wizoo Sampling-CD/CD-Rom

Hamburg Loopz 2

Hersteller Format Stil Artikel-/Bestell-Nr. Preis
Wizoo Mixed Mode WAV/Audio Elektronik, Electro-Pop WIZSC00009P DM 89,90 / 45,97
       

Kurz nach den harten Silberlingen Lofi Junkiez 2 und Cologne Cyclez 1+2 trudelte nun auch die dritte Neuheit aus den Loop-Labors von Wizoo in den Test-Labors von MEMI-Makers ein. Ebenso schick gestaltet überrascht diese Mixed Mode CD jedoch mit einem eingeschobenen Booklet - es geht also doch, trotz Papp-Hülle. Genau das hat mir ja bei den anderen Tests gefehlt.
CoverDie Freude hält an, wenn man das Booklet öffnet: Werbung und Bestellschein haben sich nach hinten verkrümelt, davor findet man absolut vorbildlich gestaltete Angaben zum Inhalt der CD. In Tabellenform entdeckt man dort die Track-Nummer im Audiobereich, sowie den Namen der WAV-Datei, die Geschwindigkeit in bpm (auf zwei Nachkommastellen genau), die Länge in Takten (2 bis 8) und -hurra!- eine kurze Beschreibung. Allein anhand dieser Angaben kann man schon eine gute Vorauswahl treffen. Benutzerfreundlicher geht's kaum! Hinzu kommt, dass hier auch Gruppen zusammengehöriger Loops gebildet und klar gekennzeichnet wurden, d.h. man bekommt zu jeder Loop auch noch ein, zwei Variationen geliefert. Ganz so repetitiv wie bei den oben genannten CDs wird ein Stück dann also nicht.
Im CD-Spieler verhält sich die CD wie beim Mixed Mode üblich: Track 1 schrottet die Boxen, die restlichen Tracks enthalten die Loops, auch hier Sinnvollerweise zu Gruppen zusammengefasst. Soweit gibt es für die Handhabung also ein dickes Plus!

Begutachten wir nun mal die klanglichen Aspekte, um die es ja eigentlich geht. Die Tempi bewegen sich zwischen gemütlichen 80 und rasanten 210 bpm, was eigentlich alles abdecken dürfte, was man so gebrauchen kann. In den Beschreibungen findet man oft Anleihen an bekannte Musik- oder Tanzstile, z.B. Rhumba, Funk, Industrial oder NDW. Stilgerechtes sollte man hier freilich nicht erwarten, denn alle Loops klingen ausnehmend elektronisch. Kein Wunder, zeichnen doch die beiden Oldie-Drumcomputer Roland TR808 und Alesis HR-16 für die Samples verantwortlich.
Einfach haben es sich die Programmierer Michael Mühlhaus und Christian Obermaier allerdings nicht gemacht: Die Loops leben v.a. von kreativer Nachbearbeitung. Da wurde gefiltert, geflanged, verzerrt und verwurstelt, dass allein schon das Zuhören Spaß macht. Teilweise kommen auch tonale Elemente aus analogen Synthesizern zum Einsatz. Hier bekommt man Hunderte von Kleinoden geliefert, alle sehr individuell und inspirierend komponiert. Es finden sich sowohl "gerade" Rhythmen, die sich auch für Popmusik verwenden lassen, als auch sehr zerrissene, beinahe schon experimentelle Loops, die alles andere als alltäglich klingen. Allen gemeinsam ist jedoch der überaus elektronisch-künstliche Charakter. Wer kreativ elektronische Musik fabriziert, wird hier sicher fündig. Eine Warnung jedoch an die Jünger der "harten Moderne": Richtig boshaft ist das alles nicht, sie sollten lieber auf die anderen bereits getesteten Wizoo CDs LoFi Junkiez 2 oder Cologne Cyclez 1+2 zurückgreifen. Alle anderen werden jedoch mit ausgezeichneten Grooves verwöhnt, fernab von irgendwelchen festgelegten oder abgedroschenen Stilen, wie sie sich en masse in den Charts finden. Bumm-Bumm-909 mit Achtel-Hihat hört man hier Gott sei Dank nicht...

Wie sieht der Umgang mit der CD in der Praxis aus? Bei den Audio-Tracks fällt auf, dass die Loops nicht am Ende eines Taktes geschnitten wurden, sondern nach der erneut erklingenden "1". Wer über die Audio-Eingänge des Samplers geht, muss also erst den richtigen Schnittpunkt ausfindig machen, sonst läuft die Loop nicht rund.
Leute mit computergestütztem HD-Recording oder Audiosequenzer werden wohl eher auf den ROM-Teil zugreifen, denn dort kann man sich die WAVs direkt holen und auf einer Spur geloopt einbauen. Und damit sind wir beim großen Manko dieser CD: Die WAVs sind auch nicht am Ende eines Taktes geschnitten. Das ist mir völlig unverständlich, denn gerade so ein ROM-Teil bietet ja den Vorteil, dass man die Samples direkt und ohne "Reibungsverluste" im Sequenzer integrieren kann. Die beiden anderen getesteten Wizoo-CDs machten von dieser Möglichkeit Gebrauch. Warum es bei der Hamburg Loopz 2 anders gehalten wurde, kann ich beim besten Willen nicht verstehen, denn es erfordert einen nervigen Zwischenschritt, nämlich das Laden und Schneiden in einem Sample-Editor. Bei Logic Audio hilft es zwar, das angegebene Tempo einzustellen und die Markierung im Sample-Editor in Taktschritten zu verschieben, aber unnötig umständlich ist es trotzdem.
Noch ein kleiner erwähnenswerter Punkt: Wie viele andere CD-ROMs, so werden auch die Wizoo-CDs damit beworben, dass sie durch ihre WAV-Kompatibilität auch für viele Sampler (K2x00, A3000, S5000 etc.) geeignet sind. Gut und schön, nur hat man bei Wizoo leider den Schönheitsfehler begangen und den Dateien lange Dateinamen nach ISO9660 gegeben. Die Sampler sind jedoch "DOS"-kompatibel, wandeln diese Dateinamen also in das Format xxxxxx~1.wav um, womit die Booklet-Angaben zu den Dateinamen teilweise relativiert werden. Das ist nicht fatal, aber eben unübersichtlicher.

Während des Tests fielen mir ein paar seltsame Dinge beim Gebrauch der WAVs auf meinem Testsystem auf. Da ich nicht weiß, wie repräsentativ meine Erfahrungen sind, habe ich sie nicht direkt in den Test integriert. Man kann sie jedoch hier nachlesen.

Fazit

Für einen angenehmen Preis bekommt man mit der Hamburg Loopz 2 eine exzellente Sammlung kreativer und traumhaft grooviger Drumloops geliefert, die fast alle sofort zum Mitwippen animieren. Tolle Nachbearbeitung, jede Menge Druck und genug Platz im Klangbild für die eigene Musik sorgen für Freude, ebenso wie die sinnvollen Variationen, die lebendige und alles andere als monotone Songs erlauben. Großes Lob an die Produzenten Mühlhaus und Obermaier: Sie haben hier ganze Arbeit geleistet.

Die "Post-Production" von Wizoo kann sich ebenfalls sehen lassen: Aufmachung und Booklet sind vorbildlich und übersichtlich. Der einzige Fleck auf dieser weißen Weste ist die Tatsache, dass die WAVs nicht geschnitten wurden. Das ist praxisfremd und verlangt ärgerliche Nachbearbeitung im Sample Editor. Dass es auch anders geht, hat man ja eigentlich mit anderen CDs schon bewiesen.
Inhaltlich und klanglich bekommt Wizoo von mir die "1", bei der Praxistauglichkeit könnte man noch einen Hauch zulegen.

Demo 1


Danke! Da ich keinen WAV-fähigen Sampler besitze, halfen mir ThomasP und Niko von den Forumfreaks beim Thema Verhalten der Kurzweils mit langen Dateinamen. Dank Trancemeisters Hilfe weiß ich nun auch, dass MACs keine Probleme mit derartigen Dateinamen haben. Ein von mir in einer Ecke entdeckter G3 lud die Files dann auch problemlos und spielte sie mit Quicktime ab. Mein Bruder und Tim Attmann stellten ihre Rechner für weitere Tests zur Verfügung.

Weiterführende Links bei MEMI:
Weitere Links zum Thema:
MEMI-Makers Link-Datenbank Wizoo (Herstellerseite)
MEMI bietet Tipps & Tricks fürs Homerecording!
MEMI-Samples und Drumloops gibts bei den Downloads.

Autor: Christian Baum  
Ein Service von MEMI-Makers.