MEMI Hardware-Test

 

Korg Prohecy

Virtuell-analoger Monosynthesizer

 

Tja, da hatte ich ihn nun tatsächlich zuhause stehen, den kleinen Propheten von KORG. Nachdem er in des übrige MIDI- und Audio-Setup eingebettet war, wurden zunächst einmal die Demo-Songs aufgerufen. (Einige davon waren ja schon von der KEYS-CD bekannt ...)
Dabei zeigte sich schon, dass alles, was irgendwie unter der Rubrik "elektronisch" einzuordnen ist, absolut genial klingt. "Natürliche" Sachen, wie z.B. Trompeten klangen dagegen eher mittelmäßig. Grosse Ausnahme: das Slap-Bass-Demo (#05) ... Wahnsinn!

Weiter ging's mit dem Durchhören der 128 Preset-Programme. Wieder die Tatsache: vor allem die Elektronik-Sachen sind hervorstechend! Und dann natürlich die Echtzeitmodulationen mittels Wheel 2 und 3 und dem Ribbon-Controller ... Klasse!

Jetzt wurd' der Arpeggiator angeschmissen. Neben den Standard-Patterns finden sich da auch sehr brauchbare Non-Standard-Muster, die - mit einem entsprechenden Sound eingesetzt - schon zu dem ein oder anderen Song animieren können.

Und dann ans Eingemachte: Herumschrauben an den Parametern, Sounds verändern, neu aufbauen, Filter verändern, etc.. Fazit: Über fehlende "Beinfreiheit" kann man auch hier nicht klagen.

Abschliessend (mittlerweile ist es Sonntag abend) der Praxis-Test: Wie gut kann man den Prophecy denn nun wirklich in einer Produktion, d.h. im Zusammenspiel mit anderem Equipment etc., gebrauchen?

Es fing damit an, dass wir in einem Ringmodulationssound aus dem Prophecy eine kurze Sequenz einspielten, die als Basis für ein (House-orientiertes) Instrumental dienen sollte. Da der Prohecy allein mit dieser Sequenz ja schon ausgelastet gewesen wäre, wurde das Ganze 30 Sekunden lang eingesamplet und anschliessend als Loop eingesetzt.
Daraufhin folgte eine Basslinie - ebenfalls aus dem Prophecy. Sehr schön einsetzen konnte man hierbei die Echtzeit-Modulationsmöglichkeiten. Da alle Wheel- und Ribbon-Aktivitäten nicht über umständliche SysEx-Meldungen, sondern über einfache Controllerdaten ausgegeben werden, war auch eine graphische Bearbeitung der Modulationsstärken und -verläufe im Sequencer problemlos möglich - Pluspunkt.
An dieser Stelle waren dann allerdings die Einsatzmöglichkeiten des Prophecy innerhalb dieser Produktion am Ende. Eine Stimme ist halt doch recht wenig. Auch der Versuch, den Prophecy-Bass nur annähernd im Sampler zu reproduzieren scheiterte (wie schon zu vermuten) kläglich. So etwas lässt sich halt nicht so einfach "nachbauen" ...

Alles in allem lässt sich sagen, dass der Prophecy ein durchaus gelungenes Gerät ist, dessen einzige (aber dennoch wesentliche) Schwäche seine Monophonie ist. Gerade im praktischen Einsatz hat es uns dann doch immer wieder ein tief-seufzendes "Schade" entlockt, wenn wir feststellen mussten, dass ein Prophecy zwar "ganz nett" ist, richtig losgehen würde die Sache aber dann doch erst bei mehreren Propheten ...
Sicherlich ist es utopisch, heute, 1996, mehrere solcher (zugegeben genialen) Stimmen in einem Gerät zu diesem Preis zu erwarten, aber sieht man diesen Einstimmler von KORG als Prophezeiung für die Zukunft des Synthy-Marktes, dann sehen wir wohl rosigen Zeiten entgegen!

Hoffentlich stimmt's also: Nomen est Omen.


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Autor: Martin Rothhaar Ein Service von MEMI.