MEMI Software-Test

 

Propellerheads Reason 3.0 und Drum Kits 2.0

Virtuelles Studio / professionelle Drum-Samples

 

Hersteller/Vertrieb Art der Software erhältlich für Preis
Propellerheads Virtuelles Studio Win/Mac: stand alone, Rewire € 449,-
      € 120,- (Drum Kits)

 

Die schwedische Firma Propellerhead kennt man ja schon seit langem: Schließlich waren sie mit ReBirth unter den ersten, die „virtuelle Instrumente“ für den Computer anboten. ReBirth wurde 1997 vorgestellt und war eine Emulation der TB-303, TR-808 und TR-909 von Roland. Die Software wird zwar seit kurzem nicht mehr angeboten und weiterentwickelt, ist aber als kostenloser Download unter http://www.rebirthmuseum.com/ erhältlich. Außerdem ist ReBirth also sogenanntes „ReFill“ für Reason erhältlich – davon später mehr.

Reason ist also das Flagschiff aus dem Hause Propellerhead. Die Standardansicht der Software ist in der oberen Hälfte ein virtuelles Rack, das man mit Instrumenten füllen kann, und ein Sequencer-Fenster mit Transport- und Editierfunktionen im unteren Teil.

Im oberen Teil wählt man die gewünschten Klangerzeuger – unter diesen z.B. der Synthesizer Malström oder die Drummaschine Redrum.

Rackansicht

Dreht man das Rack durch Druck auf die Tab-Taste um, erscheinen die Geräte von hinten – hier kann man verkabeln und patchen – das alles ist durch die fotorealistische Darstellung sehr intuitiv gelöst.

Rackansicht Rückseite

Reason beinhaltet schon eine Reihe Instrumente: Zur Auswahl stehen neben diversen Synths gut klingende (RV7000 Reverb) und auch abgefahrene Effektgeräte (Scream Distortion, Filter, Vocoder....) sowie Sampler, so dass man allein mit diesem Package schon weitgehend fertige Tracks produzieren kann – vorausgesetzt man arbeitet nur mit elektronischen Klängen bzw. Samples. Die mitgelieferte Bibliothek (Factory Sound Bank) liefert schon sehr gute Sounds für alle möglichen Situationen, von Elektro- DnB – und House Beats über diverse Bässe bis hin zu Synth-Leads und Pads. Die Sounds lassen sich leicht über die Browse-Funktion des jeweiligen Instruments finden. Über ein Masterkeyboard spielt man sie – und im schon erwähnten Arrange/Tranport-Bereich nimmt man auf. Hier ist es auch ein Kinderspiel, Midi-Daten nachträglich zu schneiden und zu editieren. Außerdem ist die Orkester Sound Bank auch inklusive – wie der Name schon sagt, sind dies Orchestersamples guter Qualität, die ein gutes Werkzeug zum Komponieren darstellen und nicht viel Speicherplatz und CPU benötigen.

Arrange und Transport

Eine tolle Möglichkeit, ein Instrument zu erstellen, ist über „Create Device from Patch“ – hierbei sucht man sich einfach den Patch aus und selbiges wird dann automatisch im passenden „Gerät“ geladen. Eine weitere sehr willkommene Verbesserung gegenüber früheren Reason-Versionen sind die „Combinators“. Es lassen sich mehrere Geräte zusammenfassen und als Kombination speichern, und natürlich genauso wieder laden!

Bemerkenswert ist der effiziente Gebrauch der Prozessorleistung – selbst auf einem G4 älteren Datums lässt sich vernünftig mit Reason arbeiten.

Man kann nun entweder komplette Tracks nur in Reason fertig stellen und schließlich als Reason-File speichern – diese sind nur in Reason zu öffnen, die perfekte Art zur Zusammenarbeit mit anderen Reason-Usern, da aufgrund der geringen Dateigröße leicht zu verschicken – oder als Audiodatei exportieren. Auch Mididaten lassen sich exportieren.
Eine andere Möglichkeit ist die Einbindung in ein Sequencerprogramm wie z.B. Apple Logic oder Ableton Live via ReWire. Mein Live-Set besteht neben den in Ableton angelegten Clips aus einer ReWire-Spur, in der ich in Reason Basslines live spiele und in Live loope. Funktioniert hervorragend, klingt fett und zwingt meinen Prozessor nicht so sehr in die Knie wie andere Plug-Ins.

Drum Kits

Als Zugabe gibt’s, wie schon erwähnt die sogenannten ReFills. Entweder kostenlose – z.B. das ReBirth-ReFill, bei Propellerhead herunterzuladen – ein echter Tipp! Es gibt aber auch Produkte, die man separat zu Reason erwerben kann. Von diesen habe ich die Drum Kits 2.0 getestet.

Drum Kits sind Samples von verschiedenen Drumsets, aufgenommen mit exzellenten Mikrofonen in einem großen Studio. Die Sounds sind also wirklich gut und sehr natürlich. Bei der Installation kann man zwischen 16-Bit und 24-Bit Audiofiles wählen, wodurch sich natürlich der benötigte Speicherplatz beträchtlich erhöht.

Beim Arbeiten mit den Drum Kits öffnet man das gewünschte Schlagzeug und die einzelnen abgenommenen Trommeln bzw. Becken werden automatisch auf verschiedene Kanäle des Mischpults geroutet. Hierbei gibt es natürlich auch separate Kanäle für Nahaufnahmen und Raumklang, den man also je nach Geschmack dazumischen kann; auch Inserteffekte sind selbstverständlich möglich und werden schon automatisch – als Combinator – mitgeladen. Eine schnellere Möglichkeit, mit naturgetreuen Drumsounds zu arbeiten, gibt es wohl nicht. Die Kits klingen exzellent und lassen Demos schon ziemlich professionell klingen. So sieht das Drum Kits-Pult aus:

Drum Kits Pult

Abschließend kann man sagen, dass Reason 3, speziell in Verbindung mit den Drum Kits, ein absolut empfehlenswertes Paket ist. Sofern man keine Instrumente live einspielen will, hat man als elektronischer Musiker ein Werkzeug für (fast) alles zur Hand. Speziell zum Skizzieren bzw. Komponieren und Austauschen/Kollaborieren mit Musikerkollegen ist Reason perfekt, wenn der Produktionspartner auch Reason auf seinem Computer installiert hat. Wer richtige Instrumente aufnehmen will, kann Reason mit einem Sequenzer per ReWire verbinden und so beide Welten verbinden.

Ob man sich nun für Reason mit seinen vielen Instrumenten oder für einzelnen AU- oder VST-Plugins entscheidet, ist Geschmackssache. Durchaus vieles spricht auch beispielsweise für die unglaublich vielschichtigen Sounds des Tassman 3 als Synth, eine Orchestersample-Library und Drummaschinen-Plugins oder für den superflexiblen NI Reaktor 5, der all dies und noch viel mehr kann. Für diese Lösungen braucht man jedoch zum Sequencing ein Host-Programm und Reason ist für all das, was es bietet, als sehr günstig im Preis einzustufen. Reason als „All-in-One“-Package ist derzeit wohl konkurrenzlos – und es macht Spaß, denn man kann selbst als relativer Computermusik-Neuling sofort loslegen.

Pro

  • geringer Bedarf an Prozessorleistung
  • Stabilität
  • Intuitiv zu bedienen
  • Preis/Leistungsverhältnis
  • Drum Kits: Sehr gute Samples, sehr realistisch abgebildet
  • Combinator

Kontra

  • -



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Autor: Roland Reinke, 20.05.2006 Ein Service von MEMI.