MEMI Hardware-Test

 

Generalmusic S2 Turbo

Workstation

 

Es ist jetzt schon ein Weilchen (ich glaube, etwa ein Jahr) her, dass ich den S2 gekauft (d.h. bestellt habe). Bekommen habe ich ihn dann ja viel später ...

Dazu muss ich gleich mal eine nette (oder weniger nette) Geschichte erzählen:
Ich hatte nämlich einige Probleme mit meiner Bestellung bei einem deutschen Musikhaus. Zuerst ging ja noch alles glatt. Ich bestellte per email und bekam schnell eine Bestätigung. Dann aber dauerte es relativ lange, bis das Gerät schließlich eintraf. Das alleine wäre ja noch nicht so schlimm. Der Postbeamte hatte allerdings Schwierigkeiten mit der Abwicklung der Zahlung (per Nachnahme). Es war nur der Betrag in DM auf dem Paket (für alle, die es nicht wissen: ich komme aus Österreich!). Ein Lieferschein oder eine Rechnung fehlten ebenfalls. Der Postbeamte rief dann bei seiner Dinststelle an und ließ sich den Betrag zum aktuellen Tageskurs umrechnen. Ich bezahlte, und ging voller Vorfreude ans Auspacken. Die Rechnung war übrigens auch nicht im Inneren der Verpackung. Die Freude währte allerdings nicht sehr lange. Schon das Anspielen der ersten Sounds ließ erkennen, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Scheinbar waren die Samples nicht richtig geloopt und bei manchen stimmten die Zonen der Multisamples nicht mit dem Original überein. Ich erkannte dann doch relativ schnell, dass es sich um einen Defekt handelte, und nicht um eine Fehlbedienung, wie mir nach einer kurzen Mail an den Musikladen unterstellt wurde. (Ist ja schließlich nicht mein erster Synth!)
Mein Versuch, den Fehler zuerst einmal irgendwie selbst in den Griff zu bekommen scheiterte an der (italienischen) Betriebsanleitung. Nach ein paar Mails konnte ich meinen Betreuer davon überzeugen, dass wirklich etwas kaputt war. Es wurde mir versichert, dass ich ein neues Gerät bekommen würde (nachdem ich gedroht hatte, einen Rechtsanwalt einzuschalten). Das Ganze sollte so vor sich gehen, dass ein Mitarbeiter von UPS mir das neue Gerät bringt, und gleichzeitig das andere abhohlt. Natürlich musste ich wieder ziemlich lange warten. Dafür trudelten so nach und nach eine Rechnung und eine deutsche Betriebsanleitung ein. Wie sich nach kurzer Zeit herausstellte, ist es nicht möglich, im Ausland etwas von UPS abholen zu lassen. Ich hatte also plötzlich zwei S2 in meinem Zimmer rumstehen.

Sofort machte ich mich daran, den defekten S2 zurückzusenden. Um Geld zu sparen, wollte ich es zuerst mal bei der Post versuchen. Ich fragte also, wieviel es kostet, wenn man ein Paket nach Deutschland schickt und auf 13000 Schilling versichern lässt. Darauf bekam ich folgende Antwort: "Das kostet bis 20 kg 550 Schilling und ab 20 kg kostet das mehr." Nun gut. Ich wusste ja nicht genau, wieviel das Ding samt Verpackung wiegt. Ich ging dann am nächsten Tag hin, um meinen defekten S2 endlich loszuwerden. Tja, typischer Fall von Denkste! Nachdem ich das, doch recht schwere, Paket auf die Paketwage gelegt hatte, zeigte diese irgendwas knapp über 20 kg an. Als ich dann sagte, dass ich das ganze noch versichern will (heißt bei unserer Post "Wertpaket"), bekam ich als Antwort, dass das bei einem Gewicht über 20 kg nicht möglich sei. Soviel zur österreichsichen Post. Blieb mir also nichts Anderes übrig, als meinen S2 per UPS zurückzuschicken. Das ging dann auch ohne Probleme. Vorerst zumindest ...

Nach 2 Wochen mailte ich wieder einmal an den Musikladen, um zu erfahren, ob der defekte S2 schon angekommen sei. Darauf bekam ich als Antwort, dass dies nicht der Fall sei. Nach drei Wochen war er dann immer noch nicht da. Mir ist das dann zu blöd geworden, und ich habe noch eine Mail geschrieben, in der stand, dass mir die ganze Angelegenheit schon ziemlich auf den Wecker fällt. Ich wieß auch darauf hin, dass ich Erfahrungsberichte für ein Internetmagazin über Elektronische Musik schreibe und sich meine schlechten Erfahrungen sehr gut als Einstieg für meinen nächsten Bericht eignen würden (mit Angabe der URL). Und, siehe da: Am nächsten Tag war das Gerät plötzlich angekommen. So ein Zufall aber auch! Sicher wollen nun einige wissen, um welchen Musikladen es sich dabei handelt. Nun, da ich mit 2 Soundcards bestochen wurde, werde ich das hier nicht schreiben :-))

Nein, also im Ernst: Da sich alles noch zum Guten gewendet hat und ich als Entschädigung für meine Unannehmlichkeiten noch 2 Soundcards bekommen hatte, werde ich hier den Namen des Musikladens nicht erwähnen. Allerdings möchte ich allen von Bestellungen im Ausland abraten. Man hat meist eine Menge Probleme, und es würde Zeit, Kosten und Nerven sparen, wenn man sich ins Auto setzt, und einfach hinfährt, das Gerät auf Funktionstüchtigkeit überprüft, und dann kauft. Ich jedenfall werde das in Zukunft so machen ...

Wie ist er nun, der S2?

Also mein Gesamteindruck ist einmal: "Sehr Gut". Gerade für Leute, die elektronische Musik machen wollen scheint er mir wirklich geeignet zu sein. Schon bei den Presets ist der Anteil an synthetischen Sounds höher als bei vielen anderen Synths. Die Tastatur kommt mir sehr angenehm vor, nur die Controller (Pitch und Modulation) liegen etwas schlecht in der Hand (vielleicht liegt es ja auch an meiner Hand!). Das großzügig bemessene, grafikfähige Display ist sehr gut lesbar und die Knöpfe, die sich, zwecks Anwahl der einzelnen Menüpunkte, links und rechts davon tummeln, machen die Bedienung wirklich einfach. Was allerdings das Bild etwas trübt, ist die Tatsache, dass das Gerät ein nicht unbeträchtliches Grundrauschen fabriziert. Sowas erwartet man höchstens mal von einer verstaubten Analogkiste, die man gerade vom Dachboden geholt hat. Sonst ist der Klang allerdings wirklich ok.

Sound

Wie schon gesagt, gibt es viele Analogimitate, die, wenn auch nicht wirklich analog, so doch bedeutend wärmer klingen als so manches virtuelle Billigimitat. Die Naturinstrumente sind eher nicht die Stärke des S2. Allerdings gilt das nicht für das Piano, und auch nicht für die akustische Gitarre, die beide recht gut gelungen sind.

Aber wer will schon vorgefertigte Sounds? ... darum geht es jetzt mal ans

Editieren

Hier geht es eher nach dem Motto "Weniger ist mehr" zu. Das soll jetzt aber nicht heissen, dass der S2 wenig Möglichkeiten bietet.
Zuerst wählen wir einmal die Wellenform aus. Auf dieser Menüseite besteht die Möglichkeit, einen Singlesound (nur eine Welle) oder einen Dualsound (zwei Wellen) zu kreiren. Allerdings ist das nicht mit der Aufteilung in eigenständige Elemente oder Voices anderer Synthesizer zu vergleichen. Auch wenn zwei Wellenformen ausgewählt wurden, so passiern diese Filter, Amplifier etc. gemeinsam. Es gibt allerdings zwei Möglichkeiten, doch noch einen Sound hinzukriegen, bei dem verschiedene Wellen auch durch verschiedene Filter laufen, aber dazu später.
Zusätzlich ist dann noch eine Konfiguration namens "Dual Crossfade" vorhanden. Dabei wird ein und dieselbe Wellenform von zwei Oszillatoren abgespielt, allerdings werden die Loops anders durchlaufen. Einige der Waves klingen dann plötzlich ganz anders, was den doch recht bescheiden erscheinenden Wellenformenvorrat wesentlich interessanter werden lässt.

Filter

Eines gleich vorweg: Die Filter klingen wirklich hervorragend. Außerdem gibt es zwei nicht ganz alltägliche Filtertypen, nämlich Parameter Boost und Parameter Cut. Die Standardtypen wie Lowpass, Highpass und Bandpass sind natürlich auch vertreten. Alles mit Resonanz, ist ja klar! Der S2 hat 2 Filter pro Sound, die man getrennt programmieren kann. Leider jedoch ist es nicht möglich, die Filter parallel zu schalten, oder die zwei möglichen Waveforms jede durch ein anderes Filter zu schicken. Also das wäre ja nun wirklich kein Problem gesewen ...

Die Filter klingen zwar nicht ganz so rein, wie z.B. die eines JD800/JD990, aber man kann trotz hoher Resonanzwerte sehr druckvolle Sounds erzeugen. Hierfür gibt es noch einen nicht ganz alltäglichen Parameter, und zwar Output gain. Bei diesem kann man einen Wert von -2 bis +2 einstellen, und so die Ausgangslautstärke des Filters verändern. Das ist vor allem dann sehr paraktisch, wenn man Wellenformen benutzt, die nicht besonders laut sind. Abgesehen davon sind mit zu hohem Output gain auch interessante Übersteuerungseffekte möglich ("Hallo Technofreaks!"). Eher gerwöhnlich ist die Möglichkeit, die Anschlagdynamik auf die Cutoff-Frequenz wirken zu lassen. Dasselbe geht dann auch mit der Resonanz. Sehr schön ...

In der Anleitung steht, dass der Output Gain Parameter dazu gedacht ist, dass man zu laute Sounds leiser machen kann, weil ja bei höheren Resonanzwerten der Pegel des Signals zunimmt. Ich muss gestehen, dass mir das nicht ganz klar ist. Bei diversen Yamahasynths ist da genau das Gegenteil der Fall. Je mehr Resonanz, desto leiser wird das Ergebnis. Natürlich gibt es für die Filter auch Keyboardtracking und Hüllenkurven, aber dazu (mal wieder) später.

Jetzt noch die zusätzlichen Filtertypen:

Parameter Boost macht grundsätzlich das Selbe wie Lowpass, nur, dass eben nicht ab der angegebenen Frequenz abgeschnitten, sondern alles durchgelassen wird. Mit dem Resonanzparameter kann man nun die "Cutoff-Frequenz" (der Name passt hier nicht ganz!) anheben. Dabei können auch sehr interessante Sounds entstehen.

Dann gibt es noch Parameter Cut. Das ist in etwa das Gegenteil des Parameters boost (da soll sich jetzt mal einer was drunter vorstellen ...).

Hüllkurven

Die Hüllkurven zählen sicher zu den grossen Stärken des S2. Sie sind achtstufig. Das sieht man selten! Dazu ist für KeyOn und KeyOff je eine eigene Kurve vorhanden. Man kann nun, je nachdem was man braucht, ein, zwei oder mehr Segmente einstellen. Man wird also nicht mit einem heillosen Parameterdschungel konfrontiert, wenn man nur eine ganz gewöhnliche ADSR Hüllkurve machen will. Dieses "Jeder soll soviel nehmen, wie er braucht"-Konzept gefällt mir sehr gut. Leider sieht man auch das eher selten ... Die Hüllkurven sind übrigens für Filter, Lautstärke, Panorama und Tonhöhe dieselben. Auch das ist gut und nicht in allen Geräten zu finden, obwohl es naheliegend wäre und die Gewöhnungsphase bei einem neuen Gerät verkürzen würde.
Als ob das nicht schon genug wäre, kann man in der Hüllkurve auch noch eine Loop setzen, die vom Ende der Hüllkurve weg bei einem beliebigen Segment einsetzen kann.

LFO

Also da gibt es nicht viel zu sagen, außer, dass es schade ist, dass nur ein LFO vorhanden ist. Bei der Filter- und Tonhöhenmodulation können natürlich auch die sehr flexiblen Hüllenkurven herangezogen werden. Der LFO ist übrigens zur MIDIclock syncronisierbar.

Weiters gibt es für Filter, Lautstärke und Stereoposition ein KeyboardTracking mit bis zu 6 Segmenten. Auch hier gilt wieder die Devise: Nimm, soviel Du brauchst, aber nicht mehr! Es können 1, 3 und 6 Segmente ausgewählt werden. Das kennt man ja dann auch von anderen Synths. Man kann diverse Punkte auf der Tastatur bestimmen, und jedem einen Wert zuweisen, der sich dann auf das jeweilige Ziel (Filter, Amp etc.) auswirkt. Ungewöhnlich erscheint mir das beim Panorama. Da geht das nämlich auch! Man kann also nicht nur einen Sound programmieren, bei dem die hohen Töne ganz links und die tiefen ganz rechts sind (oder umgekehrt), sondern auch ganz wirre Panorama- Tonhöhenzusammenhänge erzeugen.

Effekte

Das interne Effektgerät gehört nicht gerade zu den Stärken des S2. Der Hall ist zwar ganz nett zur Aufbesserung der Sounds, ist aber von Studioqualität mehr als weit entfernt. Die Modulationseffekte sind durchaus brauchbar bis auf den Phaser. Der hat mit einem wirklichen "Phaser-Effekt" wirklich nur den Namen gemeinsam. Delay gibt es auch nocht, sogar in Form von Pan-Delay. Da es nur zwei Effektwege gibt, ist ein Effekttyp, der Chorus und Delay in einem Effekt vereint natürlich praktisch. Organisiert sind die Effekte in einer Effektlibrary, und können von dort aus den Performances zugeordnet werden. Das Effektrouting ist etwas veraltet, kann man hier zwar für jeden der zwei parallel möglichen Effekte die Intensität einstellen, so aber für die einzelnen Sounds einer Performance nur "On" und "Off" für Effect1 und Effect2 einstellen. Doch damit kann man leben ...

Die dritte Hand ...

Dabei handelt es sich nicht um ein neues Wunder der Gentechnik, sondern schlicht und einfach um "polyphonen Aftertouch". Nun fragt man sich:"Wozu soll'n das gut sein???". In der Tat brauchen die meisten Keyboarder polyphonen Aftertouch mindestens so dringend wie ein Midikabel mit Blümchenmuster. Außerdem klingt das Wort höchst unanständig :-))

Tatsache ist aber, dass, wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, man sich den poly Aftertouch nicht mehr aus seinem Leben wegdenken kann. General Music hat hier auch nicht gegeizt, und so kann man den polyphonen Aftertouch auf so ziemlich jede Funktion anwenden, die es gibt: Cutoff, Volume, Panorama, Pitch, LFO-Depth usw.

Man stelle sich nun einmal folgende Situation vor: Man spielt mit der linken Hand irgendeine Begleitung und mit der rechten eine Melodie dazu, vielleicht auch ein fetziges Solo. Jetzt will man noch mit dem Modulationsrad die Filterfrequenz beeinflussen, damit das Ganze auch recht lebendig wirkt. Nun hat man mehrere Möglichkeiten:

  • Man nimmt zuerst die Begleitung auf, und dann spielt man das Solo dazu, wärend man mit der Linken hand das Modulationrad bedient. Das ist auf jeden Fall nicht sehr spontan, weil man sich schon vorher über den Harmonieverlauf im Klaren sein muss.
  • Man mietet sich Klaus Schulze, damit er das Modulationrad bedient (auch eher unrealistisch!).
  • Man moduliert die Filter mit einem Fußpedal. Jetzt will man doch die armen Treter endlich mal in Ruhe lassen, wo sie doch den ganzen Tag auf der Uni herumlatschen mussten (oder sonstwo ...)

Eine ausweglose Situation, wie es scheint ...

Doch: Rettung naht! Sicher kann sich schon jeder denken, was jetzt kommt!

Ja, klar! Der polyphone Aftertouch in verbindung mit Anschlagdynamik auf Cutoff ist die Lösung. Nach relativ kurzer Zeit hat man das auch sehr gut im Griff. Hierzu empfehle ich, einmal den Werkssound "Zerbino" anzutesten. Der macht genau das zuvor Beschriebene. Das Ganze erinnert dann vielleicht etwas an den Anfang von "Chariots of Fire" von Vangelis. Überhaupt dürfte dieser Sound die Herzen von Vangelisfans höher schlagen lassen. Wenn man ihn (den Sound, nicht Vangelis!) noch mit einem Piano doppelt, dann klingt eigentlich alles, was man spielt fast schon nach Vangelis :-))

Eine Besonderheit bei den Sounds stellt das "Sound-Patch" dar. Das kann man sich wie ein Drumset vorstellen, bei dem jeder Taste ein anderer Sound zugeordnet wird. Nun begnügte sich General Music nicht mit der Möglichkeit, jeder Taste eine andere Wave zuzuordnen, und vielleicht Tonhöhe und Panorama einstellen zu lassen, nein: Man kann einen ganz normalen Sound verwenden, und ihn einer Taste zuordnen. Das eröffnet ungeahnte Möglichkeiten. Einerseits sind so sehr ausgefallene Drumsets möglich, da ja jede Drum-Wave wie ein ganz gewohnlicher Sound bearbeitet werden kann (Filter, Hüllenkurven, LFO), andererseits kann man auch beliebige Tastatur-Splits programmieren. So können Midikanäle eingespart werden. Eine Weitere Möglichkeit der Nutzung des Sound-Patch wäre, dass man den Tasten diverse SoundEffects zuordnet, die ja, dank der guten Filter, mit dem S2 leicht zu erstellen sind. So kann auf einem Midikanal das verwirklicht werden, wozu man früher Berge von Synths (und Berge von Geld!) gebraucht hätte. Wem das noch nicht genug ist, der kann noch von der Möglichkeit gebrauch machen, zwei Sounds mir Velocityswitch zu überblenden, denn auch dazu ist Sound-Patch fähig.

Sequenzer

Der Sequenzer bietet 10 Songs mit je 16 Spuren an. An dieser Stelle möchte ich all jene Leute warnen, die (so wie ich) in der Werbung gelesen haben, dass der Sequenzer des S2Turbo 250.000 Events fasst. Das ist zwar schon war, allerdings sind diese Events starr auf die 10 Songs verteilt, was nach Adam Riese 25.000 Events pro Song macht. Das ist nicht mehr ganz so außergewöhnlich und es wäre wohl keine Schwierigkeit gewesen, das anders zu verwalten.
Nun bietet der Sequenzer eigentlich alles, was man so vom internen Sequenzer einer Workstation erwartet. Man kann einzelne Tracks aufnehmen, mehrere Tracks gleichzeitig, das Ganze in einem Eventeditor nachbearbeiten, quantisieren, kopieren usw. Das kennt man ja eh alles ...
Eines stört mich allerdings sehr: Der S2 hat KEINEN Stepmodus. Es ist mir unerklärlich, wie man sowas weglassen kann! Gerade für EM und Techno, wo ja sehr "maschinelle" Sequenzen und Rhytmen vorkommen, ist ein Stepsequenzer meiner Ansicht nach unerlässlich. Ein weiteres Manko ist, dass mit dem Sequenzer keine SysEx-Dumps aufgezeichnet werden können. Sehr schade! Sonst bleiben allerdings keine Wünsche offen.

Performances

Um nun die Sounds auf die einzelnen Spuren zu verteilen wird ein Multisetup verwendet. Dieses heisst hier "Performance" (wie bei Roland). In der Performance wird all das eingestellt, was man von einem Multi erwartet. Jeder Midikanal erhält einen Sound zugewiesen, man kann Stereoposition, Transponierung, Effektrouting (leider nur "on" und "off") und die Aufteilung auf die Midischnittstellen und die Einzelausgänge vornehmen. Midischnittstellen? Ja, davon gibt es hier gleich mehrere, nämlich zwei mal In-Out-Thru. Somit ist man auch für die Zukunft gerüstet, und braucht sich nicht so bald ein Patchbay zu kaufen. Allerdings hätte dem Sequenzer zu diesem Zweck weitere 16 Spuren nicht geschadet. Naja, man kann ja nicht alles haben :-((

Einzelausgänge gibt es auch noch. Und diese machen ihrem Namen wirklich alle Ehre, kann man sie doch auch wirklich "einzeln" ansprechen. So besteht die Möglichkeit, einen Sound über "Stereo" (MixOut mit Effekten), Out 1+2, Out 3+4, Out 1, Out 2, Out 3 oder Out 4 in die Welt zu schicken. Damit lässt sich schon was anfangen!

Auch bei den Performances gilt wieder der Grundsatz "nimm nur soviel Du brauchst". Man muss jeden Track erst mittels "create" erzeugen, um ihn benutzen zu können. So wird eine Performance nicht unübersichtlich, wenn weniger als 16 Tracks benötigt werden.

Hier kommen auch die 7 Regler zum Einsatz, die sich auf der Linken Hälfte des Gerätes befinden. Sie sind für die wichtigsten Parameter der Sounds zuständig, wie z.B. Cutoff, Attack, Release, Panorama usw. Mit diesen Reglern kann man nun jeden Sound einer Performance noch mal zusätzlich an den Song anpassen. So eben zum Beispiel den Cutoff etwas herunterregeln (das funkioniert nur, wenn der betreffende Sound nicht beide Filter auf "off" hat). Bei dieser Aktion werden die für den Sound selbst eingestellten Parameter nicht angetastet, und so kann ein und derselbe Sound in verschiedenen Performances anders klingen.

Zum Sichern von Sounds und Songs gibt es ein Diskettenlaufwerk, welches leider ein eigenes Format (1,62 MB) fabriziert. Das kann man dann mit keinem Computer mehr lesen :-(( Dafür wird man mit etwas mehr Speicherplatz belohnt.

Nun besteht ja noch die Möglichkeit, Samples in das 2 MB grosse Sampling-RAM einzulesen. Hierfür kann der S2 auch Dos und AKAI-Disketten lesen. Mit AKAI-Samples hat er aber seine probleme, wenn bei diesen mehr als zwei Samples gelayert sind. Der S2 kann nämlich nur 2 Samples layern. Um die Samples zu bearbeiten gibt es den "Sample-Translator". Hier kann man die Keymaps erstellen (Samples über die Tastatur verteilen) und auch die LoopPunkte einstellen. Das allerdings geht nicht gerade einfach, weil keine Funktion zur Verfügung gestellt wird, die dabei hilft, Nulldurchgänge in den Samples zu finden, oder vielleicht die LoopPunkte zu glätten. Das macht man dann doch lieber mit einem Sampler oder am Computer. Dafür ist es auch sehr hilfreich, dass der Sample-Translator Wav-Files lesen kann.

Masterkeyboardfunktionen

Vier Tastaturzohnen sind möglich, sowohl intern, als auch extern. Allerdings funktioniert das Ganze nur im Multimode. Den beiden Rädern kann man leider nix Anderes zuweisen, als Pitch und Modulation, aber dafür kann man die Fader mit so ziemlich allem belegen, was einem in den Sinn kommt. Das ist vor allem dann praktisch, wenn man ein Sequenzerprogramm hat, das diese Controller dann in was Anderes umwandeln kann. So wäre es möglich, auch andere Synths, die keine Controller, dafür aber SysEx verstehen, zu steuern.
Die Tastatur ist wirklich gut, und so dürfte der S2 gewöhnlichen Masteranwendungen im Heimstudio sicher genügen.

Nachruf

Der S2Turbo hat ja einmal über 4000 DM gekostet. Das war wohl etwas zu teuer, weshalb er sich auch nicht allzugut verkauft zu haben scheint. Mittlerweile hat General Music aber die restlichen Lagerbestände zu einem Schleuderpreis auf den Markt geworfen. Ich habe für meinen jedenfalls nur 1.777 DM bezahlt, und in dieser Preisklasse ist er wirklich konkurrenzlos. Er ist halt nicht mehr der letzte Schrei, was man auch daran erkennt, dass "nur" 32 Stimmen vorhanden sind. Jedoch kommt man damit recht gut aus, da er nicht, wie diverse andere Synths, nur dann gut klingt, wenn man für jeden Sound vier Stimmen verbrät.

Auf die oft gestellte Anfängerfrage "Reicht ein Synth für Techno?" kann ich getrost die Antwort, "Ja, es reicht ein Synth für Techno (und auch für EM), und zwar der S2 Turbo" geben.

Es gibt ihn übrigens auch im Rack und als 76-Tasten Version.

Jetzt bin ich am Ende mit meinem Bericht (und auch mit den Nerven!), und hoffe, dass irgendwer was damit anfangen kann :-))

Wenn's Fragen, Anregungen oder gar Beschwerden (wehe Euch!) gibt, dann mailt mich ruhig an!


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Autor: Thomas Polaschek Ein Service von MEMI.