MEMI Software-Test

 

Cakewalk Sonar 2.2

Amerikaner - aufgewertet

 

Hersteller/Vertrieb Art der Software erhältlich für Preis
Cakewalk MIDI-/Audio-Sequenzer Windows ab W98SE derzeit unklar
Edirol     wg. Vertriebswechsel

 

Besser spät als nie. Auch MEMI hat für Sie die neue Version des Cakewalk Schlachtschiffes SONAR getestet. Seit unserem letzten Test der Version 1.0 des Sequenzerprogramms hat sich die Lage in deutschen Landen etwas gewandelt. Die neueste Version des US-Sequenzers fand auch in Deutschland regen Anklang bei den Testern. Seit bekannt wurde, dass Emagics Logic keine neue PC-Version mehr erleben wird, denken viele über einen Umstieg auf ein anderes Sequenzerprogramm nach. Somit muss in einen Test von Cakewalk Produkten nun auch die Beurteilung der Crossgrade-Fähigkeit mit einfließen.
SONAR 2.2 kommt mit jeder Menge neuer Features daher. Deshalb soll in diesem Test auch nur das betrachtet werden, was erweitert, erneuert oder sogar gänzlich neu eingefügt wurde. Alle beschriebenen Merkmale des SONAR 1.0 Tests gelten weiterhin für die Version 2.2.

Was ist denn nun NEU?

Zuerst eine kurze Liste der Neuerungen nach Herstellerangaben:

  • CYCLON Dxi 16-fach Groove Sampler
  • Unterstützung verschiedener Hardwarecontroller (z.B. CM Labs MotorMix, Tascam US-428, Mackie Control u.v.m.)
  • Multiport Drum-Editor mit Pattern-basierten Erweiterungen
  • Verbesserte Soft-Synth-Integration
  • ReWire 2.0-Unterstützung
  • Erweitertes Projekt-Management
  • Unterstützung für Yamaha OPT Panels
  • Export von ACID-Format WAV-Dateien zur Verwendung in anderen Programmen
  • OMF-Unterstützung zum Austausch von Songs z.B. mit Emagic Logic
  • ASIO Treiber Unterstützung

Was die Post uns bringt...

... war im ersten Moment eher enttäuschend. Ein DIN A5 Umschlag. Und das soll alles sein? Beim Öffnen kam mir ein "Büchlein" entgegen. Mit dem alten, 656 Seiten starken Handbuch hatte das wenig zu tun. Im Buch eine Programm CD. Das wars. Ich erfahre beim Lesen, dass es nun nur noch dieses "Erste Schritte"-Handbuch gibt, in dem auch neue Funktionen und Programmteile erklärt werden. Das eigentliche Handbuch befindet sich als PDF-File auf der CD. Die Argumente dafür sind zwar stimmig (z.B. Möglichkeit der Volltextsuche), trotz allem war ich etwas enttäuscht. Das alte Sonar-Handbuch suchte seinesgleichen und ich hab viel lieber was zum Schmökern in der Hand. Na ja, mal sehen, wie das weiter geht...

Wir beginnen...

... wie immer bei der Installation des Programmes. Und wie immer zeigt sich das Cakewalk-Produkt hier von seiner besten Seite. Als alter SONAR-Hase lege ich viel Wert darauf, dass die neue Version sich gut mit meinen alten Projekten verträgt. Als ich dann aber lesen musste, dass man sich bei Cakewalk für ein neues Datei-Format entschieden hat, bekam ich düstere Vorahnungen. Doch alles umsonst. Sonar 2 erkennt die alte Version und installiert sich tadellos im gleichen Outfit. Alle Einstellungen werden von Sonar 1.0 übernommen. Nur die Soundkarteneinstellungen will das Programm noch einmal selbst überprüfen. Hier zeigt sich der Wave-Profiler, der automatisch die Soundkarte testet und die benötigten Treiber prüft, als althergebracht gutes Tool, das seine Arbeit hervorragend verrichtet.
Die alten Sonar Dateien (mit der Endung .wrk) werden klaglos geladen. Trotzdem empfiehlt es sich, die Songs danach neu zu speichern (jetzt im .cwk Format), um in den vollen Genuß des neuen Datei-Management zu gelangen. Dazu aber später mehr. Im Bereich der Installation also nur Pluspunkte. Alles stimmig und rund. Sehr anwenderfreundlich. Auch für Sonar-Neulinge wird sich das gleich gestalten und auch sie werden nur vom Wave-Profiler profitieren. Ich denke, bei keinem großen Sequenzerprogramm sind die Audioeinstellungen so einfach und intuitiv vorzunehmen, wie bei Sonar.
An dieser Stelle gleich ein Wort zum Thema ASIO Support. Endlich hat man sich bei Cakewalk dazu entschieden, dieses Treiberformat zu unterstützden. Immerhin gibt es noch immer Soundkartenhersteller, die keine vernünftigen WDM-Treiber liefern können. Die ASIO Unterstützung ist zwar laut Cakewalk nur für wenige Systeme garantiert, jedoch konnte ich im Test mit zwei verschiedenen Karten (Terratec und Midiman) keinerlei Probleme feststellen. Da aber beide Firmen auch sehr gute WDM-Treiber bieten, gab es auch keinerlei Vorteile. Ich konnte auf meinem Testsystem keine bessere Latenz erreichen, als sie schon mit WDM möglich war. Trotzdem wird einige ASIO Unterstützung freuen.

Die Neuerungen

Gehen wir nun also ein paar der angepriesenen Neuerungen durch. Es freut einen Musiker ja immer, wenn ein Sequenzerprogramm schon mit ein paar mitgelieferten Effekt-PlugIns und Soft-Synths daher kommt. Sonar beinhaltet diesbezüglich bekanntermaßen bereits einige ganz nette Zugaben. In Version 2 kommt nun noch der CYCLON Groove-Sampler hinzu. Das DXi ist ein einfach zu bedienender Groove-Sample-Player. Man kann mehrere Wave-Dateien zu einem kleinen Arrangement hintereinander hängen, oder eben nur einzelne Schnipsel "abfeuern". Das Ganze ist recht komfortabel wenn auch das mitgelieferte Groove-Material nicht wirklich üppig ist. Aber für eine kostenlose Zugabe ist der CYCLON sehr gut. Leute, die bislang die Loop-Funktionalität in Sonar nicht mochten, finden hier eventuell Abhilfe.
Synth RackBleiben wir doch gleich bei den Soft-Synths. Hier hat sich Cakewalk bei anderen Software-Häusern eine sehr gute Neuerung abgeschaut. Die Software-Instrumente müssen nun nicht mehr unübersichtlich in der Mischpultansicht bzw. im Spurfenster integriert werden. Dazu gibt es nun ein Synth-Rack. Es öffnet sich wie jede andere Ansicht in Sonar und ist kinderleicht zu bedienen. Sehr schön ist auch die Möglichkeit, sich vom Synth-Rack gleich noch die passenden Spuren (also Midi-Spur und Audio-Ausgabe-Spur) erzeugen zu lassen. Diese erzeugten Spuren verhalten sich sogar einigermaßen intelligent. Wenn man bei einer z.B. den Mute-Knopf drückt, werden alle anderen zugehörigen Spuren auch gleich mitgemutet. Leider ist hier auch eine kleine Unaufmerksamkeit beim Programmieren passiert. Wenn man ein DXi aus dem Rack entfernt, bleiben die zugeordneten Spuren bestehen. Sie müssen "mühsam" von Hand entfernt werden. Schade. Hier besteht Nachbesserungsbedarf.

Mit der Version 2 hält nun auch im deutschen Sonar der DXi 2 Standard Einzug. In der Englischen Version gab es zwischendurch bereits ein Update. Wichtigste Neuerung hier ist, dass die Software-Instrumente jetzt auch mehrere Einzelausgänge haben dürfen.
Quick GrooveEs gibt aber auch Neues von der Midi-Ebene zu berichten. Cakewalk hat sich eine neue Form der Midi-Drum-Programmierung einfallen lassen. Hierzu benutzt man den Multi-Port Drum Editor. Hier können eigene Instrumenten-Belegungen für die unterschiedlichsten Drum-Module und Synthesizer geladen und danach einer Spur zugeordnet werden. Eine große Anzahl wird schon mitgeliefert. Hat man dies getan und einer Midi-Spur zugeordnet, kann man im Editor die Spur mit Midi-Informationen füllen. Das funktioniert zum einen, wie in der bekannten Piano-Roll, dass man von Hand jedes einzelne Event einzeichnet. Viel schneller und efektiver geht es aber mit einem speziellen Zeichenwerkzeug. In dieses lädt man sich quasi einen bestimmten Groove hinein und zieht dann einfach über die Drum-Ansicht. Der Stift fügt ganz automatisch die entsprechenden Events für die unterschielichen Drum-Instrumente ein. Da eine sehr große Anzahl an Grooves zur Verfügung steht, lässt sich mit dieser Methode wirklich sehr schnell und effektiv eine gute Midi-Drum-Spur erzeugen. Diese kann danach problemlos verändert oder dem Stück angepasst werden. Dieser Drumeditor ist Cubase Usern schon aus dem Hause Steinberg bekannt. Durch die Groove-Edit Funktion hat Cakewalk das ganze nochmal aufgwertet. Hierfür gibt es einen ganz dicken Pluspunkt.

Nun zu einer Sache, die man sich ebenfalls bei anderen Programmen abgeschaut hat. Bislang konnte man in Sonar zwar zuweisen, wohin Wave-Dateien bei der Aufnahme geschrieben werden, aber in diesem Ordner herrschte anschließend ein komplettes Namenschaos und man konnte den Wave-Dateien nicht mehr ansehen, zu welchem Stück sie gehörten. Damit ist nun Schluss. Erzeugt man ein neues Projekt, erstellt Sonar auf Wunsch einen separaten Ordner im Wave-Ordner, der nach dem Projekt benannt wird. Dort hinein kommen anschließend alle Audio-Daten, die dem Stück zuzuordnen sind. Auch alte Sonar-Projekte lassen sich problemlos umwandeln und Sonar übernimmt die mühsame Kopiererei der Daten in die neuen Ordner. Nun herrscht also auch auf der Festplatte wesentlich mehr Ordnung. Daten lassen sich nun viel einfacher kopieren oder es lassen sich sehr viel übersichtlicher Backups erstellen. Auch alte, überflüssig gewordene Dateien lassen sich leichter entfernen. Außerdem gibt es ein kleines Zusatzprogramm namens CWAF Tool, das das Löschen alter, nicht mehr gebrauchter Sound-Daten noch komfortabler macht. Ist es einmal installiert, taucht es im Dialog "Extras" auf und kann direkt aus Sonar heraus bedient werden. Alleine für diese neue Funktion lohnt sich das Update.
Was auf der Neuerungen-Liste auffällt, ist, dass sehr viel von "Unterstützung" geschrieben wird. Sonar 2 wurde um ein paar Dinge erweitert, die es nun auch ermöglichen, mit anderen wichtigen Produkten der Studio-Technik zusammen zu arbeiten. Z.B. haben die Programmierer eine ReWire 2.0 Integration vorgenommen. Damit lassen sich nun Programme wie Reason an Sonar ankoppeln und beide laufen komplett parallel. Es lassen sich Software-Instrumente, Effekte etc. aus der jeweils anderen Software nutzen. Im Test ließ sich Reason absolut problemlos integrieren und obwohl ich vom Sinn dieser Übung zu Anfang nicht sehr überzeugt war, muss ich im Nachhinein zugeben, dass gerade Programme wie Reason eine echte Bereicherung zu Sonar darstellen. Wem dort bislang die Sequenzerfunktionen zu dürftig waren, der wäre mit einer Sonar-Reason-Kombination bestens bedient. Einfach wunderbar!
ControllerBei Cakewalk hat man wohl auch aufmerksam den Markt beobachtet und festgestellt, dass Hardwarecontroller momentan der ganz große Schrei sind. Deshalb haben sich die Damen und Herren aus den USA eine offenbar sehr einfach zu programmierende Schnittstelle einfallen lassen, die es Fremdfirmen ermöglicht, ihre Hardwarecontroller vollständig in Sonar zu integrieren. In der Version 2.2 werden schon einige der gängigen Controller unterstützt. Dazu gehören beispielsweise der CM Labs Motormix, Tascams US-428 und die Mackie Control sowie andere Hardware. Da fällt dem einen oder anderen der Umstieg von Logic vielleicht nun doch leichter, wenn er weiter von einem so komplexen Controller wie der Mackie Control träumen darf. Wie gut die Integrationen dieser Geräte sind, konnte Mangels Hardware nicht getestet werden.
Aber in diesem Bereich gibt es noch andere schöne Dinge zu berichten. Jeder Benutzer kann seine bisher schon vorhandenen Midi-Steuergeräte mit einer neuen Ansicht in Sonar selbst als Controller definieren. Unter diesem Menüpunkt lassen sich sehr viele Sonarfunktionen einem beliebigen Midi-Ereignis zuordnen. Dadurch wird es einfach, z.B. eine Pocket-Control oder ähnliches zu einem Mischpult-Controler umzuwandeln etc. Hier haben die Sonar-Entwickler wirklich Wegweisendes geleistet.

Detail-Änderungen

Auch derer gibt es einige. So müssen sich erfahrene Sonar-Benutzer an eine neu geordnete Menüstruktur gewöhnen. Dies fällt jedoch deshalb leicht, weil die neue Ordnung wesentlich logischer ist.
Für meinen Geschmack sehr wichtig war auch das Einfügen des Schneidewerkzeuges in das Spurfenster. Da es seit Sonar keine eigene Wave-Ansicht mehr in den Cakewalk-Produkten gibt, müssen alle Wave-Dateien in der Spuransicht bearbeitet werden. Dies geht auch wirklich gut, weil man sich hier selbst für jede einzelne Spur auf eine komplette Windows-übliche Strategie eingelassen hat. Das heißt, dass das Vergrößern und Verkleinern schnell und einfach vor sich geht. Bisher fehlte jedoch ein Werkzeug zum schnellen Zerteilen der Wave-Daten. Dieses gab es in USA schon im Sonar 1.3 Update. Bei uns musste man bis zum Update auf die Version 2.0 warten.
Sehr gut hat mir auch gefallen, dass nun andere Musik-Programme wie Sound-Forge oder der VST-to-DXI-Adapter direkt in die Menüstruktur integriert werden, sobald sie auf dem gleichen System installiert werden. Gerade durch die Integration von Wave-Editoren wie Sound-Forge oder Wave-Lab fällt der Verlust einer eigenen Wave-Ansicht noch leichter. Außerdem hat Cakewalk jüngst den FXPansion VST-toDXI-Adapter gekauft und man kann ihn zu sehr günstigen Konditionen zu Sonar dazu erwerben. Also auch die Integration von VSTis ist kein Problem mehr.

Nachbesserungsbedarf

Leider habe ich in der Version 2 auch etwas vermisst. Meiner Ansicht nach hätte man das Mischpult deutlich überarbeiten können. Gerade hier wird einigen Logic Usern ihr wirklich sehr flexibles Mischpult fehlen. Die Routingmöglichkeiten sind in Sonar etwas beschränkt. Außerdem könnte die individuelle Gestaltung des Pultes noch flexibler sein.

Fazit

Sonar 2.2 ist rundum gelungen. Cakewalk hat mit diesem Versionsprung einen großen Schritt in Richtung ernst zu nehmender Konkurrenz zu Cubase und Logic gemacht. Sequenzerwahl bleibt natürlich weiterhin Geschmackssache. Da nun aber viele enttäuschte Emagic-Kunden über einen Umstieg nachdenken, sollte dieser US-Sequenzer durchaus in die engere Wahl genommen werden. Zudem kommt, dass die Software konkurrenzlos billig ist. Für ein wenig Mehrgeld kann man sogar noch Sonar XL erwerben. Dort bekommt man nun kostenlos den Sonic Timeworks EQ und den Timeworks Compressor X geliefert, die beide als sehr gut gelten. Ausserdem liegt dem Paket gleich noch das Fxpansion Audio DR-008 DXI bei. Leider konnten diese Zugaben nicht getestet werden. Bislang hört man aber sehr viel gutes über das Programm.
Sehr erfreulich ist auch, dass das Support-Leck in Deutschland nun auch geschlossen scheint. Klemm-Music hatte beinahe zeitgleich zu den USA das Update auf die Version 2.2 fertig. Vielleicht gibt die sehr gute Update-Politik der letzten Monate auch Hoffnung auf eine baldige Revision des einzigen wirklichen Kritikpunktes, dem Mischpult.
In diesem Zusammenhang gibt es allerdings noch eine Neuigkeit: Klemm Music musste den Sonar-Vertrieb an Roland/Edirol abgeben, weil Roland in den USA Anteile an Cakewalk erworben hat. Ob und wie sich Support, Kundenfreundlichkeit, Updategeschwindigkeit und vor Allem der bisher günstige Preis ändern werden, muss man sehen. Klemm leistet bis auf weiteres weiterhin Support.


Weiterführende Links bei MEMI:

Weitere Links zum Thema:

Weitere Tests bei MEMIs Equipment & Recording Cakewalk (Hersteller)
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Tools und Sounds gibts bei den Downloads.

Autor: Andreas Baum, 31.07.2003 Ein Service von MEMI.