MEMI Software-Test

 

VirSyn Tera

Virtuell-analoger Modularsynthesizer für PC

 

Hersteller/Vertrieb Art der Software erhältlich für Preis
VirSyn Modularsynthesizer als Stand-alone Windows 32-Bit, demnächst auch Mac € 279,-
  und VST-Plug-In;    

 

VirSyn Tera OberflächeNachdem ich den "ersten" VirSyn hier in MEMI so positiv bewerte habe, und dieser auch der bei mir am meisten benutzte Softsynth ist, sind die Erwartungen an den Nachfolger VirSyn Tera natürlich dementsprechend hoch. Also rein mit der CD ins Laufwerk, und los geht der Test...

Grundsätzliches

Die Installation verlief völlig problemlos, die Soundkarte wurde anstandslos erkannt und eingebunden. Der Tera ist diesmal sowohl als Stand-Alone wie auch als VST (VST2 Schnittstelle) Instrument ausgelegt. Wurde im ersten Teil noch versucht, Hardwaregeräte nachzuahmen, hat man den Tera total auf eine Bedienung per Maus bzw. Tastatur optimiert. Und schon der erste Blick lässt eine völlige Überarbeitung erkennen. So gibt es nur noch vier Registerkarten/Abschnitte, was die Bedienung schon mal erleichtert.

Die einzelnen Abschnitte

1. 8D Sound Access

Die erste Registerkarte zeigt natürlich wieder das VirSyn Logo. Wer den ersten Teil nicht kennt, hier handelt es sich nicht etwa um eine simple Firmendarstellung, sondern um ein ziemlich einmaliges Bedienungselement. Die Punkte in den vier Rauten dienen zur Steuerung von acht frei definierbaren Klangparametern (per "MIDI learn" können die Klangparameter auch MIDI-Controllern zugeordnet werden), um damit einen Song/Sound intuitiv zu beeinflussen. Hier möchte ich empfehlen, die Benutzung dieses Elements nicht zu "überperfektionieren". Natürlich lässt sich dieses Teil als "ernstes" Steuerungsinstrument nutzen, aber richtig Spaß macht das zufällige Experimentieren beim Live-Spielen. Sound abspielen, einfach die Punkte hin und her schieben und sich überraschen lassen !

2. Der Sequenzer

VirSyn Tera SequencerDie Änderung des Sequenzers kommt vor Allem den Anwendern zugute, die den Tera Stand-Alone nutzen. Die im ersten Teil gewöhnungsbedürftige Eingabe der Noten per Schieberegler wurde durch einen, gerade für Einsteiger einfacheren, Patternsequenzer ersetzt. Dieser besteht aus zwei Hauptteilen, dem Stepsequenzer, mit dem ein einzelnes Pattern editiert wird, und dem Songsequenzer, der für das Arrangieren der Pattern zuständig ist. Beim Songsequenzer wurde für ein einfaches Arrangieren der Pattern gesorgt, die per Drag & Drop direkt hinein gezogen werden können. Dies erleichtert das Entwickeln eines Songs ungemein. Pro Projekt/Song können 512 Pattern in maximal 16 Spuren genutzt werden. Für die im Stepsequenzer eingegebenen Noten bzw. Akkorde (im Tera jetzt auch möglich) kann sowohl die Notenlänge wie auch die Dauer auf einfache Weise festgelegt werden.
Ich denke mit diesem Teil des Tera dürfte selbst der Unerfahrenste schnell zurecht kommen. Der Songsequenzer hat mir besonders gefallen, da er dem Ungeübten ungemein hilft, Songs aus einzelnen Pattern zusammenzustellen. Dem erfahrenen Anwender stehen natürlich noch weitere Funktionen zur Verfügung. Es können z.B. Pattern "Live" verändert, Gate Time bestimmt, Arpeggio Key eingesetzt werden u.v.m. Ansonsten sind natürlich alle Standartfunktionen, wie kopieren, Octave up/down, Zufallsveränderungen etc. vorhanden.

3. Die Modulationsmatrix

Kommen wir zum eigentlichen Schwerpunkt eines Synthesizers - der Klanggestaltung. Waren im ersten Teil dafür noch mehrere Register nötig, was schon manchmal ein wenig umständlich war, erfolgt dies nun zentral über den Abschnitt Synthese. Wer nun Bedenken hat, dies wurde durch weniger Möglichkeiten erkauft, ganz im Gegenteil. Der Tera lässt sich nicht nur einfacher steuern, sondern bietet noch mehr Möglichkeiten als der "Ur-VirSyn". Die Möglichkeiten sind so vielfältig, dass ich hier beim besten Willen nicht Alles aufzählen kann. Hier nur die wichtigsten:

4. Die Module

Keyboard (Mastertuning/Portamento), Oscillator 1 (Hauptosc. mit Wave modulation), Osc. 2 (Wave mod. und FM Eingang), Osc. 3 (FM Eingang), Spectrum Osc.(6 fach Osc. mit Spectrum Filter), Ringmodulator, Noisegenerator (Weisses u. Rosa Rauschen), Wavemixer, Shaper, 2 Mutimode Filter, Formant Filter, Wave Delay, Ampfilter, 4 Envelope Generator, 4 LFO

Wer nun wegen der vielen Fachbegriffe Bedenken hat - keine Angst, einfach an den Reglern drehen, dann lernt man schnell, wofür sie jeweils da sind.
Für erfahrene Anwender möchte ich nur noch bemerken, dass sowohl der Spectrum Oscillator als auch der Envelope Generator durch "Zeichnen" mit der Maus editiert werden können. Gerade durch die Anwendung des Spektral Moduls können auf Basis der verfügbaren 128 Resonanzfilter komplexe und einmalige Sounds geschaffen werden.
Die Parameter der einzelnen Module können von frei wählbaren Modulationsquellen gesteuert, und die Modulationstiefe dabei individuell eingestellt werden. Wer braucht noch ein technisches Zahlenspiel? 20 Verknüpfungen der Modulationsquellen zur Steuerung sind pro Klangprogramm möglich, diese Verknüpfungen können dann mit 21 Modulationsquellen und 81 Modulationszielen bearbeitet werden. Genug davon, einfach gesagt es gibt mehr als genug Möglichkeiten, selbst für die anspruchvollsten Soundtüftler, herum zu experimentieren. Die Sounds können von dreckig - kratzend, soft - schmusig bis total befremdlich ganz nach eigenem Geschmack geschaffen werden.

Auch die auf den einzelnen Part anzuwendenden Insert Effekte werden nun ebenfalls zentral von hier gesteuert zur Verfügung stehen: Overdrive (Distortion), Delay/Echo, Modulation (Chorus, Flanger, Phaser).

5. Der Mixer

Der Mixer bietet das Übliche, Aussteuerung von Lautstärke, Pan und der globalen Effekte (Reverb - Chorus) der einzelnen Klangrogramme / Kanäle, sowie das ganze nochmals als Master. Eine Neuerung, die den Kenner des ersten VirSyn zunächst verwirren kann: Hier muss auch bestimmt werden, wie viel Voices einem Part zugeteilt werden sollen. Das passiert nämlich nicht mehr automatisch. Wer sich also wundert, warum ein Part nicht zu hören ist (ging mir natürlich so...), erst mal im Mixer schauen, ob dem Part auch zumindest eine Voice zugeteilt wurde. Die MIDI-Channels werden hier aber genauso wie beim alten VirSyn auf einfache direkte Art festgelegt.

Sonstiges

Betrieb per Midi

Da war ja schon der Vorgänger ein Musterknabe. Das ist auch so geblieben, keine komplizierten Definitionen in irgendwelchen Untermenüs (die man ggf. nicht so richtig begreift), sondern eben einfach im Mixer Channel auswählen, und schon funktioniert es. Neu ist in diesem Bereich die MIDI Learn Funktion, die es ermöglicht, Klangparameter des Tera durch ein Keyboard oder externe Midicontroller zu steuern.

Mitgelieferte Sounds

Die Klangbibliothek umfasst 800 Sounds, bekannte aus dem ersten VirSyn, aber auch neue. Bei der Qualität ist es wie immer, jeder hat da andere Vorstellungen. Ich hatte jedenfalls schon beim ersten Teil genügend brauchbares Material. Man darf dabei ja auch auf keinen Fall das Wichtigste vergessen: Ein solcher Synth ist ja nicht dazu gedacht, mitgelieferte Sounds abzuspielen, sondern vielmehr daraus eigene zu kreieren. Und um aus den mitgelieferten Klängen eigene kreative Sounds zu werkeln, dafür bietet der VirSyn nun wirklich mehr als genug Möglichkeiten. Die selbst geschaffenen Sounds können dann in den freien Plätzen in der Bibliothek gespeichert werden.

Speichern / Export

Die Speicherung eines Projektes erfolgt wie allgemein üblich mit allen Einstellungen in einem programmeigenen Format. Der Export eines fertigen Sounds/Songs findet parallel über eine Aufnahme ins WAV Format (16 bit, Stereo) statt. Die Aufnahmedauer ist nur durch den Platz auf der Festplatte beschränkt, die Samplerate kann sowohl beim Betrieb des Tera, wie auch beim Export auf 96000/88200/44100/3200/22050 Hz eingestellt werden. Hinweis: Die WAV-Ausgabe funktionierte bei meiner Version zunächst nicht, was aber durch ein Patch, das unter http://www.virsyn.de/Demo/TERAR3.EXE herunter geladen werden kann, beseitigt wurde. Danach klappte es.

Systemvoraussetzungen

Minimum laut VirSyn: Pentium II mit 400 MHz und 64 MB RAM,16-bit-Soundkarte, ASIO/DirectX Treiber, 300 MB freien Festplattenspeicher , Windows 95, 98, ME, 2000,XP Eine Mac Version soll in den nächsten Wochen folgen.

Ob mit einem solchen Minimum echte Freude aufkommt, weiß ich nicht, wage es aber zu bezweifeln. Auf meinem System (Athlon 800, 512 MB RAM, EWX 24/96) läuft der Tera ohne Probleme.

Handbuch

Verständlich und mit einigen guten "Extratips" versehen.

Kritik

Ich konnte beim besten Willen nichts zum richtigen Meckern finden, wobei natürlich jeder noch so seine individuellen Wünsche hat. Ich hätte da gerne noch den Punkt einer "Timing-genauen" Ausgabe, in Form von - Loop/Pattern exportieren - gesehen.

Fazit

VirSyn ist es gelungen mich davon zu überzeugen, dass man eben auch ein sehr gutes Programm verbessern kann. Die "Genialität" des Tera sehe ich vor allem in seiner Ausgewogenheit. Gute Sounds liefern sicher auch Andere, nur sind die dann oft so kompliziert, dass sie nur professionellen Anwendern Freude machen, oder ein langes Einarbeiten erfordern. Beim Tera kann selbst der, der ein erstes Mal mit einem solch umfangreichen "Profisynth" arbeitet, eigentlich sofort loslegen. Die wirklichen Fähigkeiten sind dann durch "Learning By Doing", Stück für Stück zu entdecken. Der Profi wiederum hat ein äußerst starkes Programm zum kreativen Entwickeln auch der abgefahrensten Sounds, das meiner Meinung nach kaum Wünsche offen lässt. Hier zeigt es sich wieder mal, dass gerade kleinere Firmen die Szene mit innovativen Ideen beleben.
Hinweis: Und noch etwas, was sich einige Firmen als Beispiel nehmen sollten, das Upgrade von VirSyn 1 auf VirSyn Terra, ist kostenlos !

Anmerkung

Wie schon im Test erwähnt konnte ich natürlich nicht alle Möglichkeiten bis ins kleinste Detail beschreiben. Wer also noch spezielle Fragen hat, möge mir diese doch wie immer einfach per Mail zusenden. Eine Demo steht auf der Seite von VirSyn zum Download zur Verfügung.



Weiterführende Links bei MEMI:

Weitere Links zum Thema:

Weitere Tests bei MEMIs Equipment & Recording VirSyn (Hersteller)
MEMI Makers Link-Datenbank
MEMI bietet Tipps & Tricks fürs Homerecording!
Tools und Sounds gibts bei den Downloads.

Autor: Adrian Winkel, 16.05.2002 Ein Service von MEMI.