MEMI Software-Test

 

Waves Gold-Bundle

Professionelles Plug-In-Paket

 

Hersteller/Vertrieb Art der Software erhältlich für Preis
Waves / Klangkonzepte 16 VST Plug-Ins Mac DM 4575,- / € 2305,-
Effekte, Dynamics, Mastering (VST-kompatible Host-Software) teilw. einzeln erh.

 

1998 kam ich zum erstenmal mit Software Plug-Ins in Berührung. Waren diese bis dahin nur in TDM-Pro-Tools Umgebungen zu finden, wurde nun auch in die Sequenzer und HD-Recording Software Cubase und Logic eine native, die VST-Schnittstelle, integriert.
Heute sind viele VST Plug-Ins frei verfügbar. Zudem werden mit oben genannten Programmen bis zu 50 verschiedene VST Plug-Ins kostenlos mitgeliefert. Die Qualität ist dabei sehr unterschiedlich. Während Verzögerungseffekte fast immer gut klingen, haben z.B. beim Hall Spezialisten immer noch die Nase vorn. Die Hallqualität eines Lexiconhalls beruht nun mal auf Algorithmen, die diese Firma in jahrelanger Forschungsarbeit herausgefunden hat.
Das Gold-Bundle besteht aus 16 verschiedenen Softwareeffekten. Einzelne Effekte bzw. in anderer Zusammenstellung sind erhältlich. Für mich stellte sich die Frage, welche Plug-Ins einen Gewinn gegenüber den z.B. in Logic integrierten Softwareeffekten darstellen.

Installation/Bedienungsanleitung

Um ihre Software vor Raubkopierern zu schützen, können alle Plug-Ins nur mit Hardware-Key verwendet werden. Beim Abrufen eines Effekts wird der Key abgefragt und je nach Freischaltung des Effekts oder nicht, wird dieser im Demomode oder Vollfunktionsmodus gestartet.
Etwas verwirrend war für mich, dass nicht der VST-Ordner unter Logic sondern ein Waves-Ordner zum ablegen verwendet wird. Beim ersten Start wird über die Wave-Shell der Pfad zu diesem Ordner festgelegt. Beim nächsten Start stehen dann alle Effekte im Auswahlmenü zur Verfügung. Im Rahmen einer Aktion erstand ich 1999 den Renaissance EQ und das True Verb mit Key. Mit einem Formular könnte ich über die Firma Klangkonzepte gegen Bezahlung weitere Effekte auf diesem Key mit einer Nummer freischalten lassen.
Die Bedienungsanleitung ist auf Englisch und teilweise im PDF-Format. Um alle Funktionen zu nutzen, sollten gute Englischkenntnisse vorhanden sein. Im Rahmen dieses Test kann natürlich nur auf die fundamentalen Funktionen der einzelnen Plug-Ins eingegangen werden.

Bedienung

Im Rahmen der SAE konnte ich mit hochwertigen Lexicon und Roland Effektgeräten arbeiten. Der Sound war meist überwältigend, doch die Bedienung war oft eine Katastrophe. Hunderte Parameter konnten nur über ein einzeiliges, nicht grafikfähiges Display eingegeben werden. Das führte oft (wie auch bei vielen Synthies) dazu, sich ein Preset auszusuchen und dieses nicht mehr zu verändern.
Ganz anders bei den Waves Softwareeffekten. Die Bedienoberfläche ist einheitlich und übersichtlich. Laden, Speichern, Bypass und A-B Vergleiche sind sofort erledigt. Für jeden Effekt stehen schon mehrere teils sehr gute "Presets" zur Verfügung. Eigene Kreationen können einfach hinzugefügt und geladen werden. Einen Song mit Effekten abspeichern und die Automation aller Parameter sind die großen Vorteile dieser Plug-Ins. Über die Grafische Oberfläche hat man alle Parameter im Blickfeld. Die Auswirkungen der Bearbeitung können teilweise sogar dynamisch an einem Display betrachtet werden. Ein echter Fortschritt.

Systemauslastung

Auf einem PPC G3 266Mhz liefen z.B. der PAZ oder der C4 in der Nativversion vor einiger Zeit noch gar nicht. Erst eine Softwareoptimierung machte nun den Einsatz möglich. Nach meinen Schätzungen liegt die Systemauslastung je nach Plug zwischen 10% und 60%. Zeitgleich können zurzeit z.B. drei True Verb oder ein PAZ und ein C4 geladen werden. Alle Effekte liegen in mehreren Versionen vor. Je nach vorhandener Systemleistung kann also zwischen einem 1-Band oder einem 10-Band EQ, einem Gate oder einem Compressor mit Gate und Sidechain ausgewählt werden. Die Systemauslastung kann so weitestgehend optimiert werden.

Die Effekte des Gold-Bundles lassen sich in vier Kategorien einteilen und so sollen sie auch vorgestellt und bewertet werden. Der C4 fällt aus der Reihe, denn er ist im Moment nur einzeln erhältlich.

  • Verzögerungseffekte (Hall, Chorus, Phaser Flanger, Delay)
  • Dynamikbearbeitende Effekte (Compressor, Gate, Deesser, Limiter)
  • Klangbearbeitende Effekte (Equalizer, Exciter Pitchshifter)
  • Masteringhilfen, Kombinationseffekte (Analyzer, Stereobasisverbreiterer, Dopplereffekt)

Verzögerungseffekte

Trueverb

  • True Verb ist der Klassiker unter den Hall Plug-Ins. Die Anzahl der Parameter und der erzeugte dichte Hall lassen keine Wünsche offen. True Verb kann mit Oberklasse-Hallgeräten mithalten.
  • Mondo Mod erzeugt ein in Stärke und Geschwindigkeit einstellbares Vibrato und/oder Tremolo. Zusätzlich kann das Effektsignal zum Tempo synchronisiert und im Stereopanorama rotieren. Die Effekte reichen von einem leichten Chorus bis hin zu abgespaceten Klängen, die nichts mehr mit dem Originalsignal zu tun haben. Der Klang ist toll. Mit einer Verkettung mehrerer anderer Effekte könnte allerdings der gleiche Sound erzeugt werden.
  • Meta Flanger ist ein gut klingender Flanger. Die Anzahl der Parameter fällt gegenüber den anderen Effekten ab. Der Vorteil gegenüber mitgelieferten Effekten der Sequencer ist nicht so groß, dass ich ihn haben müsste
  • Super Tap ist ein Delay. Bis zu 6 unabhängige Delays können erzeugt werden. Die Besonderheit ist, alle Delays können nicht nur im Delaywert dem Feedback und dem Pegel, sondern auch im Stereopanorama frei verteilt sowie einzeln gefiltert werden. Das Direktsignal kann im Pegel reduziert werden. Zusätzlich können die Delays moduliert werden. Die Anzahl der Parameter und Funktionen sind sehr vielfältig. Ob man sechs verschiedene Delayzeiten benötigt, muss sich jeder selbst beantworten.
  • Enigma. Das Rätsel erschließt sich nicht sofort. Ist es ein Phaser, ein Flanger oder ein Chorus? Auf jeden Fall werden Klänge in der Phase gedreht, überlagert, verzögert, gefiltert usw. Die Oberfläche schaut aus wie in einem Labor. "Normalen" Klängen kann der fehlende Space hinzugefügt werden. Interessant und auf alle Fälle brauchbar.

Dynamikeffekte

  • L1 Ultramaximizer ist eine Kombination aus Peak Limiter, Level Maximixer und ein Requantizer bzw. Re-Dither Tool. Beim Normalisieren wird der maximale Pegel einer Aufnahme gesucht und dann dieser Pegel bis 0dB angehoben. Kleine Spitzen können dann dazuführen, dass der Gesamtpegel nur mittelmäßig ist.
    Der L1 senkt nun alle Spitzen über einem bestimmten Level ab und die Gesamtlautstärke kann so erhöht werden. Die wenigen Parameter führen zum erhofften lauteren Signal. Um 24Bit Aufnahmen auf 16Bit zu quantisieren, müssen die unteren 8bit abgeschnitten werden. Für Multimediaanwendungen muss manchmal ein Signal auf 8Bit quantisiert werden. Die Technik des L1 verspricht nun die daraus resultierenden Nachteile zu verdecken. Das Resultat ist natürlich immer noch ein Kompromiss. Doch solange Musik nicht im 24Bit DVD-Format abgespeichert wird oder im Internet nicht größere Datenmengen übertragen werden können, muss auf solche Tools zurückgegriffen werden.
  • C1 Compressor/Gate ist ein Compressor/Gate mit allen gängigen Funktionen. Ein Equalizer zum Einschleifen in den Sidechain erhöht die Funktionen zusätzlich. Deesser, Compressor, Gate, Expander sind nur einige Funktionen die mit diesem wirklich sehr vielseitigen Plug-In möglich sind. Als Wunsch bleibt nur die Möglichkeit, externe Signale in den Side Chain einzuschleifen.
  • C4 Multibandcompressor ist eine Kombination aus vier Kompressoren und einem 4-Band-EQ. Ein dynamischer Equalizer. Das Frequenzspektrum wird in vier Bänder aufgeteilt. Für jedes Band kann dann eine dynamische Pegelkorrektur eingestellt werden. Ein EQ würde permanent Frequenzen an- oder absenken. Der C4 dagegen beeinflusst ein Band nur, wenn der Threshold überschritten ist. Um beim Mastering einem Mix den letzten Schliff zu geben wurden bis jetzt dazu teure Hardwaregeräte wie der Finalizer benutzt. Mit diesem Mehrbandkomprssor kann der gleiche Effekt erzielt werden.
  • Deesser ist eine Kombination aus Equalizer und Compressor. Mit dem C1 sind die gleichen Effekte machbar, der Deesser ist sozusagen ein Spezialist. Um Frequenzspezifisch komprimieren zu können, muss ein Side Chain zum Einschleifen des EQs beim Compressor vorhanden sein. Beim jetzigen Stand von Logic und Cubase ist das nicht der Fall. Wer Zisch- oder Popplaute in einer Sprachaufnahme unterdrücken oder die unangenehmen Frequenzen einer HH unterdrücken möchte, muss also auf ein kostenpflichtiges Plug-In zurückgreifen. Ich verwende dazu lieber den SPL Deesser.
  • Renaissance Compressor ist ein Compressor der dem Klang alter Compressoren nachempfunden ist. Neben Threshold und Ratio sind nur noch die Parameter Attack und Release vorhanden. Der Sound wird dann mit drei Knöpfen gemacht. ARC steht für Automatic Release Control, zwischen Electro und Opto und Warm und Smooth kann umgeschaltet werden. Im Vergleich zum C1 sind die Funktionen sehr eingeschränkt. Der Sound ist Klassischen Kompressoren nachempfunden und klingt eher analog-weich als digital-hart.

Klangbearbeitende Effekte

  • Q10 ist ein 10-Band Equalizer. Die 10 einstellbaren Frequenzen können im Pegel (+-18db) und dem Q-Faktor geregelt werden. Jedes Band kann zudem einzeln an- und ausgeschaltet werden, sowie als Bandpass, Hochpass oder Tiefpass fungieren. In punkto Equalizer bleiben mit dem Q10 keine Wünsche offen.
  • Renaissance EQ ist ein 6-Band EQ. Die Funktionen entsprechen dem Q10. Der Unterschied ist im Klang zu suchen. Der EQ hat einen besonders warmen und angenehmen Vintage-Sound. Wenn es darum geht, die letzten Punkte aus einer Produktion herauszukitzeln, würde ich den Renaissance EQ dem Q10 vorziehen.
  • Ultra Pitch erzeugt in Echtzeit bis zu drei weitere Stimmen. Die Stimmen sind in der Tonhöhe bis zu 1 Oktave nach oben und unten sowie im Formantbereich zu verschieben. Weiterhin können alle Stimmen im Panorama und dem Pegel verändert und einzeln mit einem Delay versehen werden.
    Mit einer Solostimme testete ich diesen Effekt. Nach meiner Meinung ist er nur begrenzt einsetzbar. Zum Andicken würde ich ihn noch verwenden. Um aus einer Stimme einen Chor zu erzeugen, klingt der Effekt zu synthetisch, künstlich, einfach unglaubhaft. Ein weiterer Minuspunkt ist die Systemauslastung mit bis zu 60%.

Mastering-Effekte

PAZ

  • Der Dopplereffekt wurde nach dem österreichischen Physiker Doppler benannt. Die Phänomene einer herannahenden und sich dann wieder entfernenden Schallquelle werden damit simuliert. Die bestimmenden Faktoren können dabei alle beeinflusst werden. Die Geschwindigkeit, der Schallquelle, der Hallanteil, die Tonhöhe, die Position des Hörers sowie Anfangs- und Endposition im Stereopanorama können geregelt werden. Im Prinzip passiert folgendes: Ein entferntes und deshalb tieffrequentes Signal bewegt sich auf den Hörer zu, die Frequenz geht nach oben, der Hallanteil nimmt ab und umgekehrt. Funktioniert wunderbar und ist absolut glaubhaft. Im musikalischen Zusammenhang allerdings nur für Effekte brauchbar.
  • PAZ Psychoakustikanalyzer ist für mich das sinnvollste Tool. Im Vergleich mit "amtlichen" Produktionen zeigen sich alle Schwachstellen im eigenen Mix. Die überwiegende Mehrheit der Homerecordler hat nun mal keinen akustisch angepassten Raum oder gute und teure Monitore zur Verfügung. Die Überraschung beim Abhören des Mixes in einer anderen Umgebung ist deshalb (wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann) oft groß. Zu wenig Druck, ein Höhen- oder Basslastiger Mix stören die Freude. Mit dem PAZ kann dieses schon alles vorher erkannt werden. In Echtzeit wird das volle Frequenzspektrum in 50 Bänder zerlegt. Unausgewogenheit bei den Frequenzanteilen, ein zu geringer Durchschnittspegel usw. zeigen sich deutlich. Mit dem Korellationsmeter kann ein nicht monokompatibler Stereomix oder auch eine fehlende Stereobasis erkannt werden.
  • Maxxbass fügt einem tieffrequenten Signal Obertöne hinzu. Der Pegel des Originalbasssignals kann abgesenkt und durch Maxxbass ersetzt werden. Die Anwendungen reichen vom ultimativen Discobass bis zu Multimediaanwendungen. Durch die zugefügten Obertöne kann dort z.B. auch bei kleinen Lautsprechern der Bass gehört werden. Für Multimediaentwickler sinnvoll, ansonsten führen auch andere Wege zum Ziel.
  • S1 Stereo Imager ist ein Tool zur Stereobasisverbreiterung, Verschiebung und zur MS-Kodierung bzw. -Decodierung. Durch die Verbreiterung gewinnt ein Stereo-Signal an Tiefe. Die MS-Stereophonie wurde hauptsächlich in den 50 Jahren beim Rundfunk eingesetzt und ist mittlerweile (wegen seiner umständlichen Handhabung) etwas in Vergessenheit geraten. Mit diesem Plug-In wird diese Technik leicht zugänglich, und es werden hoffentlich wieder mehr Tontechniker darauf zurückgreifen. Über Asymetry und Rotation können Stereosignale im Panorama gedreht werden oder fehlgeschlagenen Aufnahmen ausgebessert werden. Ein absolut sinnvolles Tool mit vielen Möglichkeiten.

Fazit

Einige Plug-Ins haben mich echt vom Hocker gerissen, bei anderen sagte ich mir, die muss ich nicht unbedingt haben, der Vorteil gegenüber Cubase oder Logic Effekten ist zu gering. Wer zudem einige Effekte besitzt und sich mit diesen auskennt, kann einige Spezialisten wie den Deesser damit ersetzen.

Für mich hat sich bestätigt, dass für den Einsteiger das Native Power Pack 1, zudem beim derzeitigen Preis, die absolut richtige Wahl ist. Für mich ist der PAZ das Highlight und für jeden Homerecordler oder auch Profi zu empfehlen. Leider sind einige Plug-Ins nicht einzeln bzw. nur zu einem hohen Einzelpreis erhältlich.

Vielen Dank an Herrn Kaiser bei der Firma Klangkonzepte der uns diesen Test möglich gemacht hat.


Weiterführende Links bei MEMI:

Weitere Links zum Thema:

Weitere Tests bei MEMIs Equipment & Recording Waves Ltd. (Hersteller)
MEMI Makers Link-Datenbank Klangkonzepte (Vertrieb)
MEMI bietet Tipps & Tricks fürs Homerecording!
Tools und Sounds gibts bei den Downloads.

Autor: Martin Schmid, 14.11.2000 Ein Service von MEMI.