MEMI Buchtipp

 

Das eigene Musikstudio

Wizoo Basics für Heimwerker

 

Autor Zielgruppe Seitenzahl ISBN Preis
Ingo Raven Homerecording-Einsteiger k.A. 3-934903-33-9 DM 59,90 / € 30,63
       

 

Noch ein Buch, das mir mehr über den Homerecording-Alltag erzählen will? Gibt es auf dem Markt bzw. im Internet nicht schon genügend Tipps und Tricks für den ambitionierten Hausmusikanten?
Zuerst dachte ich mir, vor allem, nachdem ich bereits begeisterter Leser des "Homerecording Handbuchs" von Roland Enders war, dass solch ein Buch eine unnötige Konkurrenz aus der WIZOO-Schmiede sein dürfte. Ist der positive Eindruck, den Enders' Buch bei mir hinterlassen hatte, noch zu übertreffen? Auf der anderen Seite muss ich zugeben, dass trotz der genauen Lektüre besagten Buches, sowie all der tollen Tipps aus dem Netz immer wieder Fragen offen bleiben. Mir fehlen viel zu oft konkrete Vorschläge und Insider-Tipps, wie ich meine Aufnahmen besser mache. Vielleicht sogar mal ein konkreter Vorschlag, wie ich mein Effektgerät einstelle, damit das ganze "teurer" klingt. Wollen wir also mal sehen, ob Ingo Raven mit seinem Buch Das eigene Musikstudio diese Anforderungen erfüllen kann, um sich damit gegen die Konkurrenz durch zu setzen.

Erster Eindruck

Das Buch kommt im WIZOO-üblichen, etwas übergroßen Taschenbuch-Format. Das Cover glänzt mir farbenfroh entgegen, und ich muss eingestehen, dass man mich offenbar, ganz im Sinne der Werbedesigner, mit einer ansprechenden Optik milde stimmen kann. Zumindest weckt es die Lust, dieses Buch sofort aufzuschlagen und darin die lange ersehnten Tipps zum schnellen Charterfolg nach zu lesen.
Beim ersten Blick ins Inhaltsverzeichnis fällt gleich auf, dass sich dieses Buch wohl noch mehr als das direkte Konkurrenzprodukt an den Bedürfnissen des kleinen, etwas mittellosen Homerecorders orientiert. Da fallen gleich Kapitel ins Auge, die Einiges erwarten lassen, was mein Verlangen nach ganz konkreten Tipps für den besseren Sound, betrifft. Also beim ersten Eindruck rundum positive Kritiken von der Jury!

Seite für Seite....

...wollen wir ja jetzt nicht durchgehen. Aber es macht durchaus Sinn, sich einzelne Kapitel genauer anzusehen. Nach üblichen Begrüßungsworten wird der Leser auf einen kleinen Ausflug in ein professionelles Studio eingeladen. Dabei werden die Räumlichkeiten und die verwendete Technik etwas genauer dargestellt. Alles in allem eine nette Einlage, tut aber in diesem Buch nicht viel zur Sache. Außer, dass man schon beinahe wieder den ganzen Krempel daheim verkaufen will, weil man mit DER Technik eh nicht mithalten kann, und damit hätte sich das "eigene Musikstudio" ja wohl wieder erledigt.
Nun folgt eine Übersicht über das Angebot an Geräten, Software etc. Hier hat sich Ingo Raven erfrischend kurz gehalten. Diese Seiten dürften in einem halben Jahr eh schon wieder völlig überholt sein. Zu so wichtigen Themen wie Mikrofone und Mischpulte steht meines Erachtens alles wirklich Wichtige in diesem Kapitel. Und dazu auch noch überaus verständlich geschrieben. Das darauf folgende Kapitel "Das Studio im Computer" beschäftigt sich aus aktuellem Anlass etwas genauer mit der Hard- und Software im digitalen Studio. Auch hier Lob für die prägnante Kürze.
Ab jetzt begleitet der Autor den Leser quasi Schritt für Schritt durch die einzelnen Abschnitte der Entstehung eines Recording-Projektes. Hier kommen Dinge wie das richtige Arrangement, die Reihenfolge der Instrumente, Monitoring usw. zur Sprache. Wieder gilt meine Sympathie der Kürze der Ausführungen. Nur wo es nötig ist, verweilt der Autor etwas länger. Sozusagen der goldene Mittelweg. Und hier sollte man auch wieder zum direkten Vergleich mit dem Konkurrenz-Produkt kommen: Es zeigt sich, dass sich Ingo Ravens Buch viel eher an den Homerecordler im klassischen Sinne wendet. Nämlich den Menschen, der in seinen eigenen vier Wänden unter einfachsten Bedingungen ein paar Dinge aufnehmen will. Die Konkurrenz macht alles am Projekt einer ganzen Band fest. Dies finde ich persönlich nicht ganz so anschaulich. Im vorliegenden Buch fühle ich mich einfach besser verstanden.
Nachdem man etwas über die einzelnen Techniken zur Aufnahme verschiedener Instrumente gelernt hat, kommt ein Kapitel mit dem Titel "Nachbearbeitung: So verbessern Sie Ihre Aufnahme". Aha, ganz was Neues? Und auch hier beweist Herr Raven seinen Sinn für die wirklich relevanten Probleme des Homerecordlers. Es geht um Dinge wie das richtige Schneiden von Parts oder die Korrektur von Aufnahmefehlern. Dicker Pluspunkt!
Im Abschnitt "Das Abmischen" geht es erst um ganz allgemeine Tipps und Tricks zum Mix. Überhaupt wird an dieser Stelle das verfolgte Konzept deutlich. Es geht um Hilfe zur Selbsthilfe, zusammen mit den wichtigsten Tipps zur Fehlervermeidung. Im neunten Kapitel folgt ein weiteres Highlight. Es geht um das konkrete Abmischen einzelner Instrumente. Hier werden dem Leser die wichtigsten Dinge erzählt, die er braucht, um z.B. einen Bass oder ein Drumset gut klingen zu lassen. Und zwar wirklich mit konkreten Tipps, welche Frequenz man am besten beachten sollte und welche nicht. Wieder einen Pluspunkt!
Die beiden nun folgenden Kapitel bekommen die ungeteilte Aufmerksamkeit des Testers, denn zu den Themen "Einsatz von Effekten" und "Mastering" gibt es bekanntlich eigene Werke. Da ist es immer besonders spannend, wie ein Autor das in Kurzform packt. Aber man kann Ingo Raven eigentlich nur gratulieren, denn er schafft es gekonnt, auf der einen Seite den handelsüblichen Überblick über Geräte, Software und Einsatzzweck zu schaffen und dazu auch noch ein paar wirklich nützliche Tipps los zu werden. Hierbei liegt das Hauptaugenmerk auf den wichtigsten Effekten wie Reverb, Kompressor oder Delay. Auch beim Masteringkapitel gingen mir einige Lichter auf und ich bin ziemlich sicher, dass meine eigenen Aufnahmen in Zukunft wirklich besser klingen werden. Für die beiden Themen gilt das Gleiche, wie fürs ganze Buch: kurz, prägnant, sehr verständlich und dazu noch wirklich nützliche kleine Tricks zur Fehlervermeidung.
Kapitel 12 beschäftigt sich damit, wie man die selbst produzierte Musik auf eine CD bringt. Eine nette Zugabe, die dem Leser die wichtigsten technischen Begriffe etwas näher bringt und sicher bei der ein oder anderen Kaufentscheidung hilfreich ist.
In den Anhang hat der Autor all das gepackt, was bei der Konkurrenz im Hauptteil Platz finden musste und dadurch vielleicht einige nützliche Tipps verdrängen konnte. Hier geht es um Dinge wie das richtige Löten von Kabeln, Synchronisation, Surround und zu guter Letzt noch ein kleines Sammelsurium an Tipps und Tricks.

Die CD

Zum Lieferumfang des Buches gehört auch noch eine Audio-CD mit jeder Menge Klangbeispielen zu den einzelnen Kapiteln. Die Qualität ist absolut professionell und auch die Beispiele sind sehr gut gewählt. Eine echte Bereicherung!

Fazit

Meiner Meinung nach läuft Ingo Raven mit seinem Buch der Konkurrenz wirklich weit davon. Gutes Layout, verständliche Sprache und vor allem Tipps und Tricks aus dem wirklichen Leben. Das alles aber so garniert, dass der Leser auch Hintergrundwissen bekommt, um durch eigenes Ausprobieren das für ihn beste Ergebnis zu erhalten. Ein Buch, das z.B. eine Tabelle enthält, in der für die verschiedenen Instrumente die passenden Kompressoreinstellungen festgehalten wurden und man aber das nötige Knowhow für den letzen Schliff auch noch mit bekommt, erhält von mir das Prädikat "besonders praxistauglich". Ein tolles Buch, das die Konkurrenz aus dem Hause Carstensen vom Siegertreppchen stößt. Die einzige Kritik, die ich bei all diesen Büchern los werden muss ist der, meiner Meinung nach, etwas zu hohe Preis. Die Tipps und Tricks sind zwar durchaus ihr Geld wert, aber man bekommt trotzdem "nur" ein Taschenbuch in die Hand.


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Autor: Andreas Baum, 12.04.2001 Ein Service von MEMI.