MEMI Software-Test

 

XG-Gold 3.0

XG und QS Voice Editor

 

Hersteller/Vertrieb Art der Software erhältlich für Preis
Achim Stulgies XG Editor (Level 1)  und QS Windows 9.x/ DM 35,- / € 17,89
Shareware Voice Editor Windows2000 inklusive aller Updates

 

So mancher, der mit XG kompatiblem Gerät arbeitet, wird sich schon über die unzulänglichen XG Editoren der großen Sequencer geärgert haben. Schnell kommt der Wunsch nach einem richtigen XG Soundeditor auf, womöglich noch mit grafischer Darstellung der Parametereinstellungen. Genau hier setzt XG-Gold an; die Parameter eines XG Klangerzeugers werden quasi auf dem Silbertablett präsentiert und dem Benutzer zugänglich gemacht.

Doch XG-Gold geht noch weit über die XG Soundeditierung hinaus. Bei diesem Programm handelt es sich auch um einen Editor für den QS300 Synthesizer, und, was einzigartig ist: Für die Yamaha Klangerzeuger DB-50XG, SW-60XG, MU10 und QY700 lassen sich vollständig kompatible QS300 Voices erzeugen.
Leuten, die die QS Voices nicht kennen, sei gesagt, dass es sich bei diesen Voices um Klänge handelt, die aus bis zu 4 Elements, also einzelnen jeweils in allen Klangparametern editierbaren Sounds, aufgebaut sind. Man hat es hier, im Gegensatz zu den recht limitierten Möglichkeiten der XG Voices, mit echten Synthesizerfunktionen zu tun. Klanglich ist das in etwa einem Expander der MU Serie oder einem CSxX Control Synthesizer im Performance Mode vergleichbar.

Weiter bietet XG-Gold Konversion von ankommenden MIDI Daten, Extraktion von Klangdaten aus MIDI Dateien, Visualisierung von Klangänderungen einer MIDI Datei und eingespeister MIDI Daten und nicht zuletzt eine gut durchdachte Bedienung.
Doch der Reihe nach:

Bodenständig: Der XG Multipart Editor

XG Multipart EditorDies ist der Programmteil, den man beim Start von XG-Gold als Erstes zu sehen bekommt. Kompakt und aufgeräumt präsentieren sich alle XG Klangparameter, die Einstellungen für Verstärker- und Tonhöhenhüllkurve sowie für Filter und LFO werden grafisch vorgenommen.
Auf den ersten Blick irritiert das Fehlen jeglicher numerischer Werteangaben für die einzelnen Parameter, doch nach wenigen Mausklicks kommt das durchdachte Bedienkonzept dieser Oberfläche zutage. Klickt man die Regler bzw. die grafischen Elemente mit der linken Maustaste an, wird sowohl der Parametername im Klartext wie auch der aktuell eingestellte Wert angezeigt. Ein Klick mit der rechten Maustaste setzt einen Regler oder eine Kurve auf den Standardwert zurück.

Die Auswahl der Sounds erfolgt mit einem Klick auf den Soundnamen, XG-Gold schaltet auf ein Auswahlfenster um, in dem alle verfügbaren XG und QS Sounds aufgelistet sind. Für Vergessliche gibt es eine Volltextsuche, die anhand einiger Buchstaben oder eines Wortes die Sounds aufspürt, "da war neulich so ein toller Sound, irgendwas mit Techno...". Ein Rechtsklick in die Liste schaltet wieder auf die normale Ansicht, so einfach kann das sein.

XG-Gold bietet noch weitere spezielle XG Editorfenster. Besonders hervorzuheben ist hier zum einen der Drum Editor. Einzelne Drumsounds lassen sich hier bis ins Detail bearbeiten, für Hüllkurve und Filter stehen grafische Einstellungen zur Verfügung. Drumsounds lassen sich von einem externen Keyboard aus zum Editieren anwählen. Des weiteren stehen ein Fenster zur Definition von Tastaturzonen und eine Parttabelle zur Verfügung. Auch an ein virtuelles Keyboard hat der Programmautor gedacht.
Optischen Feinschmeckern sei noch verraten, dass sich die XG-Gold Oberfläche farblich weitgehend nach eigenem Gusto gestalten lässt, die Screenshots zeigen einige Beispiele dazu.

Der Überflieger: QS Voice Editor

XG-Gold QS EditorDoch nun zum eigentlichen Bonbon von XG-Gold, nämlich dem QS Voice Editor. Hier lassen sich QS300 kompatible Sounds erstellen und editieren, und eben nicht nur für den QS300 Synthesizer, sondern auch für alle anderen QS-Sound kompatiblen Yamaha Klangerzeuger. Diese Klangerzeuger haben einen RAM Bereich, in dem Benutzerdaten zur Konfiguration von Sounds gespeichert werden können. Normalerweise besteht aber bei diesen Geräten lediglich die Möglichkeit, QS Voices zu speichern, die aus maximal 2 Elements bestehen.

XG-Gold sprengt dieses Limit und stellt auch für DB-50XG, SW-60XG, MU10 und QY700 die vollen 4 Element Voices des QS300 zur Verfügung. Die klanglichen Auswirkungen sind phänomenal: Von opulenten Flächensounds über detaillierte Orgeln und E-Pianos, weichen bis knochentrockenen Bässen bis zu minutenlang morphenden Klanggebilden steht die komplette Bandbreite der QS Sounds zur Verfügung. Ein oft als 'GM-Büchse' belächelter Klangerzeuger wie der DB-50XG mutiert damit zum waschechten Synthesizer, der einem manch ungläubiges Kopfschütteln entlocken wird. Erfreulicherweise bleiben die Geräte auch bei Einsatz der QS Voices multitimbral, ein 32-stimmig polyphoner DB-50XG kann beispielsweise bis zu acht 4-Element QS Voices gleichzeitig wiedergeben.

Der QS Editor stellt Hüllkurven, LFOs, Filter und Skalierung der Hüllkurven und Filter grafisch dar, eine sehr übersichtliche Sache. Im Elementmixer links werden Grundsound der Elements, Lautstärke- und Panoramaverhältnisse und Verstimmung der einzelnen Elements eingestellt. Unten befindet sich eine Reihe Regler, mit der die Zuordnung der Spielhilfen zu Soundparametern der Elements detailliert festgelegt werden können. Sehr praktisch auch die Copy Funktion mit der ein fertig editiertes Element auf ein anderes kopiert werden kann, wenn beispielsweise 2 ansonsten klanglich gleiche Elements nur gegeneinander verstimmt werden sollen. Sollte man mal einen schlechten Tag und so gar keine Idee haben, hilft XG-Gold mit einem Zufallsgenerator weiter, der aus allen in der angewählten QS Soundbank vertretenen Elements neue Sounds kreiert. Die Vorschläge dieser Random Funktion sind oft überraschend brauchbar und erzeugen Klänge, auf die man so erst mal gar nicht gekommen wäre.

Organisation: Die Dateiverwaltung von XG-Gold

Golden Gate QS Voice BankloaderXG-Gold verfügt über so detaillierte Möglichkeiten, Sounds und Klangparameter zu speichern und zu organisieren, dass mir das einen eigenen Abschnitt wert ist.

An erster Stelle sei der Golden Gate Bankloader genannt. Hier können alle verfügbaren QS Sounds nach Name, Klangkategorie und Anzahl der verwendeten Elements sortiert werden. Eine der praktischsten Funktionen des Golden Gate ist das Erstellen eigener Banks aus ausgewählten Sounds. Hier lassen sich mühelos Sounds aus verschiedenen Banks in eine neue Bank kopieren, umbenennen und verschieben. Weiter gibt es eine Funktion, um doppelt vorhandene Sounds aufzufinden, und es findet sich hier auch die praktische Volltextsuche wieder, um Sounds zu finden, deren genauen Namen man nicht mehr weiß.

Das Abspeichern eigener Einstellungen kann in XG-Gold in vielerlei Formaten und Portionierungen erfolgen, je nachdem wofür man die Daten weiter verwenden will. Im XG-Gold eigenen Format kann man von ganzen Sets, also allen Sounds und Effekteinstellungen, über Effekt- und Drumsetups bis zu einer einzelnen QS Voice alles festhalten.
Bemerkenswert sind die Exportoptionen als *.SYX und als MIDI Datei. In diesem Format können entweder das ganze Set oder die Effekteinstellungen ohne Sounds gespeichert werden. Wählt man beispielsweise das MIDI File Format 1, speichert ein ganzes Set und importiert dieses anschließend in seinen Sequencer, wird man erfreut feststellen, dass XG-Gold alle Sound- und Effekteinstellungen jeweils fein säuberlich in einen Part auf dem ersten Takt jeder der 16 Spuren geschrieben hat. Außerdem sind diese Parts auch noch jeweils mit Voicetyp (XG oder QS) und Voicename gekennzeichnet. Vorbildlich, übersichtlicher gehts nicht mehr.

Die Importoptionen von XG-Gold sind mindestens so interessant wie die Speichermöglichkeiten. Neben den XG-Gold eigenen Formaten können *.SYX und MIDI Files mit verschiedenen Optionen geladen werden. 'Load Set' öffnet eine Datei mit allen Klangeinstellungen und Noten. 'Merge Music Data Only' bietet die Möglichkeit, nur Noten aus einem MIDI File zu extrahieren und diese auf einem eigenen Soundset laufen zu lassen, 'Merge XG & Music Data' lädt zusätzlich XG Effekteinstellungen. Andersherum kann man mit der Option 'Delete Music Data' Noten aus einer Datei entfernen und nur die Effekt- und Soundeinstellungen behalten, um sie auf eigene Melodien anzuwenden.

Eine sehr nützliche Neuerung der XG-Gold 3.0 Version ist der Player. Dieser Player erscheint, sobald eine Datei geöffnet wird die Noten enthält. Das Aha-Erlebnis kommt aber erst, wenn man den Player in Betrieb nimmt: XG-Gold visualisiert dann nämlich alle Effekt- und Klangänderungen in Echtzeit auf dem Mischpult des XG Multipart Editors. Die importierte Datei wird also quasi als Grundlage einer Mixerautomation des XG-Gold Mischers verwendet. Wer sich bei gut gemachten XG Files schon mal gefragt hat, wie der Arrangeur bestimmte Klänge hinbekommen hat, kann sich das hier live vorführen lassen.

Erde an Raumschiff: XG-Gold und der Rest der Welt

XG-Gold XG MapperWie kann man nun XG-Gold in den Rest seines Setups einbinden? Dazu stehen, neben der Speicherung von Setups in allgemein verbreiteten Formaten, in erster Linie mal je ein MIDI Eingang und Ausgang zur Verfügung, die in ganz unterschiedlicher Weise verwendet werden können. Verwendet man XG-Gold allein, kann man direkt passende MIDI Treiber auswählen. Sollen dagegen mehrere Programme auf z.B. einen nicht multiclient-fähigen MIDI Treiber zugreifen, oder soll XG-Gold direkt an einen Sequencer gekoppelt werden, erfolgt die Einbindung über eine virtuelle MIDI Patchbay. Erfreulicherweise finden sich in der XG-Gold Dokumentation sehr genaue Angaben, wie man eine solche Einbindung realisiert.

XG-Gold hat einige trickreiche Werkzeuge, um ankommende MIDI Daten zu verarbeiten. Der XG-Mapper ist ein Konverter der MIDI Controller, Pitch Bend Daten, polyphonen und Channel Aftertouch sowie Program Change Befehle in Sysex Befehle zur XG Effektsteuerung umwandeln kann. Die Zuweisung der Daten zu den Effektparametern kann frei festgelegt werden, zusätzlich kann eingestellt werden ob die ursprüngliche MIDI Information zusätzlich zum erzeugten Sysex Befehl weitergegeben wird. Die XG-Mapper Einstellungen können als Datei gespeichert werden. Der XG-Mapper ist also ideal geeignet, um mit einer MIDI Fader-Box oder einem Aftertouch-fähigen Keyboard verwendet zu werden.
Ein Wort zur Performance dieser Umwandlung: Ich habe einen Hardcoretest mit einer Doepfer Drehbank gemacht, indem ich einen Regler definiert habe, der 12 MIDI Controller gleichzeitig in den XG-Mapper eingespeist hat. XG-Gold hat diese Controller faktisch verzögerungslos in Sysex Daten umgewandelt. Nur meinem DB-50XG stand nachher die nackte Panik ins Gesicht geschrieben... . Anders gesagt: XG-Gold ist um Welten schneller als irgendein XG Klangerzeuger jemals die Daten verarbeiten kann. Man muss also eher aufpassen, nicht zuviel des Guten zu tun, XG-Gold kann einen mit seiner guten Performance schnell dazu verführen, den Klangerzeuger über die Grenze seiner Leistungsfähigkeit zu treiben.

Eine weitere neu in der Version 3.0 hinzugekommene Funktion ist der Mixer Mode. Normalerweise wandelt XG-Gold die Kanalinformationen ankommender MIDI Daten auf den Kanal des aktuell ausgewählten Parts, ganz genauso wie das die Sequencerprogramme auch tun. Im Mixer Mode dagegen werden keinerlei Kanalinformationen geändert, sondern die Daten an den Part durchgeschleift, der die entsprechende Kanalnummer hat. Das entspricht der 'All Channels' Einstellung einer Sequencerspur. Der Mixer Mode ist besonders praktisch wenn man XG-Gold als automatisierten XG Mischer hinter einen Sequencer hängt. Zusätzlich visualisiert XG-Gold auch noch die Veränderung der vom Sequencer abgespielten Daten.

Selbstverständlich kann man XG-Gold auch vor einem Sequencer plazieren und die von XG-Gold erzeugten Daten im Sequencer aufnehmen. Da viele Sequencer Probleme haben, größere Mengen Sysex Daten am Eingang einwandfrei zu verarbeiten, ist in XG-Gold eine Delay Funktion integriert. Dieses Delay fügt Pausen zwischen die einzelnen Dumps ein und ist für QS und XG Dumps getrennt konfigurierbar. Mit Hilfe dieses Delays sollten auch von relativ trägen Sequencern keine Daten verschluckt werden.

Fazit

XG-Gold überzeugt durch umfassende Funktionalität, eine durchdachte Bedienoberfläche, hervorragende Performance und sehr stabiles Laufverhalten. Der Preis beträgt 35,- Mark für die Lizenzierung der Shareware und beinhaltet alle (!) zukünftigen Updates. In Zeiten, in denen ein Softwaresynthesizer leicht das zehnfache dieses Betrages kosten kann, ist vielleicht ein Hinweis angebracht: Man sollte sich durch diesen niedrigen Preis nicht darüber täuschen lassen, dass man es hier mit einem professionell verwendbaren Werkzeug zu tun hat, dessen Nutzen den eines Softwaresynthesizers im Zweifelsfalle in den Schatten stellen kann.

Ein weiterer Hinweis für Leute, die entweder die SW-1000XG oder einen der großen MU Expander besitzen und denen die XG Funktionen von XG-Gold nicht weit genug reichen: Es gibt von Achim Stulgies einen weiteren XG Editor namens XG Wizard. XG Wizard ist auf die Editierung dieser Klangerzeuger optimiert und beherrscht auch die speziellen Features dieser Geräte, insbesondere seien die Steuerung der A/D Eingänge und zusätzlichen Effektblöcke der MU Expander sowie die speziellen Recording Funktionen der SW-1000XG erwähnt.

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Weitere Links zum Thema:

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Tools und Sounds gibts bei den Downloads. MIDI Files mit QS Sounds auf Petrosils Mu(h)sikseite

Autor: Petrosil, 27.05.2000 Ein Service von MEMI.