Effektive Anwendung von Dynamikprozessoren

(Mit freundlicher Genehmigung von Dan Suter)

 


Was machen auf dem Summenmix / Welche Formate sind geeignet?

An Formaten sind heute vor Allem DAT, CD (Audio) oder CD-R (Daten der Audiofiles) üblich. Bei sehr gepflegten Produktionen wird auch häufig mit 1/4"- oder 1/2"-Band gearbeitet, meistens mit Dolby SR.

Was ist zu beachten?

Wenn Sie ein DAT anliefern, sollte es...

Wenn Sie eine AUDIO-CD anliefern:

Wenn Sie eine DATEN-CD anliefern:

Nicht geeignet sind:

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Der Kompressor - Welcher Parameter macht was?

Früher oder später fragt sich Jeder, der Musik aufnimmt oder mischt, warum seine Aufnahmen nicht so voll, rund, laut und dicht klingen wie CDs oder Vinylplatten. Meist bekommt er dann den Tipp, es mal mit einem Kompressor zu versuchen.
Nun haben diese Geräte meist eine ganze Menge Potis, Schalter und Pegelanzeigen, was warum welchen Effekt erzielt, ist jedoch auf den ersten Blick selten zu durchschauen. Das erste Missverständnis ist dabei: "Ein Kompressor macht laut!"
Falsch! Ein Kompressor macht eigentlich leise! Ein Kompressor senkt die lautesten Signalteile ab, und somit kann man das ganze Signal häufig wieder anheben... und dann wirds im Verhältnis zu den höchsten Pegelspitzen lauter. Der Kompressor verändert also das Verhältnis zwischen Pegelspitzen und "Lautheit". Wie fuktioniert das Ganze?

Das selbe Signal unbearbeitet und 10dB limitiert:

Ein Kompressor mit unendlicher Ratio und sehr schneller Attack Time nennt man Limiter.


Bei einem Kompressor wird zuerst der Arbeitspunkt definiert, dies ist der Punkt, ab dem er anfängt zu arbeiten. Dafür ist der Poti Threshold zuständig. Sobald der Pegel überschritten wird, welcher mit Threshold eingestellt wurde, fängt der Kompressor an, das Signal abzuschwächen. Nur, auf welche Art regelt er?

Dafür gibts eine Menge weiterer Parameter z.B. Ratio. Mit der Ratio wird bestimmt, wie stark das Signal "zusammengedrückt" wird, das den Threshold überschritten hat.
Eine moderate Einstellung ist z.B. 2:1. Das bedeutet: Wenn das Eingangssignal z.B. 6dB höher als der Threshold ist, wird es danach nur noch 2:1 dessen höher sein, also 3dB... aber nur, wenn der Kompressor sehr schnell reagiert und nicht erst, nachdem schon mal etwas "durchgeschlüpft" ist.

Das kann man jedoch einstellen, mit dem Poti Attack (Time) Attack bestimmt, wie schnell der Kompressor reagieren soll. Bei einer sehr kurzen Attack Time werden auch ganz kurze Impulse (Transienten genannt) schon zum Anlass genommen "zuzudrehen", bei einer langen Attack Time hingegen muss über einen längeren Zeitraum ein hochpegeliges Signal anliegen, damit der Kompressor reagiert. Nun haben nahezu alle analogen Kompressoren die Eigenschaft, immer ein wenig zu spät zu sein, sie können nur "RE-agieren"... und das erst dann, wenn schon das erste kleine bisschen Pegelspitze durchgeschlüpft ist, vor Allem dann, wenn das Signal superschnelle Signalspitzen hat. Digitale Kompressoren besitzen dafür häufig die Look Ahead-Funktion. Damit wird das Audiosignal leicht verzögert, der Kompressor erkennt die Pegelspitzen nun, bevor sie am Ausgang sind und kann rechtzeitig reagieren. Man darf Attack Time also NICHT mit der Attack Time bei Synthesizern gleichsetzen, das Resultat ist eher umgekehrt. Bei langer Attack Time wird man ein "knackiges" Resultat bekommen, da die schnellen Signalspitzen ungehindert passieren können, bei sehr kurzer Attack Time hingegen werden die Spitzen runtergedrückt... Nur: Wie lange bleibt das Signal abgesenkt?

Damit kommt die Release Time ins Spiel.
Mit der Release Time stellt man ein, wie schnell der Kompressor, nachdem er runtergeregelt hat (und nicht auf Grund neuer Signalspitzen erneut zum Runterregeln angeregt wird) mit dem Runterregeln aufhören soll. Attack- und Release Time haben somit einen ganz erheblichen Einfluss darauf, wie wild oder wie gemächlich ein Kompressor das Signal moduliert und können sehr bewusst zum Modellieren der Dynamik genutzt werden.
Vielleicht denkt nun der eine oder andere, dass der perfekte Kompressor zum "Lautmachen" eine unendlich schnelle Attack- und Releasezeit haben sollte... Er lässt nix durch, das über einen bestimmten Pegel geht, macht aber sofort wieder auf, damit nichts unterdrückt wird, das nach einer Signalspitze kommt. Einen solchen "Kompressor" gibts, denn jeder übersteuerte Verstärker (auch als Verzerrer oder Distortion als solcher zu kaufen) macht genau das! Ich versuche dies anhand einer einsamen, tiefrequenten Sinusschwingung zu erklären.

Sobald die Schwingung den Threshold übersteigt, regelt der Kompressor zu. Wenn das Signal wieder absinkt, öffnet der Kompressor... Die Folge: Die Schwingung wird oben zusammengedrückt... Beim negativen Teil der Schwingung passiert das Selbe, und aus dem Sinus wird etwas, das eine Ähnlichkeit mit einem Rechteck hat.

Wenn ein Kompressor zu schnell arbeitet, entstehen Verzerrungen. Je tiefer die Frequenzen sind, welche dem Kompressor zugeführt werden, desto länger müssen daher die Regelzeiten sein. Somit wird deutlich, dass es keine optimalen, sehr schnellen Regelzeiten gibt, denn diese sind vom Eingangssignal abhängig. Dafür haben einige Hersteller eine Automatisation der Regelzeiten erfunden, die meistens mit Auto bezeichnet wird. Auto regelt dabei die Attack- und Releasezeiten und hält sie so langsam wie nötig, aber so schnell wie möglich... meistens! Einige günstige Geräte hingegen haben mit der Autostellung einfach fixe Werte eingestellt... jämmerlich! Andere Hersteller regeln nur die Releasezeit, so kann der Benutzer mit der Attack Time immer noch selber bestimmen, auf welche Art der Kompressor arbeiten soll und kommt trotzdem in den Genuss einer programmabhängigen Releasezeit.

Fast vergessen habe ich den Parameter Makeup Gain, häufig auch nur als Gain bezeichnet. Mit diesem Poti wird das Signal angehoben. Da ein Kompressor absenkt, sollte man auch wieder verstärken können... und genau das macht man damit!

Einige Kompressoren haben die Funktion Autogain, die jedoch nur korrekt funktioniert, wenn die Attack Time auf 0 steht. Dazu ein wenig Mathematik: Wenn der Threshold auf -6dB steht und die Ratio auf 2:1, kann das Ausgangssignal (mit einer superschnellen Attack) nie höher als -3dB sein... Somit kann der Makeup Gain auf +3dB stehen, und das Ausgangssignal wird trotzdem nie über 0dB liegen.

Ein weiteres Feature, das viele Kompressoren bieten, ist die Umschaltung zwischen Soft Knee und Hard Knee.

Die Hersteller haben verschiedene Bezeichnungen für Soft Knee. DBX z.B. nennt Soft Knee "overeasy". Jeder Kompressor ist entweder Soft- oder Hard Knee, einige können beides.
Bei Soft Knee setzt beim Threshold die Kompression nicht hart ein, sondern bereits vor dem Threshold wird das Signal ein wenig verdichtet, und erst über dem Threshold wird es effektiv mit der eingestellten Ratio "zusammengedrückt". Der Kompressor hat somit einen Bereich, in dem die Ratio kontinuierlich zunimmt, die Kompression setzt sanfter ein und wirkt unauffälliger.
Einige Vintagekompressoren haben keinen Ratio-Poti, sondern ein "großes Knie", und je kräftiger man den Kompressor ansteuert, desto höher wird die Ratio.

Häufig findet man auch einen Sidechain-Eingang.
Wofür ist denn das nun? Der Sidechain-In ist ein separater Eingang, mit dem man den Regelkreis des Kompressors ansprechen kann. Eine typische Anwendung ist z.B. das Ducking, das vor Allem bei amerikanischen Radiostationen sehr beliebt ist. Dabei gibt man auf den (normalen) Eingang des Kompressors die Musik und auf den Sidechain den Sprecher. Immer, wenn der Sprecher etwas sagt, regelt der Kompressor die Musik leiser... Beim Ausgang vom Kompressor hört man dabei natürlich keine Stimme, die geht nur in den Steuereingang und muss anschließend noch der Musik beigemischt werden.
Eine andere Möglichkeit ist, dem Sidechain dasselbe Eingangssignal zu geben wie am Eingang, jedoch vor dem Sidechain noch einen EQ einzuschleifen. Nun hebt man die Frequenzen an, bei denen der Kompressor reagieren soll. Sehr beliebt ist dies z.B. fürs De-Essing. Dabei schneidet men z.B. mit einem durchstimmbaren Hochpass alles weg außer den Höhen und betont zusätzlich noch die Frequenz, bei der das S am lautesten ist (je nach Sänger zwischen 5-10kHz). Jedesmal, wenn der Sänger nun ein S singt, regelt der Kompressor das Signal... das kann man so weit treiben, bis der Sänger lispelt. Einige Kompressoren haben dafür auch feste Presets, bei denen intern vor dem Regelkreis ein EQ liegt. Typisch ist dabei Contour.
Dabei werden vor dem Regelkreis die Bässe abgesenkt, somit reagiert der Kompressor weniger stark auf die Bassanteile, die häufig am meisten Energie haben und dann bei jedem Bassimpuls das ganze Signal "zusammenreissen"... außer wenn Contour aktiviert ist. Dies ist einerseits eine interessante Möglichkeit, andererseits werden nun auch häufig grosse Signalspitzen durchschlüpfen, immer dann, wenn ein kräftiger Bassimpuls kommt. Besonders flexible Kompressoren bieten sogar extra Equalizer für den (internen) Sidechain, Eine Möglichkeit beim Einsatz auf der Stimme wäre z.B., mit diesem EQ die S- und die Popplaute anzuheben, damit der Kompressor eben diese absenkt.

Ein weiteres Feature, das man gelegentlich findet, ist die Umschaltung Peak/RMS. Peak bedeutet, dass der Kompressor auf Grund der Signalspitzen reagiert, RMS hingegen, dass er die Energie des Signals als Ausgangslage braucht.
Als Beispiel: Weißes Rauschen hat extrem viel Energie im Verhälnis zum Pegel, da es immer konstant gleich laut ist und somit immer "volles Rohr". Ein Percussionsinstrument hingegen hat eine sehr hochpeglige Attackphase und danach einen viel tieferen Pegel. Das Verhältnis Peak zu Enerie ist dabei viel schlechter. Als Faustregel gilt:

Nicht vergessen sollte man die Funktion Stereo Couple, auch Link genannt. Diese bewirkt, dass im Kompressor das linke und das rechte Signal immer gleich stark bearbeitet werden. Wenn man ein Stereosignal bearbeitet, sollte man unbedingt Stereo Couple / Link aktiviert haben, da sonst das Stereosignal ständig im Panorama wandert.

Zum Abschluss nun noch zur Funktion der Pegelmeter: Häufig lassen sich diese umschalten zwischen Gain Reduction, Input und Output. Während sich Input und Output eigentlich von selbst erklären, zeigt Gain Reduction an, wie stark der Kompressor arbeitet, und wann er wie viel dB absenkt.

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Beispiele für Kompressoreinstellungen

Zuerst möchte ich einschränkend erwähnen, dass verschiedene Kompressoren sehr unterschiedlich arbeiten. Während bei einem eine Ratio von 3:1 schon ziemlich auffällig ist, passiert bei einem anderen noch kaum etwas. Einige Geräte haben über 3/4 des Regelweges eine sehr schnelle Attackzeit, und erst danach werden Sie "gemütlich", andere sind selbst bei Linksanschlag ziemlich lahm. Die Beispiele sind deshalb als Richtwert oder Inspiration zu verstehen und nicht als etwas Absolutes. Des Weiteren gilt:

Für den Threshold habe ich keinen Poti eingezeichnet, da dessen Stellung sehr vom Level des Eingangssignales abhängt. Der Makeupgain sollte so eingestellt werden, dass folgende Geräte nicht übersteuert werden. Wenn das anliegende Signal bei deaktiviertem Kompressor auch in etwa eine Vollaussteuerung des Aufnahmegerätes/Mischpulteingangs etc. bewirkt, kann so objektiv beurteilt werden, was der Kompressor bringt oder allenfalls sogar anrichtet...

Doch nun zu den Beispielen:

Gesangsaufnahme

Hier geht es darum, möglichst keine Übersteuerungen auf dem Band / Harddiskrecording zu haben und trotzdem sehr unauffällig zu komprimieren. Bei einem sehr dynamischen Sänger kann man es mit einer größeren Ratio versuchen. Ein nachgeschalteter Limiter kann nicht schaden, sollte jedoch nur sehr selten ansprechen.

 

 Sprachaufnahme

Bei diesem Setting geht es vor Allem darum, die Sprache mit einem regelmäßigen Level aufs Aufnahmemedium zu kriegen. Der Kompressor sollte nicht konstant am Arbeiten sein, da die Stimme sonst schnell gepresst klingt. Gute Sprecher haben meist eine sehr kontrollierte Dynamik. Wenn der Sprecher nicht besonders geübt, oder eine sehr emotionale Performance gefragt ist, dürfte ein nachgeschalteter Limiter oder eine höhere Ratio gelegentich helfen.

 

Der explosive Rapper

Hier geht darum, einem lahmen Rapper mehr "Biss" zu geben. Ein nachgeschalteter Limiter ist jedoch sehr zu empfehlen, und der darf ruhig ein bisschen was zu tun haben.

 

Der kompakte Chor

Versuchen Sie einmal, anstatt die Chorstimmen einzeln zu bearbeiten, alle auf eine Subgruppe zu geben, mittels EQ die Bässe zu beschneiden und oberhalb 4kHz mit einem Shelfingfilter die Höhen anzuheben. Dann gemeinsam durch einen Kompressor. Je schlechter die Backingsänger, desto stärker fahren Sie in den Kompressor rein... es darf auch mal mehr als 6 dB sein.

 

Subgruppen verdichten

Kompressoren auf Subgruppen sind eine sehr musikalische Sache und können helfen, einen kompakten Sound zu bekommen. Dieses Setting sollten Sie jedoch wirklich nur als Ausgangslage nehmen. Wenn Sie z.B. die Drums, allenfalls zusammen mit dem Bass, auf eine Subgruppe geben, können Sie sehr schön eine kompakte Rhythmsection bilden. Die Drumsounds klingen dann mehr wie aus "einen Guss" und weniger nach verstreuten Einzelsounds. Mit kurzer Attack und Release Time wird der Sound dichter und die Räume werden betont. Mit mittellanger Attack und Release Time (bei der Release Time rumprobieren!) und Peak statt RMS können Sie die Attacks betonen (wenn Ihre Drums z.B. das Arrangement zu fest "verstopfen"). Versuchen Sie einmal, nur die Bassdrum, den Bass und testweise die Snare zusammen zu komprimieren . Sie bekommen damit sehr einfach ein "sattes Fundament" (dabei sollte die Bassdrum mehr Peaklevel haben als der Bass).

 

Attacksounds abtrocknen

Der Trick ist, die Release Time gerade so lang einzustellen, dass kurz vor dem nächsten Peak (oder wenn ihr Sound ausgeklungen ist) der Kompressor nicht mehr absenkt. Die Attack Time bestimmt, wie lange Ihr Sound sein soll. Das Resultat: kürzere Sounds mit weniger Raumanteil.

 

Hall Pusher

Das Gegenteil. Weniger Attack, mehr Sustain oder Raumanteil.

 

Die 80er Bass Drum

Die Bassdrum mit knalligem Attack und langem Ausklang. Die Attack Time bestimmt, wie lange der "Knack" ist. Wenn beim Erhöhen der Attack Time nichts mehr passiert... wieder zurückdrehen und somit genau den Punkt suchen, wo der "Knack" so richtig "reindonnert". Die Release Time so kurz wie möglich einstellen, damit nach dem "Knack" möglichst schnell der "Bauch" nachkommt. Bei sehr kurzer Release Time kann es bei tiefen Bassdrums verzerren, dann die Release Time soweit erhöhen bis es nicht mehr verzerrt. Ein anschliessender Limiter kann helfen, wieder mehr Dichte zu bekommen.
Funktioniert auch gut auf Snares und anderen Percussionsinstrumenten, auch auf funky oder Pickinggitarren, Slapbass etc. Einen Versuch wert.

 

Sustain mit Attack

Eine ähnliche Einstellung wie das letzte Setting, jedoch weniger auffällig. Gut z.B. auf Leadsounds, Bass oder Gitarre.

 

Sustain ohne Attack

Mit sehr kurzer Attack Time, Soft Knee und etwas längerer Release wirkt diese Einstellung relativ unauffällig (allenfalls kleinere Ratio versuchen) und eignet sich z.B. für schwebende Sounds oder z.B. auf Raummikros (und plötzlich steht ihr Drumkit in einem großen Raum!).

 

Limiter

Bis hierhin und nicht weiter! Ein Limiter weiß, wann Schluss ist und greift rigoros ein, was aber immer noch besser ist als ein digitales Clipping. Mit Soft Knee wirkt dieses Setting weniger harsch, man muss den Threshold dabei jedoch 1-3dB senken. Falls bei bassigen Signalen Verzerrungen zu hören sind, sollten Sie die Release Time erhöhen.

 

De-Esser

Das Ziel beim De-Esser ist, ihn so einzustellen, dass man nichts bemerkt. Wenn der Sänger lispelt, war es zuviel des Guten, wenn die S-Laute (und bei einigen auch das f) immer noch stechend sind, war es zu wenig. Ich empfehle, De-Esser erst beim Mix und nach dem Komprimieren zu verwenden, da man bei falscher Einstellung eine Gesangsaufnahme leicht ruinieren kann.

 

Der Bassducker

Am Audioeingang liegt der Bass an, am Sidechain die Bassdrum (welche jedoch zusaätzlich auch noch im Mix sein muss). Der Threshold wird so eingestellt, dass der Bass bei jedem Bassdrumschlag leicht "zusammenzuckt". Für die Einstellung sollte man unbedingt Bass und Bassdrum zusammen anhören. Dabei stellt man den Bassducker so ein, das man ihn gerade nicht wahrnimmt. Das Ziel des Bassduckers ist es, der Bassdrum mehr Platz im Mix zu geben und trotzdem den Bass laut mischen zu können. Man bekommt damit ein kräftiges Fundament ohne hohe Peaks.

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Pro und Contra Multibanddynamics

Ein bekanntes Problem bei Breitbandkompressoren ist, dass Sie bei starken Bassimpulsen schnell anfangen zu pumpen. Dies kommt daher, dass meist die energiereichsten Signale in einem Mix unter 200Hz liegen und der Kompressor nun bei diesen Signalen anfängt nachzuregeln. Der Effekt ist, dass bei jeder Bassdrum das Signal leicht "zusammenzuckt". Durch sehr kurze Regelzeiten ließe sich dies minimieren (das Zucken wird so kurz, dass es nicht mehr stark auffällt), dies führt jedoch zu Verzerrungen des Signals, da nun die Schwingungsdurchgänge der tieffrequenten Signalanteile als einzelne Peaks erachtet werden und somit die Wellenform stark verändert wird... Sehr schnelle Regelzeiten wirken also bei bassigen Signalen schon ähnlich wie ein Verzerrer. Um dem entgegenzuwirken, bieten viele Breitbandkompressoren automatische Regelzeiten, die Releasezeit wird dabei programmabhängig so kurz wie möglich, aber so lange wie nötig gehalten. Dabei wird das "Zusammenzucken" zwar nicht verhindert, jedoch besser kaschiert.

Eine weitere Möglichkeit ist, die Bässe im Regelkreis abzusenken. Einige Kompressoren haben dies generell oder bieten dafür einen Druckschalter, z.B. "Contour" benannt. Dadurch reagiert der Kompressor nicht mehr so stark auf tieffrequente Signale, andererseits werden diese nun auch nicht mehr so stark abgesenkt, wodurch das Verhältnis Lautheit/Peak wieder schlechter wird. Optokoppler-Kompressoren haben z.B. von Grund auf die Eigenschaft, nicht bei allen Frequenzen gleich stark zu arbeiten und sind immer ein wenig träge (lassen somit die Transienten passieren), was zwar deren Möglichkeit zum Verdichten minimiert, jedoch als "musikalisch" empfunden wird.
Selbst mit sehr intelligenter Regelzeitautomatisation ist mittels Breitbandkompression nur ein beschränktes Maß an Verdichtung möglich. Das eigentliche "Lautmachen" ist m.E. jedoch auch nicht das vordergründige Aufgabengebiet des Kompressors... Dessen Aufgabe ist das bewusste Verdichten, also das Anheben leiserer Stellen und das "Nachvornebringen" von leiseren Signalanteilen und Räumen... Was jedoch nicht immer erwünscht ist!

Nun kommt der Limiter ins Spiel. Die Aufgabe eines Limiters ist, die kurzen Signalspitzen, welche stark über die sonstigen Signalanteile hinausragen, abzusenken. Wenn der Limiter schnell genug arbeitet (was nur die wenigsten analogen tun) und wirklich keine Spitzen durchlässt, andererseits jedoch auch schnell genug wieder öffnet, dass die folgenden Signalanteile wieder voll da sind, ist er meistens ein unauffälliges Mittel, den Signalpegel gesamthaft anzuheben. Die Kunst ist dabei, den Limiter so einzustellen, dass man wirklich nur die "Überflieger" zurücknimmt, die so kurz sind, dass Sie vom Ohr nicht wahr genommen werden. Bei zu starkem Limitereinsatz werden die Transienten (so nennt man die schnellen und kurzen Signalspitzen) zu fest "in den Soundteppich" gedrückt, das Signal wird flach und leblos, bei schwachem Einsatz verschenkt man Lautheit und Auflösung (16 bit sind eben doch nicht unendlich viel, so leiden z.B. die leisen Raumanteile häufig unter einer schlechten Auflösung und somit wird der Sound schmal und leblos).

Nun zum Multibandkompressor/Limiter. Um z.B. das Problem "Bass drückt den Rest zusammen" zu lösen, kann man die einzelnen Frequenzbereiche auch einzeln verdichten. Somit kann bewusst Einfluss genommen werden auf die Dichtheit in den einzelnen Frequenzbereichen. Meistens wird dabei vor Allem im Bassbereich relativ stark verdichtet. Somit steigert man die Energie im Verhältnis zum Peaksignal. Eine Verdichtung in den Höhen ist meistens relativ heikel, da man das Signal zwar als präsent, jedoch schnell auch als anstrengend und leblos empfindet. Diese Möglichkeiten sind zwar an sich interessant und in den richtigen Händen ein mächtiges Werkzeug, die Nebeneffekte sind jedoch nicht zu unterschätzen.
Angenommen, der Mix hat eine zu laute Hihat. Wenn die Höhen nun komprimiert werden, drückt die Hihat jedes Mal die Höhenanteile der anderen Signale runter. Zu einem gewissen Teil wird dies durch den so genannten "Maskierungseffekt" (laute Signale verdecken leise im selben Frequenzband) gelindert, andererseits wir nun konstant das Obertonspektrum aller Instrumente moduliert... Dies hat eine psychoakustische "Stresswirkung", welche jedoch erst mit der Zeit seine wirkung tut und bei geübten Hörern Unbehagen auslöst.
Das Ganze funktioniert auch bei tiefen und mittleren Frequenzen, z.B. immer wenn die Snare kommt, verliert die Stimme kurzristig Mitten. Immer wenn die Bassdrum spielt, werden alle anderen Signale dünner. Des Weiteren tendieren Multibandkompressoren stark dazu, die Frequenzanteile auszunivellieren... und das andauernd. Das Signal hat also IMMER in ALLEN Frequenzbereichen relativ viel Energie. Bei sehr schlechten Mischungen kann das am Anfang sehr imposant wirken, der Nebeneffekt ist jedoch, dass die Musik einen schnell "zudröhnt", das Hören anstrengend wird. Vielmals bekommt die Musik im Präsentbereich mehr Energie (dort mischt man, wenn das Gehör noch intakt ist, meist nicht zuviel), wodurch das Signal zwar laut, aber auch blechern wird.
Nun, leider ist der Effekt häufig nicht sofort hörbar, sondern "irgendwie klingts nicht mehr so natürlich"... Kein Wunder, das Hirn versucht andauernd, aus diesem "Rummodulieren der Obertonstrukturen" etwas Sinnvolles zu rekonstruieren.

Multibandlimiting ist auch eine komplizierte Sache. Man kann damit unauffälligere und weniger "stressende" Signale erreichen, wenn die Limiter so eingestellt sind, dass sie wirklich nur kurze Spitzen kappen. Die spektralen Verschiebungen sind dann weniger auffällig, da sie nur sehr kurzfristig passieren. Andererseits addieren sich nun die einzelnen Signale der Bänder, sodass die Summe wiederum Signalspitzen haben kann und somit nochmals limitiert werden muss.

Wofür taugen Multibanddynamics denn nun wirklich? Zum bewussten Verändern der Charakteristik einzelner Signalanteile z.B.: In einer Mischung ist die Bassdrum sehr dynamisch, einzelne Schläge sind viel zu laut, anderere gehen unter. Durch das Komprimieren des Frequenzbereiches, wo die die Bassdrum ihren Peak hat, kann nun "der Boden" der Bassdrum ausgeglichen werden. Laute Schläge haben zwar immer noch mehr Höhenanteil, der Druck durch die Bassdrum wird nun jedoch ausgeglichen, und durch das Absenken der überlauten Schläge kann das Gesamtsignal angehoben werden. Das Selbe kann z.B. auch gemacht werden, wenn ein Ton der Bassgitarre (es darf natürlich auch ein Synth sein) überlaut ist.
Sehr beliebt ist auch das Begrenzen von einzelnen überlauten Spitzen in den Höhen, z.B. S-Laute oder die schon erwähnte überlaute Hihat. Solche Spitzen sind sehr unangenehm (im Kopfhörer eine wahre Qual) und es lassen sich diese Hochtonspitzen auch nicht auf Vinyl schneiden. Wenn man zuviel des Guten tut, wird es jedoch schnell leblos...
Eigentlich macht man nun mit dem Multibandlimiter eine art "De-Essing", wobei man natürlich den selben Effekt auch auf überlauten Peaks von Percussionsinstrumenten (Hihat, Shaker, sehr höhenreiche Snares etc.) machen kann.

Multibanddynamics sind somit ein effizientes, aber "gefährliches" Werkzeug, um Spitzen in einzelnen Frequenzbereichen zu dämpfen (mittels Limiter) oder den Energieanteil eines Frequenzbandes auszugleichen (Kompressor). Sie verursachen jedoch immer auch Nebeneffekte, die z.T. erst nach längerem Hören als unangenehm empfunden werden.

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Autor: Dan SuterCome to the Echochamber! Ein Service von MEMI.