The same procedure as every year: Man läuft zur Halle 9.0 und wird gleich am
Eingang vom übergroßen Roland-Stand begrüßt, wo man sich durch den
Besucherandrang und die Prospektanhäufungen geradezu genötigt sieht, eine der
Roland-Stofftaschen mitzunehmen, um sie im Laufe der Erkundungen mit bunten
Heftchen
zu füllen, die hernach alle wieder in den Müll wandern. Eigentlich kein
schlechter Trick von Roland, denn die armen Korg-Mitarbeiter müssen mitansehen,
wie Horden von Roland-Taschen-Trägern ihre Workstations antesten.
Es war mal wieder Musikmesse, und alle gingen hin, um sich die heißesten
Neuigkeiten auf dem Instrumentensektor anzusehen. Uns sollen hier natürlich
vornehmlich die elektronischen Vertreter interessieren. Dieser Artikel wird
jedoch weniger mit Fakten um sich werfen, als vielmehr meine Eindrücke schildern
und bekommt dadurch sicher auch Kommentarcharakter. Featurelisten
und große Geheimnisse bitte ich in Prospekten und Fachzeitschriften nachzulesen.
Bei Access war es geradezu
langweilig. Man zeigte den altbekannten Virus, sowie dessen
Keyboard-Version mit gleichen Features und gleichem Frontpanel. Wie schon
letztes Jahr war der Sound für mich der beste im virtuell-analogen Sektor,
allerdings brummte ein User, der den Virus auch wirklich daheim hat, daß er doch
ein paar Knöpfe mehr beim Keyboard erwartet hätte, weil ihm immer noch zu viele
Parameter im Display liegen. Das mag durchaus sein, und Platz wäre ja noch
massig gewesen...
Alesis hatte sich wie üblich nicht in
Halle 9.0, sondern bei der professionellen Studiotechnik aufgestellt, da die
Synthesizer der QS-Serie eher einen kleinen Teil der Produktlinie ausmachen. Der
Rest besteht natürlich aus der ADAT-Serie und einigen großen und kleinen
Effektprozessoren (Nano-, Micro- und Midiverb). Besondere Beachtung hat hier
sicher der neue Q20 verdient, das Topgerät der Linie. Natürlich ist so
etwas nicht allzu einfach zu präsentieren, aber CD-Spieler, die vor dem Q20
hingen vermittelten doch einen guten Eindruck: Exzellente und überaus klare
Effekte machen einem schon den Mund wäßrig. Für gehobenes Homerecording dürfte
das Gerät über jeden Zweifel erhaben sein und macht sich sicher auch in
Profistudios gut.
Behringer war auch in dieser Halle
vertreten und präsentierte mannshohe Racks mit der silbrigen Peripherie: alles
"ultra" und "-izer", eine Sängerin und eine Produktlinie, die nichts
weltbewegend Neues brachte, sondern eher Verbesserungen von alten Konzepten. Die
Mixerlinie brachte den MX9000 als Nachfolger des MX8000, einen
Rackmischer mit 32 Eingängen und eine Abrundung der Produktpalette nach unten
hin (6-Kanal-Minimixer). Die Effektgeräte waren in Form von "Pro"-Versionen von
Virtualizer und Modulizer vertreten. Eigentlich seltsam: Der
ursprüngliche Modulizer kam nie auf den Markt, dafür stellt man jetzt gleich die
Pro-Variante vor, die auch nicht sehr viel mehr zu bieten hat, so scheint es.
Ansonsten bietet sich bei Behringer das übliche Bild: Viele Features zu sehr
angenehmen Preisen, aber recht wenig Individualität. Darüber mag man sich
streiten (Mackie streitet wie wild :-), für den Homerecordler dürfte das jedoch
müßig sein, da der Preis einfach stimmt.
Cakewalk zeigte die neue Version
Pro Audio 8. So langsam scheint man sich zur echten Alternative zu
Cubase und Logic zu mausern, denn die Plug-Ins und Möglichkeiten mehren sich von
Version zu Version. Interessant fand ich auch, daß man offenbar Wert darauf
legte, die einfache Bedienung für den Heimwerker zu demonstrieren. Im Demo-Zelt
saß ein Gitarrist hinter einem Tisch mit Rechner und spielte "mal eben" Liquidos
"Narcotic" Spur für Spur in den Sequenzer, ohne dafür viele Tasten drücken zu
müssen. Wenn man sich die Demo-CD so anschaut, wird deutlich, warum es
gerade ein Gitarrist sein mußte: Die Demosongs sind größtenteils typisch
amerikanisch rockig oder gehen in Richtung Country oder Pop-Ballade. Müßig zu
erwähnen, daß Cakewalk in USA angeblich der erfolgreichste Sequenzer ist.
Durch das neue Studioware Panel und die volle Anbindung an diverse Hardware
inklusive DSP-Factory ergibt sich eine Flexibiltät, die zwar nicht an ein Logic
heranreicht, aber auch so die meisten Benutzer heraus- bis überfordern
dürfte. Was soll der Sermon von einem stolzen Logic-Benutzer? Nun, ich mag
vernünftige Alternativen, und Cakewalk halte ich definitiv für eine solche!
Hinzu kommt, daß der deutsche Vertrieb Klemm auch sehr günstige und
nichtsdestotrotz voll updatefähige Schulversionen anbietet (Pro Audio 7 habe ich
schon für 93 Mark gesehen, Update auf Version 8: 50 Mark). Sympathisch.
Clavias Stand scheint jedes Jahr ein
Stück zu wachsen, was den rührigen Schweden ja auch zu wünschen ist. Präsentiert
wurde halt die aktuelle Produktpalette, die soweit ja schon bekannt ist, im
Falle des Modular aber mit neuen Modulen und dem Micro Modular glänzen
konnte. Letzterer produziert die gleichen Sounds wie sein großer Bruder,
allerdings ist die DSP-Leistung stark eingeschränkt, so daß die Stimmenzahl bis
auf 1 sinken kann (maximal vier), je nach Komplexität. Toll klingen sie jedoch
beide, und eine derartige Flexibilität erreichen nur wenige Konkurrenten. Für
mich bewährt sich hier das geniale Konzept aus kombinierter Software- und
Hardware-Lösung, das einen, wenn man gerade keine Lust auf Bildschirmarbeit hat,
vom PC völlig unabhängig macht.
Creamware hatte einen Stand, der
größtenteils von einer überdimensionierten Bühne beherrscht wurde. Auf ihr wurde
-wie konnte es anders sein- der Pulsar als multipotente Recording-,
Mixing- und Synthesizer-Karte präsentiert. Die Features machten sich live wie
sie sich lesen: Das Ding kann irgendwie alles, man fragt sich nur immer, wieviel
davon denn nun wirklich gleichzeitig. Das optische Design ist toll, die
Moeglichkeiten immens, die Synthesizer klingen gut. Allerdings scheint man mit
dem Demonstrationsaufwand noch immer gegen Konkurrenz à la DSP-Factory
anzukämpfen. Die hat zwar gegenüber dem Pulsar ein anderes (wesentlich
eingeschränkteres) Konzept, verwirrt dafür aber auch nicht mit dem knallbunten
Wundertüteneffekt. Man wird abwarten müssen, was die User am Ende wollen: Alles
in einem oder doch lieber die schon bewährte, aber etwas angestaubtere Lösung
aus Fernost.
Bemerkenswertes bei Emagic: Man
stellte die neue Logic-Version 4.0 vor, die neues Aussehen und Unmassen
neuer Features bringt. Zur Freude der Windows-Besitzer hat die PC-Version nun
endlich mit der Mac-Version gleichgezogen und bietet alle ihre Vorzüge,
einschließlich Sounddiver-Anbindung und Touch Tracks. Gut präsentiert wurde das
neue Programm von einem gewissen Rufio, der offenbar ganz genau wußte, was er
tat, und das Ganze auch mit Witzchen, gutem Live-Klavierspiel und einer
abschließenden Preisverlosung (Kappen, Mauspads, Logic Silver und Micrologic
Vollversionen) auflockerte. Auffällig war jedoch, daß er während seiner
Erläuterungen nur einmal sehr kurz von der Mac- auf die PC-Version umschaltete
und dort lediglich den Demosong lud, ohne ihn jedoch abzuspielen oder sonst
irgendetwas zu editieren. Das vermittelte den Eindruck, daß diese Version noch
nicht fertig und zu absturzfreudig für eine Vorstellung ist. Vielleicht mag
Rufio aber auch nur den PC nicht? Eine gut unterrichtete Quelle mit Kontakt zu
einem Beta-Tester bestätigte jedoch Ersteres. Als ich einen
Emagic-Mitarbeiter nach dem Preis für das Update von meiner Platinum-Version 3.6
fragte, wurde er sehr kleinlaut und überzeugte mich erst wortreich, daß der
Preis völlig angemessen wäre, da man die PC Version komplett neu programmiert
hätte und ich deshalb mit 269 Mark zu rechnen hätte. Ehrlich gesagt störte mich
das weit weniger als die Tatsache, daß ich zusätzliche 2000 Mark für einen neuen
Rechner ausgeben müßte, weil Logic auf einem P200 mit 64 MB
(Minimalanforderung!) nur mäßig läuft, unter Windows 95 gleich gar nicht. Die
völlig neue MIDI-Engine und die 31 nativen Plug-Ins erfordern Windows 98 (mit
Unitor oder AMT8 macht auch endlich Windows NT mit) und einen Pentium II mit 128
MB. Einerseits begrüße ich, daß Emagic Altes über Bord geworfen und vom
Handling her mit Cubase gleichgezogen hat (endlich auch eine deutsche
Benutzeroberfläche!), andererseits dürften das mit die höchsten Anforderungen
auf dem Sequenzermarkt sein, die so manchen ambitionierten Heimanwender ins
Schleudern bringen. Der Präsentation zufolge sind aber zumindest die Features
und v.a. die Plug-Ins nun über jeden Zweifel erhaben. Bleibt zu hoffen, daß
Emagic nicht weiterhin nur die elitärsten Zirkel um sich schart, sondern endlich
auch einmal in die aggressive Vermarktung ihres Produktes einsteigt. Jede noch
so mickrige Cubase-Billigversion wird mit der hinterletzten Soundkarte
gebundelt, ein Micrologic hingegen findet man dort noch recht selten...
Auch EMU konnte ein paar sogenannte
Neuheiten vorstellen, die mich jedoch kaum anmachten. Ist aber Geschmackssache.
Die Sampler sind jetzt eben "Ultra" mit neuem EOS, mehr Features, 24 Bit
Effekten, Computerformate (WAV, AIFF) und mehr Hardware, die vorher noch
optional war - kurz: höher, schneller, weiter, und möglichst nah an Akais neuer
S-Serie (S5000, S6000). Umhauen kann einen das aber nicht. Am Ende entscheidet
wahrscheinlich wieder der Geschmack, ob nun Akai oder EMU, wobei mir die
EMU-Sampler auch weiterhin als die kreativeren Geräte für den Soundbastler
erscheinen. Fazit: Nicht neu, aber verbessert und immer noch absolut
professionell.
Für den Computerfreak gab es eine neue, hm, Soundkarte (?) zu
sehen, das Audio Production Studio (APS). Die PCI-Karte bietet vier
analoge Eingänge, zwei ebensolche Ausgänge und zwei S/PDIF-I/Os, sowie ein
MIDI-Interface, einen zweigeteilten 64-stimmigen Sampler/Synthesizer (je 32
Stimmen für Synth A und B) und einen DSP für Effekte. Das Ganze kommt, wie die
die Terratec EWS64 XL, mit einem zusätzlichen 5,25"-Zoll-Einschub, der ein paar
der I/Os beherbergt. Netterweise ist alles in 6,3mm-Klinke (analog) bzw. Cinch
(digital) ausgeführt, auch die Buchsen auf dem Slotblech. Der Synthesizer
arbeitet mit EMUs Sound Font Standard und riecht deshalb sehr nach den
Spiele-Soundkarten der Muttergesellschaft Creative Labs. Wie die derzeit
aktuelle Soundblaster Live benutzt auch das APS das System-RAM (bis 32 MB) als
Samplingspeicher. Sounds können mit dem altbekannten Vienna Sound Font Studio
programmiert und mit dem SoundFont Bank Manager organisiert werden. Hinzu kommt
ein virtuelles Bildschirmmischpult für Audio- und Synthesizer-Streams. Dieses
ist auch mit Effektbussen und Sends ausgestattet, über die die einzelnen Kanäle
mit den DSP-Effekten versorgt werden können. Jeder Effekt kann nur einmal
eingesetzt werden, als Insert oder im Bus. Eine Ausnahme bildet der EQ, von dem
man bis zu vier gleichzeitig starten und verwenden kann. Da von einer
speziellen Unterstützung durch die gängigen Sequenzer keine Rede war, sieht es
so aus, als könne man den DSP nicht für einzelne Audio-Spuren im
Sequenzer-Arrangement nutzen. Man muß entweder die einzelnen Quellen mit
Effekten versehen, oder die analogen bzw. digitalen Eingänge gleich bei der
Aufnahme "anfeuchten". Eine richtige Digital-Mixer-Lösung à la DSP-Factory oder
Pulsar ist das also nicht. Die technischen Werte klingen gut, das Ganze wirkt
stabil und professionell programmiert, aber leider sehr stark von Creative Labs'
halbgaren Lösungen inspiriert. Alles in allem sicher eine gut klingende und
hervorrgend ausgestattete Soundkarte für den Desktop-Produzenten, vom Konzept
her aber nicht viel mehr als eine Terratec, Guillemot oder Hoontech.
Zum Schluß begutachtete ich noch den Proteus 2000, eine Art Quintessenz aus
den letzten Jahren der EMU-Synthesizer-Geschichte: Unmengen von Presets, alle
Samples, die das Herz begehrt, Eingriffsmöglichkeiten ohne Ende, und das alles
in einer HE 19"-Rack mit 128 (!) Stimmen. Ein Arbeitspferd in JV2080-Manier, so
kommt's mir vor. Während ich jenen aber nach zwei Minuten durchblickte,
nervten mich die wenigen Tasterchen am EMU nach 10 Minuten immer noch. Schön
sind lediglich die vier Echtzeit-Drehregler, aber ein großes grafisches Display
und eine Benutzerführung, die auch auf dem Frontpanel und nicht erst dann
ersichtlich ist, wenn man mal tief in den Menüs steckt, hätte mich schon mehr
begeistert. Die Sounds sind zwar toll und decken so ziemlich alles ab, was EMU
jemals abgeliefert hat, aber damit umzugehen scheint mir eine Heidenarbeit zu
sein. Überzeugend hingegen sind natürlich die 128 Stimmen und der Preis von
rund 2000 Mark, der sich sicher auch bald dem Gesetz der Straße beugt und noch
weiter fällt. Somit hat man wieder zwei gute Argumente für den Proteus im
Vergleich zum JV 2080. Ich muß mich wiederholen: Geschmackssache. Wegen der
besseren Bedienung und der ausgereifteren Effekte dürfte Roland allerdings
weiterhin die Homerecording-Studios dominieren, es sei denn, jemand schwört
absolut auf den EMU-Sound.
Ensoniq ist ja nun unter gleichem
Dach wie EMU zu finden und macht auch beim gemeinsamen Produktkatalog mit. Das
Hauptaugenmerk in Sachen Präsentation lag auf dem Fizmo, der mit
tiefamerikanischem Akzent vorgestellt wurde. Dabei nervten die
Synthese-Grundlagen ein wenig, aber die Sounds wußten einigermaßen zu gefallen.
"Einigermaßen" deshalb, weil mir alles sehr kühl-digital vorkam. Das ist aber
Geschmackssache. Erlebnissounds in voller Breite bekommt man jedenfalls zuhauf.
Bleibt nur die Frage, ob das nicht auch mit dem alten Korg-Ding da im Keller
(Wavestation oder sowas) auch irgendwie abgedeckt werden kann. Der Clou sind
halt die Echtzeit-Regler, die einiges an Bewegung reinbringen. Für überraschende
Sounds ist der Fizmo wohl geeignet, die Details im Konzept könnten so manchen
Heimwerker jedoch abschrecken, denn der möchte zu dem Preis auch volle
Flexibilität in Sachen Multimode und Co.
GEM hatte neben den World Keyboards (und deren volksmusikalischer
Präsentation) die Equinox-Workstation vorzustellen. Der zweite Versuch,
auf dem Synthesizer-Markt Fuß zu fassen, ist dem ersten allerdings sehr ähnlich:
Ein Keyboard mit großem grafischem Display und Sample-ROM-basierter,
subtraktiver Synthese, sowie acht Echtzeit-Schiebereglern. Interessant daran
erscheint mir lediglich die Flexibilität, die man von S2/S3 übernommen hat:
Diverse Sample-Formate (Akai, Kurzweil, WAV, AIFF) können in den erweiterbaren RAM-Speicher
geladen und in die Klangerzeugung eingebunden werden. Es gibt Dance-Features (1000 Groove-Patterns),
SCSI-Optionen, mehrere Stereo-Ausgänge und weitreichende
Masterkeyboard-Funktionen. Während die Vorgängermodelle damals zusammen mit
dem K2000 eine Ausnahme in Sachen Flexibilität bildeten, ist die Equinox heute
weit weniger bahnbrechend. Sicher eine solide Produktionszentrale fürs
Heimstudio, aber ebenso sicher ein Anwärter auf den Exotenstatus, der schon
S2/S3 den garaus machte. Und wie klingt er im Kopfhörer? Naja, typisch
Rompler, etwas kühl, kräftig zupackende Filter und schon nach kurzer Zeit
einsichtige Bedienung.
Bei Kawai wurde man durch den eher
synthesizerarmen Stand betrübt: Die K5000-Reihe schien nur noch eine
Randerscheinung, das Gewicht lag auf Digitalpianos. Wenn das auch ein für den
Elektroniker eher uninteressantes Gebiet sein mag, komme ich nicht umhin, das
MP9000 Stage Piano zu erwähnen. Selten so einen überzeugenden,
variantenreichen Klaviersound gehört, und die Bedienung ist noch dazu toll
gelöst.
Korgs Stand war auch nicht eben klein und bot Unmassen von
Keyboards zum Antesten. Meistens war das schon altbekanntes wie die N-Serie, die
Trinity und der Z1. Neu hingegen war die Triton, eine Workstation in der
Trinity-Tradition, allerdings mit vollwertigem Sampler-Teil. Der Klangtest
brachte jedoch kaum Unterschiede zur Trinity, der Charakter erschien mir "Korg
wie immer", und die Klangbearbeitungsfeatures waren auch nicht eben neu. Die
Präsentation war jedoch hervorragend und wurde nicht nur schwer umlagert,
sondern auch ausreichend beklatscht. Zu erwähnen wären dann noch zwei neue
Groovetools namens Electribe A und R, die eben das machen, was
Groovetools immer machen: Grooven, schnarren und mit Tastern und Reglern zum
Echtzeiteingriff auffordern. Ein Stepsequenzer à la 303 tut sein übriges, ebenso
wie ein Audioeingang. Die A-Version sorgt für analogartige Synthesizersounds,
während sich die R-Version um Percussion-Sounds kümmert. Auch hier nichts
Weltbewegendes also. Mir persönlich sind die Dinger dann aber auch noch zu klein
und fitzelig. Auch wieder Geschmackssache. Das Kaoss-Pad schließlich
ist ein Echtzeit-Controller mit X/Y-Achse und eignet sich für kreative
Fingerspielchen. Es kann kurze Phrasen samplen und verschiedene Klangquellen mit
modulierbaren Effekten versehen. Das ist wirklich spaßig und läßt auf kreative
Live-Performances von DJs hoffen.
Auch bei Kurzweil nichts Neues. Man
baut auf den K2000 VP und
dessen dicke Nachfolger (Zitat: "Denken Sie mal: Der K2000 ist seit ACHT Jahren
auf dem Markt und läuft immer noch!"), die auch in einer Demoshow präsentiert
wurden. Von der hohen Lautstärke mal abgesehen waren diese Demos unheimlich gut
gemacht, weil die Keyboarder technisch über jeden Zweifel erhaben waren.
Trotzdem wurde da E-Gitarre (!) und Trompete gespielt. Das klang
zugegebenermaßen verblüffend "echt" und lebendig. Welcher programmiertechnische
Aufwand (sowohl in Sachen Sound als auch in Sachen Sequenzer-Playback)
dahintersteckte, fand jedoch keine Erwähnung, zumal stets ein K2500R
danebenstand, der evtl. auch noch mitwerkelte, wenn man bedenkt, daß auch die
großen Modelle es noch nicht über 48 Stimmen geschafft haben. Auch die rein
elektronischen Sounds klangen umwerfend gut und bestärkten mich in dem Eindruck,
daß zumindest ein K2500 X den Titel "Workstation" wahrlich verdient: Ein
gewaltiges Soundmonster, das irgendwie alles kann und wahrscheinlich in so
manchem Profistudio einen Platz hätte, wenn es nur "in" wäre, auf einer Tastatur
Musik zu machen. Für Rock und Pop wahrscheinlich ein Geheimtip, die Elektroniker
bauen wohl eher auf leichtere Kost mit mehr Echtzeit-Reglern und günstigerem
Preis-/Leistungsverhältnis.
Novation zeigte neben der bekannten
Supernova (mit aufgemotztem Betriebssystem) die abgespeckte
Laptop-Version Nova, die
etwas billiger ist, aber die gleiche intuitive Bedienung und Klangsynthese
bietet. Zumindest im Kopfhörer klangen beide bestechend und machten Spaß.
Erschreckend fand ich nur, daß man bei manchen Sounds eine stufige Auflösung des
Filtercutoffs hören konnte. So etwas sollte heutzutage nicht mehr passieren!
Trotzdem erscheint mir das Konzept gerade fürs Homerecording nicht
uninteressant, da die vielen Effektprozessoren dem mit immer zu wenig Peripherie
geplagten Heimwerker einige Sorgen lindern helfen.
Bei Roland wurde, was
Klangerzeuger betrifft, ebenfalls aufgewärmt. Der XP30 hat schon
verschiedene Expansioboards eingebaut. Keine schlechte Soundmaschine eigentlich,
wenn man nicht zu viel Geld ausgeben will. Das Display ist nicht grafikfähig,
aber zumindest recht breit, vier Echtzeit-Schieber bekommt man auch geboten, und
zum "guten" alten Bender ist man auch wieder zurückgekehrt. Wieso sehen sie's
nicht ein, daß man damit nicht dosiert modulieren kann?
Der putzige 9,5"-Kasten JV1010 bietet hingegen nur ein dreistelliges 7-Segemnt-LED
und vier Potis für Soundanwahl, Volume, Value und Part. Eingebaut sind
Unmengen von Standardsounds nach Kategorien geordnet und per Poti anwählbar,
sowie das Session-Board mit einem erstaunlichen Flügelsound. Zusätzlich gibt es
Platz für ein weiteres Board und 128 User Sounds, die sich einer kompletten
JV1080-Klangerzeugung inklusive Effekten bedienen. Allerdings sind diese
Features nur per mitgelieferter Editorsoftware zu erreichen. Wer also die
Roland-Sounds will und vor PC-Orgien nicht zurückschreckt, könnte hier für rund
1200 Mark fündig werden...
In Sachen Studiotechnik fährt Roland ganz andere
Geschütze auf. Dort gibt es nämlich Verstärker, Monitore und eine neue
Digital-Mixer-Serie zu vermelden, die nicht kleckern, sondern klotzen. Die Mixer
selbst (VM7100C und VM7200C, sowie die Miniversion VM3100)
dienen dabei nur als Fernbedienung, während die Wandler und I/Os in einer
externen Einheit stecken. Verbunden sind sie über einen rolandeigenen
Digitalstandard, der auch in ADAT und Co. konvertiert werden kann. Warum Roland
diese Lösung gewählt hat, bleibt jedoch etwas im Nebel, denn ADAT ist derart
verbreitet (auch bei Digitalmischern), daß man nicht nochmal etwas Neues hätte
einführen müssen. Das Argument hier: Man kann in einem recht dünnen Kabel
sämtliche Stränge transportieren, ohne auf dicke und anfällige Multicores
zurückgreifen zu müssen. Sehr interessant läßt sich auch der neue
Multieffektprozessor SRV3030 an, der 24 bittige I/Os und intern 32 Bit
Verarbeitung bietet. Der Clou soll ein Algorithmus sein, der bei schon fertig
gemischten Tracks bestimmte Elemente getrennt bearbeiten kann, in einer Drumspur
also der Snare einen anderen Hall gibt als der Bass Drum. Ob das in der Praxis
so einfach ist wie in der Demo, wird sich erst noch erweisen müssen.
Terratec bundelt nun seine EWS64 L
offiziell mit der Microwave-II-Erweiterung zum EWS64-XXL-Paket. Das wurde
ausgiebig demonstriert und klingt natürlich auch toll, neu ist allerdings
anders. Angekündigt wurde weiters die EWS-88MT, eine PCI-Karte mit Erweiterungsbox, die 8 analoge Ein- und Ausgänge bietet. Auch Terratec macht also den Schritt ins
gehobenere Homerecording-Studio. Man darf gespannt sein, ob es diesmal wieder
derart massive Treiberprobleme gibt... ;-)
Waldorf zeigte ähnliches wie letztes
Jahr: Säulen mit eingebauten Microwaves, XTs, Pulses und Filters, sowie Bretter
mit dem neuen XTk darauf, der leicht erweiterten Keyboard-Version des XT.
Großes Highlight bei Waldorf dürfte jedoch der Q sein, ein neuer
virtuell analoger Synthesizer mit 16 Stimmen und Unmassen von
Bearbeitungsmöglichkeiten. Die Farben sind wie immer schrill, die Bedienung ist
und bleibt ein Genuß, einer meiner Gesprächspartner
während der FFG-Party murrte jedoch über zu plastikmäßige Verarbeitung des
XTk bei dem Preis.
Einer Demo konnte ich in dem Fall leider nicht beiwohnen, weil Access
und Waldorf zu der Zeit, als ich rein wollte, gerade das Fernsehen da hatten und
lieber denen ihre neuesten Produkte zeigten. Schade eigentlich. Letztes Jahr
waren die Demos erste Sahne...
Wizoo war an einem Stand zusammen mit Keyboards vertreten und ständig von GEMs
World Keyboard
Präsentation klanglich anregend untermalt (wizoo Peter, wizoo?). Man zeigte
CD-ROMs und Bücher aus Fleisch und Blut und kündigte weitere vollmundig an. Das
Angebot scheint sich über sämtliche für den kreativen Elektroniker relevanten
Gebiete erstrecken zu wollen und zeigt somit der MIDI-File-Abspielfraktion die
Zähne, nicht ohne mit Steinberg in ähnliche Gebiete vorzudringen, z.B. mit den
von echten Schlagzeugern eingespielten und dann per Recycle verhackstückten
Drumgrooves im REX-Format, die beinahe beliebige Modifikationen erlauben.
Sehr sympathisch bei den CD-ROMs erscheint Johannes Waehneldts Magnetica,
die alle möglichen alten E-Pianos und Orgeln in Perfektion in den Sampler
bringt. Die EMU-Version soll dabei noch wesentlich detailliertere Nuancen
bieten, "mit ungeheurem Aufwand programmiert", wie mir Peter Gorges erklärte.
Die Nicht-Klavier-Sounds in Kawais neuem MP9000 Digital Piano wurden übrigens
aus der Magnetica rekrutiert, wenn man einer gut unterrichteten Quelle
glauben darf. Zum Schluß wollte ich noch einen Aufkleber, aber die hatten
keine. :-(
Yamaha hatte sich wie immer in
eine andere Halle verzogen. Dort bekam man dann allerdings auch alles mögliche
an anderen Instrumten geboten: Clavinovas, Kleinkeyboards und die "Silent
Strings", gespielt von einem Streicherensemble, dem man nur per Kopfhörer
lauschen konnte. Weniger kurios die hier interessanten Abteilungen:
EX-Serie, FS1R, A3000 und die DSP-Factory luden zum Antesten ein,
aber die kennt man ja alle schon. Ein neues Kinderkeyboard namens CS2X
raved wieder ab wie der Vorgänger, ist aber auch nur ein zeitgemäß (64 Stimmen,
neue Samples) aufgewärmtes GS-Gerät. Bei der DSP-Factory bleibt lediglich zu
erwähnen, daß sie demonstrativ auf mehreren Rechnern installiert war, um zu
zeigen, daß inzwischen jede Menge Sequenzer und HDR-Systeme die Karte direkt
unterstützen. Sie scheint sich also zu einem allgemein akzeptierten
Recording-Instrument zu mausern.
Fazit:
Was soll ich sagen? Das Herumtrapsen auf der Messe hat
immer irgendwie seinen Reiz. Allerdings macht mir das Beobachten der Leute und
das Zuhören bei "Fachsimpeleien" zwischen aufgeregten Usern langsam mehr Spaß
als das Antesten und Betrachten der Geräte selbst. Meinen bisher vierten
Messebesuch muß ich jedenfalls als den ernüchterndsten bezeichnen, denn die
Faszination der ersten Male ist genauso verschwunden wie die
Innovationsfreudigkeit der Hersteller. Alles kreist um eine Handvoll
Entwicklungen der letzten Jahre: Jeder hat einen Virtuell-Analogen im Angebot,
die PCM-basierten Synthesizer sind, was sie schon immer waren und glänzen
lediglich jährlich mit mehr Flexibiltät und Features. Grooveboxen gibt es en
masse, und doch machen sie alle nur irgendwie eine 808/909/303. Innovative
Klangsynthesen wie die des K5000 scheinen schon wieder auf dem Rückzug. Selbst
den neuen FS1R konnte man nicht an sonderlich exponierter Stelle finden.
Der Samplermarkt wird im großen und ganzen zwischen EMU und Akai aufgeteilt.
Yamahas Samplerpräsentation fehlte irgendwie der Enthusiasmus.
Software-Synthesizer schießen hingegen wie Pilze aus dem Boden, können aber noch
immer die Latenzzeiten nicht völlig verhehlen. Unmäßige Systemanforderungen
zwingen den User zu immer neuen Computerkäufen, allerdings bei vorbildlicher
Flexibilität. Trotzdem: Bis die Softsynths in Studios wie ihre Hardware-Kollegen
eingesetzt werden, dürften noch ein paar Pentiums ins Land gehen.
Was natürlich immer leistungsfähiger und billiger wird, ist das Segment der
rechnerbasierten Recordingkarten. Ein schier unübersichtliches Angebot mit I/Os
in allen Varianten, Bits und kHz, mit DSP und ohne überschwemmen den Markt. Hier
hat man eine große Auswahl, die man auch bequem den eigenen Anforderungen und
dem eingesetzten Sequenzer anpassen kann.
Apropos Sequenzer: Die zwei Großen (Cubase und Logic) schenken sich nicht mehr
viel, Steinberg scheint immer ein bisschen schneller und volksnäher, während
Emagic elitärer und professioneller wirkt. Auch hier wird immer mehr Rechenpower
nötig, um all die Plug-Ins gleichzeitig berechnen zu können. Auch bei diesen
Software-Effekten macht sich ein Trend zu "immer mehr, immer besser"
bemerkbar.
Zum Schluß noch meine persönlichen Favoriten, die mich zumindest wegen der
Präsentation beeindruckten:
- Novation Nova: Sieht geil aus und klingt gut. Vorteil: viele Effekte
gleichzeitig
- Access Virus: Weiterhin mein Lieblings-Virtueller. Gesamtklang ist absolut
mein Geschmack.
- Emagic Logic 4.0: Verspricht ein echter Knaller zu werden -
wenn es stabil läuft...
- Alesis Q20: Ab sofort mein Traumeffektgerät für daheim (wenn ich es mir mal
leisten kann...)
- Kawai MP9000: Etwas außer Konkurrenz, aber trotzdem der beste
Digitalpiano-Sound am Markt (finde ich).
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