Review
 
 
Cover
Medium:CD
Jahr:2001
Tracks:14
Spielzeit:73:00
Bezug:www.elektro-kartell.de www.aliens-project.de
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Thereminator (2001)
14 Bewertungen:
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Aliens Project vs. Programmierte Welten: Thereminator

von Martin Rothhaar

Es gibt ja Reviews, die schreiben sich wie von selbst. Man hört eine CD, hat sofort einen Zugang zu der Musik und die Worte fliessen quasi automatisch aus der elektronifizierten Feder.

Das ist bei der Musik von Aliens Project definitiv nicht so. Um es gleich vorweg zu sagen: Das was Bernd-Michael "Bernie" Land seit vielen Jahren unter dem Projektnamen Aliens Project zu Gehör bringt, ist alles andere als leichte Kost. So trudelte bereits 1999 das Album "Biker's Paradise" in der MEMI-Redaktion ein. Und obwohl ich es mir fest vorgenommen hatte, einige Zeilen dazu zu schreiben, schaffte ich es doch, diese Aufgabe so lange vor mir her zu schieben, bis das Eintreffen von Bernies nächstem Album den guten Willen schließlich ad absurdum führte ...

Nun lag also im Januar 2001 mit "Drop Out" die nächste Aliens Project-Veröffentlichung auf dem MEMI-Tableau. Von Bernie selbst als "völlig abgedrehtes Album, das sich durch dubiose Arrangements und Sounds deutlich von der kommerziellen Masse distanziert" beschrieben, sollte man natürlich nicht meinen, dass er es uns mit dieser CD einfacher machen wollte. - Und so schob ich auch dieses (eigentlich fest eingeplante) Review wieder Woche um Woche, Monat um Monat vor mir her.

Nach dem Motto "aller guten Dinge sind drei" traf nun vor wenigen Wochen schon wieder eine neue CD von Bernie bei uns ein. Das aktuell auf dem Frankfurter Elektronik-Label Elektro-Kartell-Recordings (www.elektro-kartell.de) veröffentlichte Album "Thereminator" ist die Dokumentation einer Live-Kooperation von Aliens Project mit dem Frankfurter Hardtrance-Projekt "Programmierte Welten".

Und wie hört sich das Ganze nun an? - Nun, "leicht verdaulich" ist diese Musik immer noch nicht. Das was Bernd-Michael Land und Markus "Coco" Adam (aka Programmierte Welten) hier in insgesamt 13 Tracks zu Gehör bringen, würde wohl eine Marketing-Abteilung am ehesten als "experimentellen Hardtrance mit Theremin-Vox und Live-Sound-Creations" bezeichnen.
Schon der Opener "Die letzten Wahle" zeigt recht deutlich, wohin die Reise gehen wird und was uns in den kommenden rund 70 Minuten erwartet: Zu experimentell-sphärischen Synthesizer-Sounds gesellt sich die unverkennbare, durch diverse Effekte angereicherte Stimme des von Bernie gespielten Etherwave-Theremins. Das Ganze bekommt den notwendigen rhythmischen Drive schließlich durch die von Coco beigesteuerten Groovebox-Drums. Dabei sind die verwendeten Drumsounds genauso nicht-kommerziell wie der Rest des Arrangements: Markus Adam zeigt eine offensichtliche Vorliebe für laute, "kranke" und stark verzerrte Drumsounds. (Das gilt für den Opener ebenso wie für die meisten weiteren Tracks des Albums).

Es wäre müssig, jeden einzelnen Track dieses Albums zu beschreiben, zumal mein Vokabular mir angesichts dieser Art von Musik so beschränkt scheint, dass sich die Worte doch ständig wiederholen würden. Interessanterweise bedeutet das jedoch nicht, dass man die 13 Titel als "sich wiederholend" oder eintönig empfindet. Im Gegenteil: Immer wieder neue Rhythmen, Sounds und Klangcollagen lassen den Hörer stets aufs Neue erstaunt aufhorchen. So z.B. bei Track 2 ("Maschinenraum") in dem Cocos hämmernde "Distortion-Beats" und aufs Extremste (nach bester Faithless-Manier) modulierte Synth-Sounds eine nach "Space-Dudelsack" klingende Leadmelodie untermalen.
Oder Track 5 ("Klabautermann"), der eine extrem gelungene Basslinie mit einem stampfenden Industrial-Beat vereint und durch extravagante Theremin-Parts verfeinert.
Oder der fast schon "angenehme" Track 9 ("U-69"), in dem eine minimal-technoide Rhythmus-Sequenz von vielschichtigen, modulierten Flächen und experimentellen Soundfetzen getragen wird.

Wie bereits angedroht: Der "Thereminator" ist nichts für flauschige Kamin-Abende oder romantische Stunden zu zweit. Wer aber auf der Suche nach wirklich neuer Elektronik ist, die sich weder an dem Geschmack der Masse, noch an gängigen musikalischen Strukturen orientiert, der sollte sich die "Programmierten Welten" und insbesondere "Aliens Project" auf jeden Fall einmal genauer anschauen.

Anspieltipps: "Die letzten Wahle" (1), "Klabautermann" (5), "U-69" (9)


P.S.: Wer auf die abgefahrenen Sounds von Aliens Project steht und selbst musikalisch tätig ist (oder es werden möchte), sollte sich auch die nagelneue Sampling-CD von Aliens Project ("Bad Samples") unbedingt anschauen. Informationen hierzu ebenfalls unter www.aliens-project.de oder www.elektro-kartell.de.