Klaus Schulze: Contemporary Works 2
von
Wilhelm Lücken
Der Meister kommt zurück.
Rechtzeitig für die langen Winterabende, um bei gedämpftem
Licht in entspannter Atmosphäre die (vielleicht neue) HiFi-Anlage
zu testen, erscheint die Fortsetzung der grandiosen ,Contemporary Works‘
von Klaus Schulze. Was soll man hier mit Superlativen strotzen, die
Wahrheit liegt im CD-Player:Geniale, zeitgemäße elektronische
Musik, versammelt in einer 5er-CD-Box, unterstützt von einer Musiker-Crew,
die Schulzes moll-lastige Kompositionen lebendig klingen lässt. Wolfgang
Tiebold, Cello; Thomas Kagermann, Violine, Flöte; Tobias Becker, Oboe;
Mickes, Gitarre; Julia Messenger & Audrey Motaung, Vocals; Tom Dams,
Groove-Loops.
Eintauchen in eine andere Welt.
Gleich im ersten (65minütigen) Track „The Rhodes Elegy“ hypnotisiert
Klaus Schulze den Hörer auf seine typische Art, zieht ihn in seinen
Bann, macht ihn zum widerstandslosen Begleiter in fremde Sphären.
Allerdings weiß der erfahrene Schulze-Kenner worauf er sich einlässt,
denn die endlosen Sequenzerteppiche sind schlicht und vorhersehbar. Aber
Schulze wäre nicht der Sequenzer-Guru, wenn er es nicht verstehen
würde die Schlichtheit in fesselnde Magie zu verwandeln.
Weitere Anspieltipps.
Bass ... Bass ... megabassige, verzerrte, widerhallende Vocoder-Stimmen
erzählen eine deutsche Prosa und leiten somit den 23minütigen
Geniestreich „Die Prophezeiung erfüllt sich“ ein. Aus einem ruhigen,
düsteren Klangbad entwickelt sich ein steigernder Rhythmus, immer
pulsierender, mit knackigen Drums und zischenden Cymbals, man glaubt einen
echten Schlagzeuger zu hören... alles virtuell, rasanter Groove. Allein
dieser Track rechtfertigt so manchem Fan den Erwerb der gesamten CD-Box.
Goa- oder Space-Music-Fans kommen beim 28minütigen, bombastischen
„Back to the Future“ voll auf ihre Kosten.
Wer einmal in den Sog des Tracks „Follow me down, follow me down“ geraten
ist, wird bestätigen, dass der neue Schulze um Lichtjahre besser ist,
als seine früheren Werke.
Verheißungsvolle Titel wie „The Wisdom of the Leaves“, „In the
Dimness of Light“ oder „I just have to sing my Hymns“ ähneln sich
zwar in der Melodie, gefallen aber durch unverschämt sympathischem
Rhythmus.
Bravo Klaus Schulze!
Im Vergleich zu den Contemporary Works Teil 1 wirkt der zweite Teil
homogener, kompakter, allerdings düster und tiefer wie auch im beiliegenden
Booklet von Science-Fiction-Comic-Zeichner Matt Howarth treffend dargestellt:
Ein Trip in die endlosen Tiefen des Unterbewusstseins unseres Helden.
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