Review
 
 
Cover
Genres: Classical, Electronica
Medium:CD-R
Jahr:2003
Tracks:9
Spielzeit:44:14
Bezug:http://shop.digitstudios.de/
Mehr von Christian Baum:
Janus (2003)
Made in England (1998)
Dedications (1996)
6 Bewertungen:
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Christian Baum: Janus

von Martin Rothhaar

Nach seinem 1996er Debut "Dedications" und dem 1998er Konzeptalbum "Made In England" war es in den letzten Jahren eher ruhig geworden um Christian Baum. Zumindest, was seinen musikalischen Output anbelangt. Denn als Fachautor ist der Wahl-Karlsruher sowohl regelmäßig für die Zeitschrift KEYBOARDS, als auch für den WIZOO-Verlag und für MEMI nach wie vor höchst aktiv unterwegs.

Nun gibt es aber neben Geschriebenem auch wieder etwas "auf die Ohren". Mit "Janus" liegt das dritte Album von Christian Baum vor. Ehrensache, dass ich mir das Teil sofort gekrallt habe und auch nicht darauf verzichte, hier mein Urteil dazu abzugeben. - Los geht's:

Den Auftakt der CD macht ein 2-minütiger "Prologue": Ein eher klassisch arrangiertes, schwermütiges Intro mit Streichern, Holzbläsern und orchestralen Percussionelementen. Der Track zeigt, dass Christian Baum sein Handwerk versteht - allerdings sollte man ihn keinesfalls als richtungsweisend für die nachfolgenden 8 Tracks annehmen.

Track 2 ("Into The Dark And Back") beginnt zunächst zwar auch eher klassisch mit einem ruhigen, piano-basierten Teil, wird dann aber im zweiten Teil mit einigen baum-typischen Electro-Elementen (Percussion, Sequenzen) angereichert und zeigt dadurch, dass das Album ab hier offenbar an Fahrt gewinnt.

Mit Track 3 folgt nun schon das nach meiner Meinung absolute Highlight der CD. Der Titel "Echoes From The Underworld", den Christian Baum zusammen mit seinem KEYBOARDS- und WIZOO-Co-Autor Manfred "Petrosil" Lange komponiert hat, überzeugt von Beginn an durch eine tolle, tiefe Athmosphäre, coole Sounds und ein gelungenes melodisches Thema. Unterstützt wird das Ganze dabei durch die erstklassig arrangierten Elemente wie z.B. Rhodes, Bass, Drums/Percussion und Sequenzen.
Ich denke, der Track gefällt mir auch deshalb besonders gut, weil er im Vergleich zu vielen anderen Tracks aus dem Hause Baum eher etwas minimalistischer angelegt ist. Sehr nett und genau passend dabei übrigens auch: Die "Schweineorgel" im zweiten Teil! :)

Weiter geht es mit Track 4, dem bereits von der MEMI-Compilation "hidden treasures vol. III" bekannten Remix des Titels "War", der - offenbar als echte Konzept-Komposition angelegt - den Inhalt tatsächlich auf den Punkt bringt. Das gelingt nicht zuletzt durch die treffend eingesetzten Klarinetten-Parts von Sonia Whitlow.

Mit Track 5 ("D.B. Cherry") vergreift sich Baum dann leider ein wenig: Für eine Breakbeat-Nummer müsste der Track deutlich "coolere" und modernere Sounds haben. So bleibt es bei einem netten aber IMO nicht sehr geglückten Versuch.

Bei "Dynamoz" (Track 6) bewegt sich der Komponist dann wieder in Gefielden, die ihm offensichtlich besser liegen: Ein schöner Electro-Track mit echtem 80ies-Feeling!

Noch unentschlossen bin ich bei dem nachfolgenden "Robo Cha Cha" (#7): Der Track hat ein paar wirklich gute Elemente (wie z.B. einen Vocoder-Part und ein prima gespieltes Brazil-Piano), müsste aber nach meinem Geschmack mehr in die eine (Brazil) oder andere (Electro) Richtung gehen, um richtig zu überzeugen.

Mit dem vorletzten Track folgt dann leider die zweite Nummer dieses Albums, die eher negativ aus dem Rahmen fällt: "Penguin Day" ist IMO echte Trivial-Elektronik - sowohl von den Sounds, als auch von der Komposition. - Da hat Christian Baum doch schon oft bewiesen, dass er Besseres kann.

Das zeigt er dann auch glücklichweise im letzten Track noch einmal sehr eindrucksvoll: "My Little Secret" zeichnet sich wieder duch eine sehr gefühlvolle Stimmung aus, die mit guten und passenden Sounds inszeniert wird. Einen Hauptteil macht dabei auch das von Ulrike Zimmermann gelesene Gedicht "Winter: My Secret" aus, das in den ruhigen Mittelteil des Tracks perfekt eingebettet und somit das "Salz in der Suppe" ist. Brilliant übrigens bei diesem Track: Der "Funky Guitar"-Part! Hier muss ich doch unbedingt noch einmal nachforschen, auf welcher sensationellen Sampling-CD Christian Baum sich bedient hat (oder war das dann vielleicht doch sogar eine echte Live-Gitarre?).


Alles in allem beschreibt der Untertitel der CD ("Janus - an electronic music collection") schon ziemlich gut, was den Hörer hier erwartet: 9 Tracks mit fast durchweg echt elektronischem Feeling, zumeist gut bis sehr gut umgesetzt und (bis auf zwei Ausrutscher) auf jeden Fall hörenswert.

Christian Baum liefert mit "Janus" wohl nicht die elektronische Revolution ab, zeigt aber damit gleichzeitg, dass man nicht unbedingt revolutionär sein muss, um gute Musik zu produzieren.

Besonders lobenswert übrigens: Die CD "Janus" gibt es sowohl als offizielle "Kauf-CD" zum fairen Preis von 10 Euro (von denen jeweils 2 Euro für die "Schutzstation Wattenmeer e.V. gespendet werden), als auch zum kostenlosen mp3-Download auf der Homepage von Christian Baum [www.bonsai-multimedia.de].

Meine Empfehlung daher: Zunächst ohne Risiken und Nebenwirkungen downloaden, anhören und - bei Gefallen - die Audio-CD kaufen und damit dann auch noch eine gute Sache unterstützen!