Klaus Schulze: Dosburg Online
von
Frank Korf
Track 1, "L'age c'ore": Wir blenden uns ein in das Geschehen am Duisburger
Hochofen im Frühjahr 97, wo Klaus Schulze ein Konzert gibt, das später
viel gelobt werden sollte.
Die Musik, die da aus den Boxen strömt, läßt sich vielleicht
mit "Klaus Schulze spielt sich langsam warm" beschreiben. Nun, vielleicht
hätte man die Einblendung auch zu einem etwas späteren Zeitpunkt
erfolgen können, denn sonderlich spannend finde ich das Gefidel zu Beginn
(Schulze-Fans mögen mir diesen Ausdruck verzeihen) wirklich nicht. Erst
nach 7, 8 Minuten kommen ein paar Sequenzen ins Spiel, die das Stück dann
doch etwas sympathischer machen und nach 4, 5 weiteren Minuten rechtzeitig
Track 2 weichen, dem "Requiem fürs Revier".
Hier besingt der
Opernsänger Roelof Oostwoud mit gewaltiger Stimme den Ruhrpott,
während KS sich mit seiner Musik eher im Hintergrund hält.
Auch wenn man Oostwoud nach einiger Zeit dann doch zurufen möchte "Ist
gut jetzt, Junge!" (er läßt erst nach 15 Minuten locker): Der Titel
gehört doch ganz sicher zu den besseren auf dieser CD.
Mit lautem Getöse geht es dann zu weiter zu Track Nr. 3, "Groove'n'Bass",
meinem absoluten Favoriten auf dieser Scheibe. Die Musik ist genau das, war
der Titel vermuten läßt. Sie verpufft ziemlich wirkungslos,
wenn die Anlage zu leise aufgedreht ist. Also: Nachbarn in Urlaub schicken
oder Kopfhörer auf, Lautstärkeregler sanft nach oben drehen und
sich Bewegungsfreiheit verschaffen!
Wenn ich bislang von Tracks geredet habe, dann auch deshalb, weil die Musik
eigentlich die ganze Zeit nahtlos ineinander überging. Das trifft
besonders auch auf die folgenden Tracks zu, die eigentlich logisch zusammen
mit "Groove'n'Bass" einen Titel bilden. Die Trennung macht es allenfalls
für den Rezensenten leichter, Anspieltips zu benennen ;-).
Als solcher wäre da auf jeden Fall noch mal "Up, up and away" (Track 6)
zu benennen, denn hier dreht KS noch mal richtig auf - nicht nur in Sachen
"beats per minute".
Nach dem Titel ist dann der erste Block zu Ende, es folgt mit "From Dawn 'till Dusk" ein
ruhiger Titel, der mich an "Valle de la Luna" von der "Are You Sequenced?"
erinnert. Die Verschnaufpause muß wohl nach den vorhergehenden
temporeichen Titeln sein. Es folgt schließlich über in das mit 18:21 Minuten
längste Stück "The Art of Sequencing". Nomen est omen.
Den Abschluß bildet - als Titel ganz für sich alleine - "Prima
Vera", wo Roelof Oostwoud noch mal seine Fähigkeiten unter Beweis stellen
darf. Von der Art her ähnelt er dem "Requiem", gefällt mir
eigentlich auch recht gut. Allerdings kommt an keiner Stelle das Ausblenden so brutal
wie am Ende dieses Stückes, das tut schon fast weh. Aber mit
79:27 Minuten ist die CD am Limit angelangt. Vielleicht hätte man sich
doch etwas später einblenden sollen...
Fazit: Von der Musik her stellt diese CD wohl eine Fortsetzung von "Are You
Sequenced" dar. Neue Impulse kommen lediglich durch die Gesangsstücke.
Dosburg Online ist eine CD mit Höhepunkten, aber auch eine CD mit
Längen. Es gibt sicher bessere Scheiben von Klaus Schulze - und dennoch hat
dieser Silberling viele Runden in meinem Player gedreht. Bereut habe ich den Kauf
nicht. |