Jürgen Novotny: Fly!
von
Martin Rothhaar
... es ist doch immer wieder erstaunlich, welche Werke aus dem sogenannten
"Amateurlager" der EMusiker hin und wieder an die (leider meist sehr
begrenzte) Öffentlichkeit gelangen. So bekam ich vor kurzem das Tape "Fly!"
des Kölner EMusikers
Jürgen Novotny zu Gehör - und war begeistert!
Sofort der erste Titel ("Tour") überzeugt durch glasklare Sounds und gekonnt
eingesetzte Effekte. Nach einem langsam anklingenden Intro zeigt der Song
eine "Power", die schon ahnen läßt, daß die folgenden 42 Minuten mit
Sicherheit nicht langweilig werden.
Der zweite Titel "From Afar" besticht trotz durchgehender perkussiver
Elemente durch eine schöne ruhige Atmosphäre. Eine von CMI/Vox- und
glockenähnlichen Sounds gespielte Sequenz, die zum Träumen anregt ...
Tanzbar geht's mit "Impulse" weiter. Eine durchgehende "Analog"-Basslinie
erzeugt einen eingängigen Rhythmus, der schon fast ein wenig Dancefloor-mäßig
anmutet (fehlten eigentlich nur noch ein paar typische TR909-Drums ...).
Wieder ruhiger wird's bei "Childhood Days". Hier wechselt sich eine
Piano-Sequenz mit einer absolut genialen Synthy-Lead-Melodie ab. Unterstützt
wird das ganze durch sehr schön kombinierte Flächensounds. Nach dem auch eher
ruhigen Titel "To Drift Away" geht's dann bei "Pole Position" wieder heiß
her: ein startendes Auto lädt zu einer rasanten Fahrt begleitet von einer
CMI/Vox-Melodie und einem sehr eingängigen Refrain ein.
Sehr interessant auch die folgenden Titel - sei es die schwebende Atmosphäre
von "Fly", in der eine Pad-Melodie mit diversen Sequenzen (von Gitarren- und
andere Sounds) reich umspielt wird, oder auch das schnelle "Another Time"
mit seiner schönen mehrstimmigen Brass-Hookline.
Besonders schön auch der mit 6 Minuten 37 längste Titel des Albums "The
Magicians". Hier sorgt eine tiefe analoge Bassfläche für eine
wirklich "magische Stimmung". Stellweise auftauchende kraftvolle Drums
unterstützen diese Stimmung, ohne dabei jedoch die Spannung zerstören ...
Kurz: ein überaus hörenswertes Album. Die insgesamt 11 Stücke, die sich
(laut Interpret) hauptsächlich aus (teils "remixten") Lieblingsstücken
der letzten Jahre ergänzt durch aktuelle Stücke zusammensetzen, lassen
vor allem eins nicht aufkommen: Langeweile. Jeder Titel erzeugt
eine ganz eigene Atmosphäre. Eine "Radio-Edit"-Konzeption a la "Refrain-
Strophe-Refrain" sucht man vergeblich, vielmehr wird man immer wieder
durch Breaks, Effekte und andere Stilelemente überrascht. Nicht zuletzt
überzeugt das Album "Fly!" von Jürgen Novotny zudem durch eine schon fast
profimäßige Produktion und perfekte Abmischung.
Mein Tip an alle, die sich einmal davon überzeugen wollen, daß gute EM
nicht nur in der Profi-Liga existiert: "Fly!" Nachtrag: Dieses Review entstand 1995 und bezog sich noch auf die MC-Version von Fly!. die Red. |