Review
 
 
Cover
Medium:CD
Jahr:1999
Tracks:6
Spielzeit:68:15
Bezug:agent.error@magnet.at
Mehr von Agent Error:
Radioworld (1999)
6 Bewertungen:
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Pkt 012345678910
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Agent Error: Radioworld

von Martin Rothhaar

Daß bei der MEMI-Redaktion hin und wieder Rezensions-Exemplare von Elektronik-Neuerscheinungen eintrudeln, ist glücklicherweise inzwischen keine allzu große Seltenheit mehr. In den meisten Fällen sieht es dann so aus, daß ein Opfer in der Redaktion gesucht wird: "Wer hat Zeit für ein CD-Review?" - Diese Frage eignet sich fast immer hervorragend dazu, den einzelnen MEMI- Redakteuren einen Ausspruch aus der Reihe "Meine beliebtesten Ausreden" zu entlocken: "Eigentlich gerne, aber ich habe gerade so waaahnsinnig viel zu tun.", "Prinzipiell ja, aber Du weißt, ich muß noch für die Froeses diese Auftragsarbeit erledigen." ... keine Seltenheit.

Radioworld (Cover) Sehr selten hingegen ist der vorliegende Fall: Eine frisch eingetroffene CD überzeugt gleich beim ersten, flüchtigen Hineinhören so, daß man weiß: Dazu muß ich etwas schreiben! So ging es mir mit der vorliegenden CD: "Radioworld", die aktuelle Veröffentlichung von Richard Gaisbauer aka AGENT ERROR.
Schon der 16-minütige Opener "Another Rhythm" deutet mit seinen wesentlichen Elementen recht klar an, wohin die Reise uns in den knapp 70 Minuten von "Radioworld" führen wird: zu einer zunächst fast house-artig anmutenden Instrumentierung und perfekt programmierten Drum-n-Bass-Rhythmen gesellen sich schon bald Elemente, die man doch eher in der klassischen EM vermutet: interessante analoge(?) Lead-Melodielinien, EM-typische Sequenzen, etc.. Verfeinert wird das Ganze außerdem durch gezielt eingesetzte Vokal-Samples. Und damit dem Zuhörer in den 16 Minuten des Intro-Tracks auch ja nicht langweilig wird, wechseln sich in verschiedenen Parts unterschiedliche Grooves ab und wandern dabei stets auf sehr modernen Wegen zwischen Ambient, d'n'b, Breakbeat und Ähnlichem. - Alles in Allem ein perfektes Intro für dieses Album.

Kaum weniger interessant geht es weiter: zum Beispiel mit dem dezent angelegten "Plug & Pray", in dem eine sehr ausgefeilte rhythmische Basis durch interessante Flächen sowie elektronische und xylophon-artige Sounds wunderbar athmosphärisch ergänzt wird. Oder mit dem zweiteiligen Titelsong "Radioworld", dessen TD-artige Sounds und Sequenzen mit modernen, unaufdringlichen aber dadurch umso passenderen Rhythmen hinterlegt werden und sich gezielt in die insgesamt spärlich-coole Instrumentierung einbetten.

Richard Gaisbauer selbst bezeichnet seine Musik als "akustisches Abenteuer". - Ich kann jedem empfehlen, sich auf das Abenteuer "Radioworld" einzulassen. Denn diese sechs innovativen Instrumentals sind sicherlich sowohl für den Freund der klassischen EM, als auch für den Vertreter der modernen Elektronik-Fraktion ein Erlebnis!