Sound Anomaly: World Vibes
von
Rainer Buchty
Zu Beginn eine Warnung: Der beigefügte Hinweis, daß es durch
den auf die CD aufgebrachten Label-Aufkleber zu Problemen mit einigen CD-Playern
kommen kann, ist durchaus ernst zu nehmen - als ewig Unbelehrbarer mußte
ich meinen CD-Wechsler 3x zerlegen, um die CD aus dessen Innereien zu befreien ...
"World
Vibes" ist die zweite CD von Sound Anomaly, um Christiaan "Speed" van Lierop,
welcher bereits auf dem Debutalbum "First Contact" seine Spuren hinterlassen
hat, als weitere Anomalie (vgl. Homepage) ergänzt. Dieses
Album versteht sich gewissermaßen als "Picture Music", bereits die
Erklärungen zu "World Vibes" auf der Homepage von Sound Anomaly
lassen diesen Eindruck aufkommen, und so verwundert es nicht, daß
sich auf den einzelnen Tracks tatsächlich Stücke von hoher Ausdruckskraft
befinden.
Mehr noch als auf "First Contact" offenbaren sich Sound Anomaly bereits
mit dem Opener "Ambient Dreams" abermals als Meister der Athmosphäre
und vor allen Dingen der Sequenzerprogrammierung, denn seit fast 20 Jahren
hat man Sequenzer kaum schöner tickern gehört wie auf "Floating
Into Africa", dem mit über 14 Minuten längsten Track dieses Albums
(unbedingter Anspieltip).
"Does humor belong to music?", fragte dereinst Frank Zappa. Sound
Anomaly würden diese Frage sicherlich mit einem klaren "Ja!"
beantworten, denn die "Mystery Tales" erwecken den Eindruck, unter den
Mitgliedern von Sound Anomaly befänden sich auch die Herren Woolfson
und Parsons - die Ähnlichkeit zu "Tales of Mystery and Imagination"
ist durchaus gewollt und ebenfalls sehr hörenswert.
Einen alten Bekannten findet man auf Track 4: "Crossing the Border"
- in einem gelungenen Remix und um etwa anderthalb Minuten gekürzt
gefällt mir diese Version sogar besser als das Original. Und wie auf
"First Contact" so landet man beim Überschreiten dieser Grenze abermals
in Rußland, wo den Hörer mit "Russian Cities" eine Synthese
aus klassischen Sequenzerlinien und Breakbeat erwartet. Anschließend
geht's zurück nach Hause ("Returning Home"), aber bitte in Ruhe: Wer
sich diesen Track nur auf Schnelldurchlauf anhört, ist selbst schuld,
stellt er meiner Ansicht doch den Höhepunkt der CD dar. Daheim angekommen
findet man sich in der Garage ("My Garage") wieder - laut Sound Anomaly
ein Ort der Erinnerungen an die Kindheit. Das Kind muß ein Schlitzohr
gewesen sein.
"Aurora Borealis: Ever seen it? Well, listen how it could sound."
- leider fehlt mir der Vergleich, nichts desto Trotz ein sehr gelungener
Track, den es unbedingt anzuspielen gilt. Und gerade als ich dieses Nordlicht
auf Attribute wie "Green Desert", "White Eagle" und "Hyperborea" festklopfen
will, zeigen mir Sound Anomaly, wie wenig sie doch von solchen Vergleichen
halten...
Mit "Not Impossible" gibt's dann noch etwas aus der Abteilung Sprachsynthese.
"Worth an applause, don't you think?" meint Sound Anomaly. Gerne.
Aber nur, wenn Ihr verratet, wie Ihr's gemacht habt!
Fazit: Schlichtweg genial. Die bereits durch "First Contact"
geweckten Hoffnungen wurden nicht enttäuscht. Im Gegenteil: Fehlte
dem Debutalbum noch eine gewisse Brillanz, so ist "World Vibes" rundherum
gelungen und bezeugt abermals das hohe Kreativitätspotential von Sound
Anomaly.
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