Eigentlich müßte dieser Artikel mit den Worten
"Es war einmal..." beginnen, denn die Geschichte
von Martin Lindhe klingt fast wie ein Märchen. Angefangen
hat alles 1989 irgendwo in Südwestschweden, mit einem
Studienkreis den der damals 18jährige zusammen mit anderen
Jugendlichen damals gründete. Sie machten sich dabei
ein Förderprogramm des Staates zunutze, das die Anschaffung
technischer Geräte für solche Studienkreise finanzierte.
Gekauft wurden auch Musikinstrumente. Eine musikalische Ausbildung
hatte Martin Lindhe nicht, wohl aber kannte er bereits seit
seinen frühen Teenager-Jahren die Musik von Jean Michel
Jarre und Kraftwerk, die ihn sehr beeindruckte- und so war
er fasziniert von der Möglichkeit, selbst solche Musik
zu machen.
Später nahm er dann einen Bankkredit auf, angeblich um
neue Möbel für seine Wohnung zu erwerben, kaufte
tatsächlich mit dem Geld aber ein Studio und begann mit
seinen eigenen Instrumenten Musik zu machen. Verbreitung fand
diese Musik aber zunächst nur im Freundeskreis, wo sie
aber durchaus Zuspruch fand.
Dann 1999, lernte er seine künfigte Frau, eine Amerikanerin,
kennen, beschloß, mit ihr in die USA überzusiedeln.
Wehmütig komponierte er noch einige letzte Titel bevor
er sein Studio, seine Möbel, sogar seine CD-Sammlung
verkaufte - verschiffen wäre zu teuer gewesen. Er rechnete
nicht damit, so bald wieder im Besitz eigener Instrumente
zu sein. Aus reiner Verlegenheit, weil er nicht wußte
was er mit seiner Musik anstellen sollte - einen CD-Brenner
hatte er nicht - codierte er seine Titel als mp3s und deponierte
sie bei mp3.com. Als
Künstlernamen wählte er "Bassic", ein
Wortspiel aus "Bass" und "Basic".
Das bezeichnet Martin Lindhe heute als klügste Entscheidung
seines Lebens: Die Leute fingen an, seine Musik zu hören,
mochten sie - und machten Bassic zu einem der erfolgreichsten
Musiker auf mp3.com überhaupt!
Fast 5 Millionen mal ist mittlerweile ein Song von ihm als
mp3-Stream gehört oder heruntergeladen worden, etwa 150.000
mal alleine im Dezember 2001, täglich kommen 3000 bis
5000 "Plays" hinzu. Damit gehört er zur absoluten
Spitzenklasse, ist Dauergast in der Top 10 der "Top
Performers" - selbst Cyberstars aus dem Pop-Bereich
wie Emily Richards können da nicht mithalten.
Umsonst sollte das auch nicht sein: Das "Payback for
Playback"-Programms, über das mp3.com seinen Musiker
für jeden gespielten oder heruntergeladenen Song einen
gewissen Betrag zahlt, verhalft Martin Lindhe zu einem unverhofften
Geldsegen - fast 135.000 $ hat mp3.com bis heute überwiesen.
Das Geld steckte er in ein neues Haus und - natürlich
- in ein neues Studio
- und ist somit endlich wieder in der Lage, der Bitte seiner
Fans nach neuen Songs zu entsprechen.
Auf die Frage, welche Musiker ihn musikalisch beeinflußt
haben, gibt Bassic neben Jarre und Kraftwerk auch Vangelis
und Mike Oldfield an - gerade letzteren bewundert er sehr.
Die Musik seiner Vorbilder hört er auch heute noch -
die letzte CD, die er gekauft hat, war "Expo 2000"
von Kraftwerk.
Vor allem aber den Einfluß von Jarre hört man auch
den neueren Bassic-Titeln noch an. Die Songs bewegen sich
zwischen New Age, Ambient und Electronica, es dominieren angenehme
Klänge - und eingestreute Voice-Samples dürfen in
keinem Titel fehlen.
Neben den Tracks, die bei mp3.com frei erhältlich sind,
gibt es mittlerweile beim Konkurrenten Ampcast die "Lost
chronicles" mit "gelöschter, unfertiger
und verworfener" Musik - man solle sich das vorstellen
wie "Bonus-Features auf einer Film-DVD" meint Martin
Lindhe dazu.
Bassic-CDs sind bislang nur bei mp3.com erhältlich. Zur
Zeit verhandelt er allerdings mit einer großen Plattenfirma
über die Veröffentlichung einer regulären CD.
"Sehr, sehr wahrscheinlich" wird irgendwann im Frühjahr
zumindest in den USA eine Bassic-CD auch im regulären
Handel erhältlich sein.
Hauptberuflich arbeitet Martin Lindhe als Senior Art Director
bei Mackie Designs in Seattle, einem Hersteller von Mixern,
Recordern und Lautsprechern. Die Arbeit dort macht ihm soviel
Spaß, das er sie auch nicht aufgeben würde, wenn
er mit Bassic außerhalb von mp3.com den Durchbruch schaffen
würde.
Auch wenn die Einnahmen nach den Änderungen im Payback-Programm
bei mp3.com im Herbst sehr viel geringer geworden sind, verspricht
Bassic, dort weiter Musik zu veröffentlichen, solange
es dort Leute gibt, die ihn hören wollen. Denn wichtig
ist ihm, daß die Fans seine Seite besuchen und seine
Musik genießen. Und das tun sie zu genüge.
Frank Korf
|