Interview mit Otarion
Dieses mal war es Rainer Klein alias "Otarion", den Mails mit ein paar neugierigen Fragen erreichte. Die Antworten erhielten wir am 6. und am 8. Juli, und die wollen wir Euch natürlich nicht vorenthalten. Otarions Debut-CD "Es werde Licht" ist gerade bei Manikin Records erschienen.

Rainer, erzähl uns doch zunächst einmal ein bisschen etwas über Dich. Wo kommst Du her? Was machst Du, wenn Du keine Musik machst?

Ich komme aus dem Siegerland, genauer gesagt aus Netphen-Dreistiefenbach das liegt ca. 10 km nördlich von Siegen.
Wenn ich keine Musik mache, verdiene ich meine Brötchen (oder auch Synthesizer) als Kaufm. Angestellter in einem technischen Vertriebszentrum für Industrie -und Laborsteckverbinder sowie Bauteile rund um Sat- und BK Anlagen. Ausser der Musik interessiert mich noch besonders die Astronomie.
Und wenn es die Zeit noch zulässt, bin ich via Packet Radio als Funkamateur (Rufzeichen DG5DY) aktiv.

Seit wann machst Du Musik? Wie bist Du zur Elektronischen Musik gekommen?

Musik selber mache ich schon seit meiner Kindheit. Meine Eltern hatten wohl bemerkt, daß ich gerne musikalisch aktiv war. Sie förderten mich eben, so gut es Ihre finanziellen Möglichkeiten zuliessen, mit Instrumenten und musikalischer Ausbildung.
Zur EM bin sicher wegen verschiedener Faktoren gekommen. Zum Einen die Instrumente (Synthesizer, Orgel) zum Anderen die Platten (unter anderem JMJ, TD, KS) welche ich mir so um 1977 zulegte. Während dieser Zeit spielte ich als Keyboarder in einer Schülerband (Melody-Rock).
Schon früher frozelnden meine Musikerkollegen über meinen Hang zur EM. (.. Du mit Deiner "Klaus Schulze-Musik" ) Wer hätte damals gedacht, das ich mal auf einem Sampler zusammen mit KS zu hören bin.

Die Geschichte, wie es zu Deiner ersten Veröffentlichung kam, ist etwas ungewöhnlich. Erzähl mal.

So gegen Anfang 1991 lernte ich einen hier ansässigen Heilpraktiker kennen. Er spielte MC´s mit EM, während seine Patienten mit Akupunkturnadeln gespickt sich entspannten.
Nachdem ich ihm mal ein Band von mir mitbringen durfte, erzählte er mir, daß die meisten Patienten nur noch meine Musik hören wollten. Später wollten immer mehr von ihnen meine Musik auch zu Hause hören. So kopierte ich dann stundenlang MC´s am Feierabend, bis ich mir sagte: "Schluss - Ich mach jetzt ne Kassette". Und so entstand Ende 95 die MC "inside & outside".

Otarion - wo kommt der Name her, wie bist Du dazu gekommen?

Da ich auf der Radio Wellen - CD mit Sundance vertreten war, mußte ich von nun an GEMA Mitglied werden. Bei der GEMA war aber schon der Name Rainer Klein in der Datenbank eingetragen. Um Verwechslungen bei der Abrechung zu vermeiden, müsse ich mir entweder einen zweiten Vornamen oder ein Pseudonym zulegen. Letzteres habe ich dann getan.
Den Namen Otarion habe ich mir innerhalb eines Tages erkoren. Es ist ein griechisches Wort, und heisst übersetzt so viel wie - hören.

Bei den Schwingungen-Club-Wahlen bist zum zweitbesten Newcomer gewählt worden, obwohl Du neben Deinem Debut-Tape "Inside & Outside" nur einen Titel auf einem Sampler veröffentlicht hast. Hat Dich das überrascht?

Ja!
Ich habe Musik immer nur für mich selbst gemacht. Und auch das Band und der Titel Sundance sind vor diesem Hintergrund entstanden. Das heisst, kein Musikstück von mir wird mit dem Gedanken komponiert, dass es in erster Linie einem anderen Zuhörer gefallen soll. Sie sind der Ausdruck von meinen Gefühlen und Vorstellungen während ich Musik mache. Daher nochmals einen herzlichen Dank an die Schwingungen-Club-Wähler! Ich bin sehr stolz auf diese Ergebniss, und weiss es zu würdigen.

Gerade ist Deine erste CD erschienen, "Es werde Licht". Eine musikalische Umsetzung der Schöpfungsgeschichte. Wie bist Du auf dieses Thema gekommen?

Ich wollte ein Thema, welches noch nicht so oft musikalisch behandelt wurde, und die Phantasie anregt. Und plötzlich sagt man sich: "Das isses.. versuchs mal"

Dein Tape "inside & outside" trug den Untertitel "10 digital dreams", ging also auch schon in Richtung Konzeptalbum. Brauchst Du ein Thema, wenn Du Musik machst, oder ordnest Du die Titel nachher einem Thema zu?

Nein, zum Komponieren und Arrangieren brauche ich weder ein Thema noch ein Konzept. Meine Titel entstehen im Grunde aus dem "Bauch" heraus.
Je nach Stimmung und Laune weiss ich vorher nur ob die Musik ruhig, schnell, rythmisch usw. werden soll. Natürlich wirkt sich eine bestimmte Inspiration besonders positiv auf das werdende Musikstück aus. Also rein von der Arbeitsweise her benötige ich kein Konzept.
Allerdings bin ich der Meinung, wenn ich schon eine CD veröffentliche, sollte sie auch eine Geschichte oder ein Thema beeinhalten. Denn Musik hat viel mit Fantasie zu tun. Deshalb halte ich auch daran fest. Nur - es beeinflusst aber nicht den eigentlichen Inhalt bzw. die Musik. EM ist für mich immer auch experimentelle Musik. Wobei ich die harmonischen Klänge bevorzuge. Die Antwort auf den Punkt gebracht heisst, ein übergeordnetes Thema behalte ich im Hinterkopf, die "Untertitel" entstehen intuitiv während der Arbeit.

Wie sind die ersten Reaktionen auf die CD? Bist Du zufrieden?

Einfach toll. Am 21. Juni wurde die CD auf der Schwingungen-Club Grillfete vorgestellt. Über die Resonanz habe ich mich wirklich gefreut.
An dieser Stelle möchte ich erwähnen, das ich ohne die freundschaftliche Unterstützung von einigen Menschen so schnell keine CD produziert hätte. Danke an Alle!
Ich bin wirklich zufrieden.

Was hörst Du privat für Musik?

Ausser EM höre ich z.B. Musik von Genesis, Marillion, Pendragon oder Arena, um nur ein paar Gruppen zu nennen. Aber auch klassische Werke wie Adagio´s oder geistliche Orgel und Chorstücke höre ich gerne von Zeit zu Zeit.

Was hörst Du denn aus dem Bereich EM gerne?

Beim Hören gehts mir so wie beim Spielen.
Je nach "Seelenzustand" lege ich mir die passende Scheibe in den CD-Player. Konkret heisst das. Bin ich arg gestresst, lege ich z.B. Jonn Serrie auf. Ist das Gegenteil der Fall, dann geht eben die Post ab. hi hi Im Grunde ist mein persönlicher EM-Geschmack recht breit gefächert, aber - wie auch beim spielen, mag ich die harmonischen Sachen

Wie geht es weiter mit Otarion? Ist die nächste CD schon in Planung?

An Gedanken und Ideen mangelt es mir zu Zeit wirklich nicht. Aber ich möchte mich nicht selbst unter Druck setzen. Wie schon gesagt, ich mache Musik, die aus meinem "Inneren" kommt. Seele sollte sie haben. Das ist wichtiger, als jedes Jahr eine neue CD herausbringen zu wollen. Damit komme ich sicher auch den EM-Liebhaber(innen) entgegen.

 

Die Fragen stellte Frank Korf